Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
gehorchen. Als seine Beine ihm endlich wieder Folge leisteten, hatte er das furchteinflößende Gefühl, auf dünnem, brüchigem Eis zu gehen, auf dem jeder weitere Schritt in einer Katastrophe enden konnte.
»Daemon Sadi«, sagte Magstrom leise und schrieb den Namen säuberlich nieder. »Aus Hayll, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte Daemon. Er hatte den Eindruck, dass seine Stimme heiser und hohl klang. Magstrom war nicht anzumerken, ob es ihm ebenfalls auffiel.
»Bei unserer letzten Begegnung hast du gesagt, dass du ein dunkles Juwel trägst, wenn ich mich recht entsinne, aber ich weiß nicht mehr, welches.«
Als er Magstrom getroffen hatte, hatte er gesagt, dass sein Geburtsjuwel Rot sei, doch er hatte vermieden, seinen tatsächlichen Juwelenrang zu erwähnen. »Schwarz.«
Magstrom blickte auf, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. »Und du hast zwei Dienstleute mitgebracht?«
»Manny ist eine Hexe, die weiße Juwelen trägt. Jazen ist ein purpurner Krieger.«
Magstrom notierte die Informationen und drehte dann den Vertrag herum. »Unterschreibe einfach hier und setze anschließend deine Initialen in die Lücken für die anderen beiden Unterschriften. Somit übernimmst du die Verantwortung für deine Bediensteten.« Als Daemon sich hinunterbeugte, um den Vertrag zu unterzeichnen, flüsterte Magstrom: »Dieser Hof wäre auch meine Wahl für dich gewesen. Du gehörst dorthin.«
Ohne etwas zu sagen, trat Daemon von dem Tisch zurück, um Surreal Platz zu machen. Er warf Lucivar einen kurzen Blick zu. Der Eyrier starrte ihn nur mit glasigen goldenen Augen an.
»Name?«, fragte Magstrom.
»Surreal.«
Als sie nicht weitersprach, meinte Magstrom nachsichtig: »Obwohl der Familienname in Kaeleer nicht oft benutzt wird, ist es doch üblich, ihn offiziell zu verzeichnen.«
Surreal sah ihn unverwandt an. Dann lächelte sie heimtückisch. »SaDiablo.«
Magstrom keuchte, und Khardeen und Aaron starrten Surreal einen Moment lang mit offenem Mund an, bevor sie sich von dem Tisch abwandten.
Daemon schloss die Augen und hörte nicht auf die Erwiderungen. Da sie die uneheliche Tochter Kartane SaDiablos war, war ihre Aussage vermutlich gegen dessen Mutter Dorothea gerichtet gewesen. Es bestand kein Grund, weshalb sie wissen sollte, dass der Name den Einwohnern in Kaeleer etwas sagte.
»Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben!«, erklang es von zwei Stimmen im Gleichklang.
Daemon schlug die Augen auf. Aaron und Khardeen standen vor ihm und sahen zu, wie sich Surreal von dem Tisch entfernte.
Aaron sah ihn an. »Ist das wirklich ihr Familienname?«
Zuerst zögerte Daemon. Er wusste nicht, inwieweit es in Kaeleer als Schande betrachtet wurde, als Bastard auf die Welt gekommen zu sein, und er stand zu sehr in Surreals Schuld, als dass er etwas für sie Unvorteilhaftes preisgeben wollte. »Ihr Erzeuger trägt diesen Namen«, erwiderte er vorsichtig.
»Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«, wandte Aaron sich an Khardeen.
»Eintrittskarten verkaufen«, entgegnete Khardeen prompt. »Und dann einen sicheren Ort finden, von dem aus wir uns die Explosion in Ruhe ansehen können.«
Die Witze der beiden versetzten Daemon in Rage. »Gibt es ein Problem?«
»Das kannst du laut sagen«, meinte Khardeen schadenfroh. Dann setzte er eine ernsthafte Miene auf. »Weißt du, Surreal ahnt ja noch nicht, dass sie, indem sie sich eben öffentlich als Mitglied der Familie SaDiablo zu erkennen gab, Lucivar als Cousin dazu gewonnen hat.«
»Und wenn du denkst, dass Lucivar herrisch mit anderen Männern umspringt, solltest du erst einmal sehen, wie er mit den Frauen in seiner Familie umgeht«, fügte Aaron hinzu.
Mit Jaenelle auch?
Er stellte die Frage nicht, denn er wollte nicht in ihre ratlosen Mienen blicken, sollte ihnen der Name nichts sagen – allerdings wusste er auch nicht, was er tun würde, sollten sie ihn wiedererkennen. Am besten fragte er Lucivar danach – unter vier Augen. Und die Fragen an Lucivar, die ihm jetzt bezüglich Frauen und Familie auf der Zunge brannten … Auch die würde er später stellen.
»Und wir versuchen uns lieber gar nicht erst vorzustellen, was passiert, wenn sie sich auf eine Auseinandersetzung mit den Männern der Dea-al-Mon-Seite ihrer Familie einlässt«, sagte Khardeen.
»Weshalb sollten die überhaupt mit von der Partie sein?«, erkundigte sich Daemon.
»Weil sie Titians Tochter ist, die endlich nach Hause gekommen ist«, erklärte Aaron.
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