Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
zwei Tage waren alles andere als spurlos an ihr vorübergegangen.
Er hob sie von ihrem Sitz empor und kehrte zu seinem zurück, wo er sie sich auf den Schoß setzte.
»Du bist der Fahrer«, sagte Jaenelle. »Du musst dich konzentrieren.«
»Ich werde mich schon konzentrieren«, versprach er und schlang die Arme um sie. Sie hatte Recht. Die mentalen Pfade, die durch die Dunkelheit führten, ermöglichten es den Angehörigen des Blutes, schnell zu reisen, doch es konnte tödlich enden, wenn man mit den Winden unterwegs war und sich ablenken ließ. Selbst wenn man nur eine kleine Kutsche lenkte, musste man sehr aufpassen. »Ruh dich einfach aus. Wir werden am frühen Nachmittag auf der Burg eintreffen.«
Jaenelle legte den Kopf an seine Schulter. »Ich dachte, wir fahren nach Amdarh.«
Er zögerte ein wenig zu lange.
Sie hob den Kopf und blickte ihn an. In ihren Augen spiegelte sich eine Erkenntnis.
»Ich werde mich um die Angelegenheit in Amdarh kümmern«, sagte er.
»Nein.«
Sie war als Königin auf die Welt gekommen. Obwohl sie nicht mehr über einen Hof gebot, war sie immer noch eine Königin - und sie war immer noch seine Königin. Instinktiv verspürte er das Verlangen, sich Jaenelles Willen zu fügen, wenn sie ihm einen direkten Befehl erteilte, doch das letzte Jahr in Kaeleer hatte ihm gezeigt, dass Männer sich ihrer Königin durchaus widersetzen konnten, wenn ein Befehl mit einem zu großen Risiko für die Königin selbst verbunden war.
»Mir wird schon nichts passieren«, setzte er an.
»Dir ist aber schon etwas passiert«, fauchte sie ihn an.
Er musste sich zurückhalten, um nicht unwirsch zu reagieren. »Bisher hat derjenige, der dieses Spielchen spielt, nur
mit Worten gekämpft. Sobald bekannt wird, dass wir vorhaben, zu heiraten …«
»Könnte es sein, dass stärkere Waffen gegen uns eingesetzt werden. Dessen bin ich mir durchaus bewusst.«
»Ich kann ganz gut auf mich aufpassen.«
»Aber du glaubst nicht, dass ich es ebenfalls kann. Nur weil ich nicht über meine ganze körperliche Kraft verfüge, heißt das noch lange nicht, dass ich schwach bin.«
Aber du bist nicht so stark, wie du einmal warst - und wir wissen nicht, wie stark du wirklich bist. »Das weiß ich.«
Als sie sich in seinen Armen wand, hielt er sie noch fester, weil er glaubte, sie wolle sich ihm entziehen. Doch sie befreite nur ihre linke Hand aus den Falten ihres Umhangs und hielt sie empor.
»Wofür steht dieser Ring, Daemon?«
»Mein Versprechen, dich zu ehren, zu lieben und zu beschützen.«
»Abgesehen davon.«
Forschend betrachtete er ihr Gesicht und versuchte herauszufinden, was sie von ihm hören wollte.
»Für eine Partnerschaft«, sagte Jaenelle leise. »Du bist nach Hayll gegangen und hast ein schreckliches Spiel getrieben, um Dorothea und Hekatah abzulenken, weil es das war, was ich von dir wollte. Weil du es um meinetwillen - um unser aller willen - tun musstest . Und es hat dich gekostet. Glaube nicht, dass ich nicht weiß, wie viel es dich gekostet hat, Prinz.«
»Das war etwas anderes.« Bei dem Gedanken, wie grausam er mit seiner Familie umgegangen war, um sie vor schlimmerem Schaden zu bewahren, zog sich seine Brust krampfhaft zusammen, und das Atmen fiel ihm schwer.
»Ja, das war etwas anderes«, sagte Jaenelle. »Hierbei geht es nicht darum, einen Dienst bei Hofe zu erfüllen. Es geht nicht darum, ein Reich vor einem zerstörerischen Krieg zu bewahren. Das hier ist etwas Persönliches. Jemand hat es auf dich abgesehen. Und dieses Spiel wirst du nicht alleine zu Ende spielen, ob es dir nun gefällt oder nicht.«
Jaenelle würde jeden beschützen, den sie liebte, egal, wie hoch der Preis war. Wenn er sich weigerte, ihre Hilfe anzunehmen, würde sie alleine losziehen, um die Person zu finden, die Spielchen mit ihm und seinem Leben spielte. Wenn sie zusammen blieben, konnte er sie zumindest beschützen, während sie versuchte, ihn zu beschützen.
»Na gut, Partnerin«, sagte er. »Was schwebt dir also vor?«
Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß noch nicht so recht. Aber uns wird schon ein Weg einfallen, um die Quelle der Gerüchte ausfindig zu machen, die über dich kursieren.« Dann sah sie ihn durch ihre Wimpern hindurch an. »Wer wird also Mrs. Beale eröffnen, dass sie einen Monat lang Zeit hat, um ein Hochzeitsbankett vorzubereiten?«
Beim Feuer der Hölle! Mrs. Beale war eine großartige Köchin. Abgesehen davon hatte sie seiner Meinung nach eine unnatürliche Vorliebe für ihr
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