Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
gesehen, das Blut gesehen, und hatte aus einem entsetzten Impuls heraus diese Schlampe Vulchera am Arm gepackt, um ihr zu helfen, bevor sie den Grund erkannt hatte, warum ihr nicht mehr zu helfen war.
Silberne Fäden. Wie das Verworrene Netz, das mit dem Seidenhemd verwoben gewesen war.
Ohne Collyn zu beachten, der in der Tür stand und sich nicht traute, ins Zimmer zu kommen, stand Daemon neben Jaenelle und beobachtete, wie sie wieder das Blut von Rosalenes Händen wischte.
»Ich habe alles versucht.« Die Heilerin war eine Frau mittleren Alters, die gleichzeitig frustriert und verängstigt klang. »Ich habe jeden Heilungszauber versucht, den ich kenne, aber es gibt ja im eigentlichen Sinne nichts zu heilen.«
Jaenelle rief ein kleines Heilerinnenmesser mit kurzer Klinge herbei und setzte einen leichten Schnitt in Rosalenes Hand, der dem Verlauf eines der Silberfäden folgte. Dann legte sie das Messer beiseite, rief ein anderes herbei und stach sich damit selbst in den Finger.
Daemon knurrte. Eine reflexartige Reaktion auf den Geruch des Blutes seiner Königin, auf das Wissen, dass ihr Blut vergossen wurde.
Die Illusion, jemand streiche ihm sanft über den Rücken. Die Berührung war beruhigend genug, um die Instinkte eines Kriegerprinzen unter Kontrolle zu bekommen.
Als ein Tropfen ihres Blutes auf den Schnitt fiel, den sie in
Rosalenes Hand gemacht hatte, sagte Jaenelle: »Und das Blut soll zum Blute singen. Und im Blute.«
Die Heilerin befeuchtete ein kleines Stück Stoff mit einer heilenden Lotion und reichte es Jaenelle, die ein Dankeswort murmelte – und nicht meckerte, als Daemon ihr den Lappen abnahm und ihren Finger reinigte.
»Wisch ihr noch einmal die Hände ab«, bat Jaenelle die Heilerin.
Die silbrigen Fäden wurden noch einmal sichtbar, doch als sie dieses Mal verblassten, drang kein Blut mehr durch die Haut.
»Daran habe ich nicht gedacht«, gab die Heilerin zu. Jaenelle schüttelte den Kopf. »Es hätte auch keinen Unterschied gemacht, wenn du es getan hättest.«
*Weil der Zauber so gewoben wurde, dass er dein Blut erkennen konnte?*, fragte Daemon.
*Und deines.*
»Ich würde empfehlen, dass du ein paar Tage lang mehrmals täglich einen Heiltrank zu dir nimmst«, wandte sich Jaenelle an Rosalene. »Das wird deinem Körper dabei helfen, wieder zu Kräften zu kommen und das Blut zu ersetzen, das du verloren hast.«
»Darum kann ich mich kümmern«, sagte die Heilerin.
»Dann sind wir hier wohl fertig.« Jaenelle sah ihn aufmerksam an und überließ eindeutig ihm die Entscheidung.
Er war mehr als bereit, dieses Haus zu verlassen, doch als Kriegerprinz von Dhemlan hatte er gewisse Pflichten.
»Wir müssen uns alle ein wenig ausruhen«, sagte er zu Collyn, der immer noch in der Tür stand. »Ich werde heute Nachmittag zurückkommen, dann können wir beide besprechen, was gestern geschehen ist.«
Er führte Jaenelle aus dem Raum und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss … Richtung Freiheit.
*Ich weiß, dass du Verpflichtungen hast, Daemon, aber ich möchte nicht in diesem Haus übernachten*, sagte Jaenelle.
*Das werden wir auch nicht*, beruhigte er sie, während sie das Haus verließen und zur Kutsche gingen. *Es wurde
bereits alles so eingerichtet, dass wir auf dem Familienanwesen wohnen können, bis hier alles geklärt ist.* *
Sie blieb abrupt stehen. *Ist Holt deshalb mitgekommen? Es kam mir schon komisch vor, dass Beale einen Lakaien damit beauftragt, uns während einer Kutschfahrt zur Verfügung zu stehen, aber ich war mit anderen Dingen beschäftigt. *
*Holt ist zum Haus weitergereist, um Bescheid zu sagen, dass wir kommen.*
*Ah.*
Sie hatte grimmig, aber ruhig gewirkt, als sie die Leiche untersucht hatte. Sie hatte sich mit ihrem üblichen Geschick als Heilerin um Rosalenes Hände gekümmert.
Deshalb war er nicht darauf vorbereitet, als sie sich, sobald sie in der Kutsche saßen, in seine Arme warf und sich zitternd vor Qual an ihm festklammerte.
»Jaenelle …« Er hielt sie fest, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte – und da ihn diese Reaktion stärker erschütterte als irgendetwas sonst. »Jaenelle, was ist denn los?«
»Noch nicht«, flüsterte sie. »Bitte. Ich will noch nicht darüber reden, noch nicht darüber nachdenken. Ich möchte nicht nüchtern sein, wenn wir darüber sprechen.«
Mutter der Nacht. »Kannst du mir denn nicht wenigstens einen Hinweis geben?«
Als sie sich weit genug zurücklehnte, um ihn anzusehen, wirkte ihr Blick gehetzt. »Kennst
Weitere Kostenlose Bücher