Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
aufregender fanden, von ihr abgewandt hatten.
Jaenelle musterte sie aufmerksam. »Ja«, sagte sie langsam, »er wird so empfinden wie dein Erster Kreis, denn er hat etwas mit ihnen gemeinsam. Er gehört nicht zu dir.«
»Ich will ihn nicht als Haustier«, fauchte Cassidy. Oder als sonst irgendwas, fügte sie im Stillen hinzu.
»Sei nicht dumm.«
Cassidy zitterte, als sie einen Hauch von Mitternacht in Jaenelles Stimme hörte und sich daran erinnerte, mit wem sie sprach. »Verzeih mir, Lady.«
Jaenelle ging zu den Fenstern hinüber und starrte eine Minute lang hinaus, bevor sie sich wieder zu Cassidy umdrehte.
»Eine simple Wahrheit, Schwester«, sagte Jaenelle. »Theran Grayhaven gehört nicht zu dir. Das wird er niemals. Er versteht das noch nicht, doch du wirst es akzeptieren müssen. Als Ersten Begleiter musst du ihn als persönliche Wache und Begleitung bei offiziellen Anlässen betrachten. Irgendwann könnt ihr vielleicht Freunde werden, aber selbst wenn nicht, könnt ihr gut zusammen auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten, Dena Nehele wieder aufzubauen. Aber er wird nie im wirklichen Sinne ein Mitglied deines Hofes sein. Erwarte nicht, dass er das wird.«
Eine seltsame Stille beherrschte den Raum. Seltsam für sie, musste Cassidy zugeben. Hexe musterte sie einfach – und wartete.
»Sollen wir jetzt mit den Männern zum Essen gehen?«, fragte Jaenelle schließlich. »Oder soll ich dich entschuldigen und Prinz Theran allein nach Dena Nehele zurückschicken?«
TERREILLE
Während sie an den vergangenen Abend zurückdachte, schob Cassidy vorsichtig den Vorhang zurück und sah aus dem schmutzigen Fenster. Es ist nur für ein Jahr, dachte sie.
Und wenn die anderen Tage auch nur annähernd so würden
wie die Reise nach Dena Nehele, würde es ein sehr langes Jahr werden.
Natürlich war sie wahrscheinlich nicht die Einzige, die die Tage zählte, bis Theran sie zum Schwarzen Askavi zurückbringen konnte. Besonders nachdem sie die Gemächer der Königin abgelehnt hatte.
Es war offensichtlich gewesen, dass man hart gearbeitet hatte, um die Räume zu reinigen, doch sie ertrug es kaum, auch nur darin zu stehen. Sie konnte nicht einmal daran denken, dort zu leben . Sie hatte keine Ahnung, was im Schlafzimmer einer Königin geschehen sein konnte, das so ein Gefühl hinterließ, aber eine bedrückende, hämische Grausamkeit schien aus den Wänden hervorzusickern.
Sie war geflohen. Im Flur war sie stehen geblieben und hatte krampfhaft ein Würgen unterdrückt, während sie versuchte, zu erklären, warum sie die Räume nicht nutzen konnte.
Theran hatte ihr mit wütend zusammengepressten Lippen zugehört, als sei ihre Unfähigkeit, die Gemächer zu nutzen, die man für sie vorbereitet hatte, eine Beleidigung seines Volkes – oder eine Bestätigung seiner Meinung, dass sie nicht gut genug war, um als Territoriumskönigin zu regieren. Schließlich hatte er gesagt: »Die Lady muss tun, was sie für richtig hält.«
Nahe genug am Protokoll. Unter Auslassung des Flügels, den Theran für seine Familie gewählt hatte, erkundete sie schnell die restlichen verfügbaren Wohnräume und fand schließlich ein paar Zimmer, die sie willkommen zu heißen schienen, auch wenn sie staubig und ganz offensichtlich schon lange nicht mehr benutzt worden waren.
Die als Dienstboten eingestellten Blutleute wuselten umher, um Bad und Schlafzimmer so weit zu säubern, dass sie einziehen konnte. Matratze und Bettzeug aus dem anderen Schlafzimmer waren neu und hatten die unreine mentale Signatur des Raums noch nicht aufgenommen. Die Erleichterung in den Gesichtern der Diener, als sie sich bereit erklärt hatte, sie zu benutzen, war schmerzhaft anzusehen
gewesen – und hatte ihr mehr über die Königinnen verraten, die hier geherrscht hatten, als alles, was Theran ihr während der Reise widerstrebend erzählt hatte.
Heute Vormittag würde er sie den anderen Kriegerprinzen vorstellen. Einhundert Männer, einschließlich Theran. Alles, was von ihrer Kaste noch übrig war, nachdem in den Säuberungsaktionen der Königinnen so viele Männer umgekommen waren, die sich Dorotheas Vorstellung vom Blut nicht hatten beugen wollen. Bei den Aufständen der Landen, die begonnen hatten, nachdem Dorotheas Makel aus den Reichen entfernt worden war, hatten sie sogar noch mehr Männer verloren. Es musste Jungen dieser Kaste geben, die nicht mitgezählt wurden, doch sie vermutete, dass man sie irgendwo versteckt hatte und im Geheimen ausbildete – und damit
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