Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
seine Hemden nicht mehr nach ein paar Waschgängen aufgegeben und sich nur noch hin und wieder eines ausgeborgt. Ich schätze, da war sie wohl in einem Alter, in dem sie einfach gerne seine Hemden getragen hat – und ihr die kleine Rebellion gegen einen Vater gefiel, der es vorzieht, wenn Frauen sich zum Abendessen angemessen kleiden.«
»Sie nahm also anständig gekleidet, aber in einem Herrenhemd am Tisch Platz«, schlussfolgerte Daemon – und
fragte sich, ob Saetan dieses Manöver für amüsant oder unangebracht gehalten hatte.
Er vermisste sie so sehr, dass es wehtat. Vermisste sie so sehr, dass die Einsamkeit sich in seine Eingeweide fraß. Letzte Nacht hatte er nicht schlafen können, weil ihre Abwesenheit ihn an all die qualvollen Nächte erinnert hatte, in denen er geglaubt hatte, sie sei tot.
Aber das hatte er sich selbst angetan. Er hatte sie fortgeschickt, um sie vor einem potentiell gefährlichen Gegner zu schützen.
Ihm selbst.
Aber er musste zum Bergfried. Musste bei ihr sein. Und musste daran glauben, dass Saetan tun würde, was nötig war, sollte er eine Grenze überschreiten, die nicht überschritten werden durfte.
»Der Geruch des Höllenfürsten steht also für Sicherheit«, nahm Daemon den Faden wieder auf. »Was bekommt sie von mir?«
Jazen musterte ihn eingehend, bevor er leise sagte: »Wenn ich das richtig sehe, bist du der einzige Mann, den Lady Angelline jemals als Liebhaber akzeptiert hat. Bedenkt man, was in ihrer Vergangenheit vorgefallen ist, würde ich sagen, dein Geruch steht für Vergnügen und Liebe – und Vertrauen.«
TERREILLE
»Du hirnloser, starrköpfiger Esel.«
Theran blieb am Rand der Terrasse stehen und sah Cassidy an. Die Worte, die in seiner Kehle brannten, erstickten ihn fast. Er wollte kämpfen, wollte seine eigenen Ansichten und Enttäuschungen ausspucken, doch er wagte es nicht. Nicht, nachdem Talon von einem unerwarteten Besuch im Bergfried zurückgekehrt war und ihm klipp und klar gesagt hatte, dass der Hauptmann der Wache von nun
an hinter seiner Königin stehen würde, egal worum es ging. Punktum.
Was auch immer Lady Cassidy nun also sagte oder tat – wenn sie sich über ihn beschwerte, würde er im Unrecht sein.
Das einzig Gute an Cassidys Gekeife heute Morgen war der Ausdruck auf Grays Gesicht. Vielleicht ging seinem Cousin nun langsam auf, dass Cassidy doch nicht so wundervoll war.
»Richtungsanweisungen sind wohl überflüssig«, sagte eine raue Stimme. »Wenn das Temperament mit ihr durchgeht, klingt das Mädchen genau wie ihre Mutter.«
Cassidys Augen weiteten sich in ahnungsvollem Erstaunen.
»Poppi?«, fragte sie, als sie sich der Terrassentür zuwandte und den massigen Fremden entdeckte. »Poppi?«
»Hallo, mein Kätzchen.«
Dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie sich dem Mann in die Arme warf, der sie so fest packte, dass sie den Boden unter den Füßen verlor.
Ich habe sie noch nie gesehen, wenn sie glücklich war , dachte Theran und fühlte sich unbehaglich bei dieser Erkenntnis, da dies vielleicht zum Teil seine Schuld war.
*Wer ist das?*, fragte Gray, als er zu Theran an den Rand der Terrasse trat.
Die mentale Kommunikationsform überraschte Theran, da Gray sie nur selten einsetzte.
*Ich weiß es nicht*, antwortete Theran. *Aber er scheint sie gut zu kennen.*
Eine kurze Regung in Gray, zu schnell verschwunden, um erkennbar zu sein.
Der Mann stellte Cassidy auf die Füße und lächelte breit, als er ihr über die Arme strich. Doch das Lächeln verschwand, als er ihre Hände ergriff und mit den Daumen über die Handflächen fuhr. Trauer legte sich auf sein Gesicht, als er ihre Hände betrachtete.
»Poppi …«, setzte Cassidy an.
»Nein«, unterbrach er sie fest. »Es ist besser, wenn wir nicht darüber sprechen.« Er nickte, als hätte er einen Entschluss gefasst. »Ja, ich denke das wird das Beste sein.«
Theran sah, wie Ranon hinter dem Fremden erschien, und dachte sich, es wäre besser, seine Pflicht als Erster Begleiter zu erfüllen, bevor Ranon das für ihn übernahm. Also fragte er: »Lady?« Eine höfliche Bitte um Information.
»Oh.« Nervös hängte sie sich bei dem Fremden ein und wandte sich ihm zu. »Poppi, das ist Prinz Theran Grayhaven, mein Erster Begleiter. Und das ist sein Cousin, Gray.« Sie sah über die Schulter. »Und das ist Prinz Ranon.«
»Meine Herren«, sagte der Mann und tippte sich mit zwei Fingern an die Krempe seines alten braunen Hutes.
Scheint kein Problem damit zu haben,
Weitere Kostenlose Bücher