Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
kennenlernen. Sie dachte, du solltest auch eines haben.«
Theran schlug das Buch zu. Seine Finger strichen über den Ledereinband. »Ich werde nach den Feiertagen ein angemessenes Schreiben aufsetzen, aber bitte, richte ihr meinen Dank aus. Das hier ist … etwas Besonderes.«
»Nun gut.« Talon erhob sich. »Ich sollte wohl…«
»Kannst du nicht bleiben?« Theran legte das Buch beiseite und sah den Mann an, der ihn großgezogen hatte.
»Hast du gelogen, was diese Feiern und Einladungen angeht, die du für heute Abend hattest?«, fragte Talon.
»Nein, ich habe nicht gelogen. Ich wollte heute Abend wirklich nicht auf noch eine Feier. Aber ich würde gerne etwas Zeit mit dir verbringen. Vielleicht eine Runde Karten oder Schach spielen?«
»Gibt es um Mitternacht wieder diesen blutroten Rum?«
»Natürlich.«
Talon lächelte »Dann wollen wir doch mal sehen, ob du mittlerweile Schachspielen kannst.«
Das sagte Talon jedes Mal, wenn sie gegeneinander spielten, auch wenn Theran fast die Hälfte der Partien gewann.
Lächelnd rief Theran das Schachspiel herbei, das er vor einigen Jahren ebenfalls zu Winsol bekommen hatte.
Sie spielten bis Mitternacht, dann teilten sie die traditionelle Tasse heißen, blutroten Rum, um Winsol zu feiern. Eine Stunde später sprang Talon auf die Winde auf und reiste Richtung Eyota.
Danach saß Theran noch eine weitere Stunde am Feuer, schwenkte den Kognak in seinem Glas und starrte in die Flammen – und fühlte sich seltsam zufrieden.
Kapitel fünfunddreißig
KAELEER
L ady Kermilla.« Sabrina wies auf den Besucherstuhl, bevor sie hinter dem Schreibtisch Platz nahm. »Ich gewähre am Tag nach dem Winsol-Fest gewöhnlich keine Audienzen, aber ich dachte, diese Unterredung sollte nicht länger warten – weshalb auch mein Haushofmeister deiner Bitte nachgegeben und dieses Treffen vereinbart hat.«
Kermilla setzte sich. »Es hat ein schreckliches Missverständnis gegeben.«
»Ja.« Sabrina öffnete das Dossier auf ihrem Schreibtisch. »Die Schuld an diesem Fehler trage ich genauso wie du. Ich dachte, ein Erster Kreis, der bereits routiniert zusammenarbeitet, könnte die Unerfahrenheit einer Königin, die ihren ersten Bezirk übernimmt, ausbalancieren. Unglücklicherweise war dies nicht der Fall, und zu viel Schaden wurde angerichtet, bevor die Schwierigkeiten augenfällig wurden, als dass man die Angelegenheit noch auf andere Art und Weise richten könnte als durch einen Neuanfang. «
Kermilla runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
Sabrina seufzte und lehnte sich zurück. »Wie bei anderen Blutleuten, deren angeborene Fähigkeiten an ihre Kaste gebunden sind, besitzen Königinnen das instinktive Verlangen, zu herrschen und die Verbindung des Blutes zum Land aufrechtzuerhalten. Eine Königin kommt als solche zur Welt, doch sie braucht Übung, um eine gute Königin zu werden. Normalerweise wärst du aus der Ausbildung bei einer Bezirkskönigin in den Dienst des Zweiten oder Dritten Kreises einer Provinzkönigin übergegangen, um deine Lehre fortzusetzen. Stattdessen hast du die Stellung einer anderen
Königin übernommen, indem du dir ihren Hof und die Dörfer, über die sie herrschte, angeeignet hast.«
»Der Hof wollte mir dienen!« Sabrinas Worte stachen, denn es klang, als hätte Cassidy ihr die Dinge überlassen, die die fleckengesichtige Schlampe nicht mehr wollte. Dabei hatte sie die Männer für sich gewonnen.
»Ja, das wollten sie«, sagte Sabrina. »Und die Entscheidung, dir die Herrschaft über Bhak und Wollheim zu übertragen, war auf ihrer Erfahrung gegründet, nicht auf der deinen. Und auf der Annahme, sie hätten die Stärke, gemeinsam standzuhalten, wenn deine Unerfahrenheit drohen sollte, den Hof oder die Menschen unter deiner Herrschaft in Schwierigkeiten zu bringen. Dies war nicht der Fall.«
Kermilla hob das Kinn. »Ein Freund brauchte meine Hilfe und meinen Rat. Da sie erfahren waren, dachte ich, mein Hof wäre in der Lage, Bhak und Wollheim während meines Besuches in Dena Nehele zu führen. Ich habe mich geirrt.«
»Besuch?« Sabrina trommelte ungeduldig mit den gegeneinandergedrückten Fingerspitzen. »Du warst seit dem Frühsommer nicht mehr in Bhak. Dem Dorf, das du regierst, fast ein halbes Jahr fernzubleiben, ist kein Besuch bei einem Freund; es ist eine offensichtliche Vernachlässigung deiner Pflichten – vor allem angesichts deines vorläufigen Einjahresvertrags, um dich des Herrschens fähig zu erweisen. Wenn du wirklich so viel Zeit
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