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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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daß er zu stürmisch wird«, sagte Anne.
    »Wie meinst du das?«
    »Manchmal kann er gar nicht, wird gar nicht steif. Es ist ekelhaft. Ich liege unter ihm, und er wälzt sich herum und schwitzt und stöhnt. Und dann wird er wütend, und zwar auf mich! Als wäre das meine Schuld!«
    »Liegt es am Wein?« fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln. »Du kennst ihn doch. Er ist abends immer halb betrunken.«
    »Und wenn du ihm erklärst, daß du schwanger bist …«, meinte ich.
    »Im Juni werde ich es ihm ohnehin mitteilen müssen, nicht?« bemerkte sie. »Sobald das Kind sich regt. Dann sagt er die Staatsreise ab, und wir können alle in Hampton Court bleiben. George muß mit ihm ausreiten und jagen und Jane, das Mondgesicht, von ihm fernhalten.«
    »Das würde nicht einmal der Erzengel Gabriel schaffen«, meinte George lässig. »Du hast das Muster selbst vorgegeben, Anne, und es wird dir noch leid tun. Die Mädchen versprechen ihm alle das Blaue vom Himmel und halten ihn sich auf |555| Armeslänge vom Leib. Es war einfacher, als alle noch wie unsere hübsche Mary waren: Sie tollten mit ihm herum und wurden dafür mit Herrenhäusern belohnt.«
    »Die Herrenhäuser hast, glaube ich, du bekommen«, wandte ich scharf ein. »Und Vater. Und William Carey. Wenn ich mich recht erinnere, sind für mich ein Paar bestickte Handschuhe und ein Perlenhalsband übriggeblieben.«
    »Und er hat ein Schiff nach dir benannt und dir ein Pferd geschenkt«, erinnerte mich Anne mit präzisem Neid. »Und unzählige Kleider und ein neues Bett.«
    George lachte. »Eine Inventarliste, die einer Haushaltsvorsteherin Ehre machen würde, Anne.« Er zog sie zu sich auf das Kissen. Ich schaute die beiden an, so vertraut wie Zwillinge, Seite an Seite auf dem großen Bett Englands.
    »Ich gehe jetzt«, sagte ich knapp.
    »Renn nur zu deinem Sir Niemand«, rief mir Anne über die Schulter hinweg nach und schloß dann die reichbestickten Bettvorhänge, so daß sie vor meinen Blicken verborgen waren.
     
    William wartete im Garten auf mich. Er schaute mit düsterer Miene auf den Fluß.
    »Was ist los?«
    »Er hat Fisher verhaftet«, sagte er. »Ich hätte nie gedacht, daß er das wagen würde.«
    »Bischof Fisher?«
    »Ich dachte, er sei sicher. Henry hat ihn immer geliebt, und es schien, als könnte er sogar Königin Katherine verteidigen und ungeschoren davonkommen. Er hat stets zu ihr gehalten. Sie wird um ihn trauern.«
    »Aber er wird doch nur ein, zwei Wochen im Tower eingesperrt, bis er sich entschuldigt?«
    »Es hängt davon ab, was sie von ihm verlangen. Er wird den Erbfolgeschwur nicht leisten, da bin ich sicher. Er kann nicht sagen, daß Elizabeth an Stelle von Mary Königin werden soll. Schließlich hat er zu dem Thema dieser Ehe ein Dutzend Bücher geschrieben und Hunderte von Predigten gehalten. Da kann er schlecht ihre Tochter enterben.«
    |556| »Dann bleibt er im Tower«, meinte ich.
    »Wahrscheinlich«, erwiderte William.
    Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Warum machst du dir solche Sorgen?« fragte ich. »Er hat dort seine Bücher und seine Sachen, kann Besuch von seinen Freunden empfangen, und am Ende des Sommers entläßt man ihn wieder.«
    William faßte mich bei den Händen. »Ich war dabei, als Henry anordnete, ihn in den Tower zu stecken«, sagte er. »Er hörte die Messe und wickelte dabei seine Geschäfte ab. Mary, er hat während der Messe einen Bischof in den Tower geschickt!«
    »Er erledigt seine Geschäfte immer während des Gottesdienstes«, erwiderte ich. »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Es sind Henrys Gesetze«, sagte mein Mann und ließ meine Hände nicht los. »Erst der Erbfolgeschwur, jetzt die Suprematsakte. Es sind nicht mehr die Gesetze dieses Landes, sondern Henrys Gesetze, Fallen für seine Feinde, deren Opfer Fisher und More bereits geworden sind.«
    »Er wird sie doch wohl nicht enthaupten lassen …«, wandte ich ein. »Also William, wirklich! Den am meisten verehrten Geistlichen im Land und den ehemaligen Lordkanzler, er wird nicht wagen, sie hinzurichten.«
    »Wenn er es wagt, sie wegen Hochverrat anzuklagen, ist niemand von uns mehr sicher.«
    Ich merkte, daß ich ebenfalls flüsterte: »Warum?«
    »Weil ihm dann bewußt wird, daß der Papst seine treuen Diener nicht beschützt. Daß die englischen Männer und Frauen sich nicht gegen seine Tyrannei erheben. Daß niemand so geachtet ist, niemand so gute Beziehungen hat, als daß er ihn nicht verhaften und unter einem neu geschaffenen Gesetz festhalten

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