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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Peterskirche von Hever angefangen und bereits einen halben Quadratmeter Himmel gestickt, der wirklich sehr eintönig war, nichts als Blau. Ich hatte drei Briefe an Anne und George geschrieben und sie von einem Boten an den Hof in Eltham schaffen lassen. Dreimal war er für mich dorthin geritten und hatte als Antwort nichts außer ihren besten Wünschen mit zurückgebracht.
    Am Ende der zweiten Woche ließ ich mir am Morgen mein Pferd aus dem Stall bringen. Von nun an machte ich lange Ausritte ohne Begleitung, denn ich war zu mißmutig, um die Gesellschaft selbst der ruhigsten Diener zu ertragen. Ich versuchte meine Launen zu verbergen. Ich dankte der Magd für jeden kleinen Dienst, den sie mir erwies. Ich setzte mich vor mein Essen und neigte das Haupt, wenn der Priester das Tischgebet sprach, als hätte ich nicht den dringenden Wunsch, aufzuspringen und meinen Unmut in alle Welt zu schreien. Meinen Unmut darüber, daß ich hier in Hever gefangensaß, während der Hofstaat ohne mich von Eltham nach Windsor umzog. Ich versuchte mit aller Macht, den Zorn darüber zu unterdrücken, daß ich dem Hof so fern war, daß ich so weit weg von allem war, was dort geschah.
    In der dritten Woche verfiel ich in resignierte Verzweiflung. Ich hatte von niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen gehört und schloß daraus, daß Henry nicht nach mir schicken würde, daß mein Ehemann störrisch war und wohl kaum eine Frau wiederhaben wollte, die mit der Schande behaftet war, |70| daß der König zwar mit ihr geflirtet, sie aber nicht zu seiner Mätresse gemacht hatte. Eine solche Frau konnte den Ruhm ihres Gatten nicht mehren. Eine solche Frau ließ man am besten auf dem Land. In der zweiten Woche schrieb ich zweimal an Anne und George, doch sie antworteten auch jetzt nicht. Aber dann, am Dienstag der dritten Woche, erhielt ich eine gekritzelte Notiz von George:
     
    Nicht verzweifeln! Ich wette, Du glaubst, daß wir Dich alle im Stich gelassen haben. Er spricht ständig von Dir, und ich erinnere ihn an Deine unzähligen Reize. Ich glaube, er wird wohl noch diesen Monat nach Dir schicken. Sorge dafür, daß Du dann gut aussiehst.
    Geo.
    Anne läßt Dir ausrichten, daß sie Dir auch bald schreibt.
     
    Georges Brief war die einzige Erleichterung während meiner langen Wartezeit. Inzwischen war der Mai gekommen, der glücklichste Monat bei Hof, weil mit ihm die Zeit der Picknicks und Reisen wieder anfängt.
    Ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte. Ich hatte überhaupt keine nennenswerte Gesellschaft. Meine Magd schwatzte beim Ankleiden mit mir. Das Frühstück nahm ich allein am Ehrentisch ein, und ich sprach nur mit Bittstellern, die mir Geschäfte vortrugen, die mein Vater erledigen sollte. Ich spazierte ein wenig im Garten umher. Ich las verschiedene Bücher.
    An den langen Nachmittagen ließ ich mir mein Jagdpferd bringen und durchstreifte die Landschaft in immer weiteren Bögen. Ich lernte allmählich die kleinen Straßen und Pfade kennen, die um mein Heim verliefen, und begann sogar einige Pächter auf ihren kleinen Höfen wiederzuerkennen. Ich lernte ihre Namen und zügelte das Pferd, wenn ich einen Mann auf dem Feld arbeiten sah, fragte ihn danach, was er anbaute und wie es ihm ging. Es war die beste Jahreszeit für die Bauern. Das Heu war gemäht und trocknete in langen Reihen, bis man es mit Gabeln zu großen Haufen auftürmte und abdeckte, damit |71| es als Winterfutter trocken lagerte. Auf den Feldern standen Weizen, Gerste und Roggen gut. Die Kälber wurden fett von der Milch ihrer Mütter, und in allen Bauernhäusern und Hütten des Landes zählte man den Erlös vom alljährlichen Holzverkauf.
    Es war eine kurze Zeit der Muße, ein Verschnaufen von der harten Arbeit, und die Bauern hielten kleine Tanzfeste auf dem Dorfanger und Rennen und andere Belustigungen ab, ehe die Ernte begann.
    Ich war inzwischen vertraut mit dem Land außerhalb der Gutsmauern, mit den Bauern und den Feldfrüchten, die sie anbauten. Als sie einmal zur Abendessenszeit vor mir erschienen und Beschwerde führten, daß ein bestimmter Mann das Stück Land, das man ihm überlassen hatte, nicht ordentlich beackerte, da wußte ich sofort, wovon sie sprachen, denn am Tag zuvor war ich dort vorbeigeritten und hatte gesehen, daß auf dem Feld Unkraut und Nesseln wuchsen, es war das einzige verwahrloste Feld inmitten der anderen, gut gepflegten Parzellen. Es war mir ein leichtes, diesen Pächter zu verwarnen, während ich dabei mein Abendessen zu mir

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