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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Sommer, jagten und tanzten jeden Tag. Als der Hof im November nach Greenwich zurückkehrte, flüsterte ich ihm zu, daß ich schwanger sei.
    Sofort wurde alles anders. Ich zog in neue Gemächer und bekam eine eigene Hofdame zugewiesen. Henry kaufte mir einen dicken Pelzumhang, damit ich nur ja nicht fror. Hebammen, Heilkundige und Wahrsager gingen in meinen Gemächern ein und aus. Und allen wurde die lebenswichtige Frage gestellt: »Wird es ein Junge?«
    Die meisten antworteten mit ja und wurden mit einer Goldmünze entlohnt. Mutter lockerte mir das Mieder, und ich durfte nachts nicht mehr mit dem König das Bett teilen, sondern mußte allein liegen und beten, daß ich seinen Sohn unterm Herzen trug.
    Die Königin betrachtete meinen schwellenden Leib mit schmerzvoll dunklen Augen. Ich wußte, daß auch ihre Blutungen ausgeblieben waren, aber bei ihr kam als Ursache keine Schwangerschaft in Frage. Während aller Weihnachtsfestlichkeiten, Maskenspiele und Tänze lächelte sie unaufhörlich. Sie beschenkte Henry reich, was ihm sehr gefiel. Nach dem Maskenspiel am Dreikönigstag bat sie ihn um eine Unterredung unter vier Augen. Und sie brachte, Gott weiß wie, den Mut auf, ihm ins Angesicht zu bekennen, daß sie nun sicher sei, eine unfruchtbare Frau zu sein.
    »Sie hat es mir selbst gesagt«, berichtete mir Henry an jenem Abend empört. Ich saß in seinem Schlafgemach, in |158| meinen Pelzumhang gehüllt, einen Krug Glühwein in der Hand, und hatte die nackten Füße vor dem munter brennenden Kaminfeuer untergeschlagen. »Ohne die geringste Scham.«
    Ich erwiderte nichts. Es stand mir nicht zu, Henry darauf hinzuweisen, daß es keine Schande war, wenn eine Frau von beinahe vierzig Jahren keine Blutungen mehr hatte. Niemand wußte besser als er, daß sie ihm am liebsten, wenn ihre flehentlichen Gebete erhört worden wären, mindestens ein halbes Dutzend kräftige Söhne geschenkt hätte. Aber das hatte er jetzt vergessen. Seiner Meinung nach hatte sie ihm verweigert, was ihm zustand. Wieder einmal wurde ich Zeugin jener gewaltigen zornigen Entrüstung, die ihn stets packte, wenn er sich enttäuscht fühlte.
    »Die arme Frau«, sagte ich.
    Er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. »Die reiche Frau«, verbesserte er mich. »Ehegattin eines der reichsten Männer Europas, Königin von England, nichts weniger. Und was hat sie dafür vorzuweisen? Nichts als die Geburt eines einzigen Kindes, noch dazu eines Mädchens.«
    Ich nickte. Es war sinnlos, mit Henry zu streiten.
    Er beugte sich über mich und legte zart die Hand auf die harte Rundung meines Bauchs. »Und wenn da drin mein Junge ist, dann wird er den Namen Carey tragen«, meinte er. »Was nützt das dem Land? Was nützt es mir?«
    »Doch alle werden wissen, daß er Euer Sohn ist«, erwiderte ich. »Jedermann wird wissen, daß Ihr ein Kind mit mir zeugen konntet.«
    »Aber ich brauche einen rechtmäßigen Erben«, meinte er ernsthaft, als könnte ich oder die Königin oder sonst eine andere Frau ihm auf Befehl einen Sohn schenken, wenn er es nur wünschte. »Ich brauche einen Sohn, Mary. England braucht einen Erben von mir.«

|159| Frühling 1524
    Während all der langen Monate im Exil schrieb mir Anne wöchentlich. Ich mußte an die verzweifelten Briefe denken, die ich ihr seinerzeit geschickt hatte, als man mich vom Hof verbannt hatte. Ich erinnerte mich auch daran, daß sie sich damals nicht die Mühe gemacht hatte, mir zu antworten. Nun war ich bei Hof, und sie war draußen in der Finsternis, und ich kostete in schwesterlichem Triumph meine Großmütigkeit aus, ihr oft zurückzuschreiben. Ich ersparte ihr auch nicht die Neuigkeit über meine Schwangerschaft und Henrys Entzücken darüber.
    Unsere Großmutter Boleyn war nach Hever beordert worden, um Anne Gesellschaft zu leisten, und die beiden, die junge, elegante Frau und die weise Alte, stritten sich Tag und Nacht und machten einander das Leben zur Hölle.
     
    Wenn ich nicht bald an den Hof zurückkehren kann, verliere ich den Verstand
.
    Großmutter Boleyn knackt mit bloßen Händen Haselnüsse und läßt die Schalen einfach fallen. Sie knirschen unter jedem Schritt wie Schneckenhäuser. Sie besteht darauf, daß wir jeden Tag im Garten spazierengehen, auch wenn es regnet. Sie glaubt, Regenwasser sei gut für die Haut, und behauptet, Engländerinnen hätten deswegen einen so vollkommenen Teint. Ich sehe mir ihre wettergegerbte, lederige alte Haut an und weiß, daß ich lieber im Haus bleiben möchte.
    Sie riecht

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