Die Schwestern des Lichts - 3
Kahlan.
Richard schüttelte den Kopf. »Er tut nur, was er für richtig hält. Der Wunsch, sein Volk zu schützen, ist größer als der, mich umzubringen. Müßte ich einen Mann aussuchen, der an meiner Seite kämpft, ich würde ihn wählen, sosehr er mich auch haßt. Der Narr bin ich, weil ich ihn nicht dazu bringen konnte, die Wahrheit zu erkennen.« Er drehte sich zu ihr um. »Ich muß nach Norden gehen. Ich muß sie aufhalten.«
Kahlan sah sich um. »Es sind noch ein paar andere Männer hier. Wir werden so viele zusammentrommeln, wie wir können, und -«
Er schüttelte den Kopf und schnitt ihr das Wort ab. »Nein. Es wären nicht genug. Außerdem brauchen wir hier jeden Mann, der einen Bogen oder Speer halten kann, um das Dorf zu verteidigen, falls ich mich irre. Die Ältesten müssen mit dem Festmahl fortfahren. Wir brauchen die Versammlung unbedingt. Das ist das wichtigste. Ich werde allein gehen. Ich bin der Sucher. Vielleicht kann ich sie aufhalten. Vielleicht hören sie auf einen einzelnen Mann und sehen, daß er keine allzugroße Bedrohung darstellt.«
»Also gut. Warte hier. Ich bin gleich zurück.«
»Wieso?«
»Ich muß mein Konfessorkleid anlegen.«
»Du kommst nicht mit!«
»Ich muß. Du sprichst nicht ihre Sprache.«
»Kahlan, ich möchte nicht…«
»Richard!« Sie packte sein Hemd mit ihrer Faust. »Ich bin die Mutter Konfessor! Solange ich etwas zu sagen habe, wird es direkt unter meinen Augen keinen Krieg geben! Du wartest hier!«
Sie ließ sein Hemd los und eilte davon. Die Mutter Konfessor erwartete keine Antwort auf ihre Anweisungen, sie erwartete, daß man sie ausführte. Plötzlich tat es ihr leid, daß sie Richard angeschrien hatte, aber sie war wütend auf Chandalen, weil er nicht hören wollte.
Und sie war wütend auf die Bantak. Sie kannte ihr Dorf und war immer der Meinung gewesen, sie seien ein sanftmütiges Volk. Wo immer ihre Gründe lagen, solange sie in der Nähe war, würde es keinen Krieg geben. Die Mutter Konfessor sollte Kriege verhindern, nicht danebenstehen und zusehen, wie sie angezettelt wurden. Das war ihre Aufgabe, ihre Verantwortung – und nicht Richards.
In Savidlins und Weselans Haus angekommen, streifte sie im Dunkeln und inmitten all des Lärms draußen ihr weißes Konfessorkleid über. Alle Konfessoren trugen gleich geschnittene Kleider: mit einem rechteckigen Halsausschnitt, lang, schlicht und frei von jeglichem Schmuck, dabei samtig glatt und aus schwarzem Stoff.
Nur das der Mutter Konfessor war weiß. Es war eine Hülle der Kraft. In diesem Kleid war sie nicht Kahlan Amnell, sie war die Mutter Konfessor, ein Symbol der Kraft der Wahrheit. Da alle anderen Konfessoren mittlerweile tot waren, ruhte die ganze Last der Verteidigung der Midlands, der Schutzlosen, auf ihren Schultern.
Jetzt fühlte sie sich anders, wenn sie das Kleid trug. Früher war es alltäglich für sie gewesen. Jetzt, nachdem sie Richard kennengelernt hatte, schien die Verantwortung schwerer zu wiegen. Zuvor hatte sie sich bei ihrer Aufgabe auf sich selbst gestellt gefühlt, jetzt jedoch, mit ihm, spürte sie eine engere Verbindung zu den Völkern der Midlands, fühlte sich mehr als eine der Ihren und verantwortlicher für sie. Jetzt wußte sie, wie es war, jemanden zu lieben und Angst um ihn zu haben. Sie würde nicht zulassen, daß irgend jemand einen Krieg anzettelte, nicht, solange sie die Mutter Konfessor war. Dann ging sie durch die Gassen zurück zu den Festlichkeiten.
Die Ältesten standen noch vor ihrer Plattform, wo sie sie verlassen hatte. Richard wartete noch immer. Sie warf ihm seinen Umhang zu und richtete das Wort an die Ältesten.
»Morgen abend findet die Versammlung statt. Sie muß stattfinden. Wir werden rechtzeitig zurück sein.« Dann wandte sie sich an die Frauen. »Weselan, wir möchten am darauffolgenden Tag getraut werden. Tut mir leid, daß wir nicht mehr Zeit für die Vorbereitungen haben, aber wir müssen danach sofort aufbrechen. Wir müssen nach Aydindril. Wir müssen der Bedrohung der Schlammenschen und aller anderen Völker ein Ende machen.«
Weselan lächelte. »Dein Kleid wird fertig sein. Ich wünschte, wir könnten dir ein großes Hochzeitsfest ausrichten, aber wir verstehen dich sehr wohl.«
Der Vogelmann legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wenn Chandalen sich täuscht … seid vorsichtig. Die Bantak sind friedfertig, aber vielleicht haben sich die Dinge geändert. Sagt ihnen, daß wir ihrem Volk kein Unheil wünschen. Wir wollen keinen
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