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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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umspielte Edwards Lippen. Er hatte ihn eigens bei dem bekannten Londoner Juwelier Crowns für sie anfertigen lassen. Vorsichtig klappte er das kleine Samtkästchen wieder zu und ließ es in seine Jackentasche zurückgleiten. Einen Moment lang wanderten seine Augen durch das Cottage, das zum Besitz seiner Familie gehörte. Nie hätte er geglaubt, dass er in diesen schlichten vier Wänden so glückliche Stunden verbringen würde.
    Doch dann ergriff ihn eine leise Unruhe. Wohl zum zigsten Mal warf er einen Blick auf seine Taschenuhr und fragte sich, wo sie nur blieb.
    Er war zehn Tage in London gewesen. Auch die Zeit während des Unwetters hatte er dort verbracht. Seine Mutter und Schwester hatten ihm bei seiner Rückkehr davon berichtet. Nie zuvor hätten sie in der Gegend einen solchen Sturm und Regen erlebt. Fast drei Tage lang sei es unmöglich gewesen, das Haus zu verlassen. Flüsse, Seen und selbst die kleinsten Bäche hatten sich in gefährliche reißende Ströme verwandelt und waren über die Ufer getreten. Weiter unten im Dartmoor sei sogar ein gesamtes Dorf überschwemmt und mehrere Menschen von den einstürzenden Häusern begraben worden. Die Spuren des Unwetters waren noch immer überall deutlich zu sehen. Doch die Wege und Pfade waren wieder passierbar, wie Edward erleichtert festgestellt hatte. Amalia und er hatten abgemacht, sich am Tag seiner Rückkehr hier oben im Cottage zu treffen, und er hatte sich nach seiner Ankunft sofort auf den Weg hierher gemacht. Aber Amalia war bisher nicht gekommen. Er merkte, wie seine innere Unruhe einer zunehmenden Besorgnis wich. Was hatte sie aufgehalten? War sie vielleicht krank? Edward merkte, dass seine Unruhe auch daher rührte, dass die Situation noch immer nicht geklärt war. Nur seine Mutter wusste bis jetzt Bescheid.
    Er dachte an das bevorstehende Gespräch mit Cathleen. Er hatte schon längst mit ihr sprechen wollen und sogar überlegt, vorzeitig aus London zurückzukehren und seine übrigen Termine dort zu verschieben, aber sie war überraschend für einige Tage nach Paris gereist und wurde erst heute zurückerwartet. Es würde nicht leicht werden, ihr alles zu sagen, aber er war sich sicher, dass sie es schließlich verstehen würde.
    Seine Hand tastete erneut nach dem Samtkästchen in seiner Tasche. Nichts und niemand würde ihn davon mehr abbringen können. Selbst seine Mutter hatte das schließlich erkannt.
    Seine Entscheidung, Amalia zur Frau zu nehmen, sein Leben mit ihr zu teilen, hatte alles verändert. Es kam ihm vor, als sei sein Leben auf einmal von einem Licht erhellt worden. Zum ersten Mal schien ihm die Zukunft, die vor ihm lag, schön und verheißungsvoll.
    84
     
    C athleen verspürte eine zunehmende Aufregung, je weiter sich die Kutsche Sherwood näherte. Ein dunstiger Schleier lag über dem Moor. Paris war ohne Frage schön und beeindruckend gewesen, doch hier in Devon war sie zu Hause. Nichts kam gegen das gute alte England an.
    Selbst ihre Müdigkeit war mit einem Mal verflogen, als sie draußen die vertrauten Mauern des Manors auftauchen sah. Der Wagen fuhr die breite Allee auf das Herrenhaus zu und war kaum zum Halten gekommen, als sie auch schon leichtfüßig aus der Kutsche sprang.
    Mit gerafftem Rock lief sie schnell auf den Eingang zu. »Wir sind wieder da!«
    »Aber Miss Cathleen, Sie wissen doch wirklich, dass sich das nicht geziemt!«, rief ihr die Gouvernante wie in früheren Kindertagen hinterher.
    Doch Cathleen hörte sie gar nicht, sondern betätigte den Türklopfer, verwundert, dass ihnen noch niemand geöffnet hatte. Die Anfahrt der Kutsche musste man doch vernommen haben? Dann endlich wurde die Tür geöffnet. Nicht der Butler, sondern ihre Mutter persönlich stand vor ihr.
    »Cathleen!«, stieß sie tonlos hervor, und ein Blick in ihr bleiches Gesicht und die Art, wie sie sie mit einem Schluchzen an sich zog, verrieten ihr, dass etwas passiert war – etwas Schreckliches!
    Sie hatte plötzlich das Gefühl, nach Atem ringen zu müssen. »Mum, was ist?«, fragte sie beunruhigt und befreite sich aus ihren Armen.
    »Oh, Cathleen, es ist etwas Furchtbares geschehen!« Ihre Mutter unterdrückte ein erneutes Schluchzen. »Amalia …«
    Amalia? Ein leichter Schwindel erfasste Cathleen. Entsetzt starrte sie ihre Mutter an.
    85
     
    E dward war nach einer weiteren Stunde des Wartens von Unruhe erfüllt wieder zurück nach Hampton geritten. Amalia musste krank sein, dessen war er sich inzwischen sicher. Eine andere Erklärung gab es

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