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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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überprüfen, oder wollte er seine eigenen Spuren verwischen? Decker wandte sich wieder an die drei: »Haben Sie irgendeine Idee, wer das gewesen sein könnte?«
    Teddy schüttelte heftig den Kopf. »Mr. Lieber geben Mr. Ephraim Inventurliste, weil Mr. Jaime diese Arbeit hassen. Es langweilig, alle Sachen zählen. Aber Ephraim nichts ausmachen. Das typisch Mr. Jaime. Er immer geben lange und langweilige Arbeit an Mr. Ephraim.«
    »Warum nicht?«, fragte Marta dazwischen. »Mr. Ephraim hier nur arbeiten vielleicht zwei Jahre. Mr. Jaime arbeiten Jahre und Jahre in Geschäft, als Mr. Ephraim noch. na, du weißt schon«, beendete sie ihren Satz auf Spanisch.
    »Er nehmen Drogen«, flüsterte Luisa Decker zu.
    Decker nickte. »War Mr. Ephraim wütend, dass er die Inventurliste überprüfen musste?«
    In diesem Moment öffneten sich die Türen des Gemeindehauses, und die schwarz gekleidete Menschenmasse teilte sich in der Mitte. In der Türöffnung erschienen die Sargträger, die einen Kiefernholzsarg auf ihren Schulter trugen.
    Decker deutete auf Jonathan. »Da ist mein Bruder. Der ganz hinten links.«
    »Vaya con Dios«, flüsterte Luisa und brach in Tränen aus.
    »Vaya con Dios.« Sie drehte sich zu Marta um, und die beiden stützten sich gegenseitig, während sie zusammen weinten.
    Decker entdeckte seine Frau, die sich ein Taschentuch an die Augen drückte. »Ich gehe mal besser zu meiner Familie.«
    »Ihre Handschuhe, sefior.« Luisa wollte die Handschuhe von ihren Händen streifen.
    Aber Decker hielt sie zurück. »Sie können sie mir zukommen lassen, wenn Sie wieder zu Hause sind. Mr. Lieber wird sie meinem Bruder geben, und der kann sie mir dann schicken.«
    »Sie sehr, sehr nett.«
    Decker bedankte sich bei ihr und anschließend bei den beiden anderen. Dann bahnte er sich einen Weg durch die Menge, um Rina zu trösten.

19
    Es war bereits nach fünf, als Ephraim begraben wurde. Die Beerdigung war sehr aufwühlend gewesen, und Decker brauchte einen anständigen Scotch, bevor er sich mit Donatti traf. Außerdem wusste er noch immer nicht die genaue Adresse ihres Treffpunkts, da Donatti ihm nur einen Straßennamen gegeben hatte. Es kostete Decker über eine Stunde, nur um herauszufinden, dass sie sich in New Jersey befand.
    Decker wollte als Abendessen einen kleinen Imbiss mit Rina einnehmen, doch die hatte jetzt andere Sorgen. Der Tradition entsprechend mussten sie als Nächstes zu den Liebers fahren und ihnen einen Kondolenzbesuch abstatten, um Emmanuel Lieber und seinen vier hinterbliebenen Kindern, darunter auch Deckers Schwägerin, persönlich ihr Beileid auszusprechen. Doch obwohl Decker sich gerne auch mit dem alten Mann unterhalten hätte, wollte er sich nicht an einem einzigen Abend mit Chaim und Minda Lieber und Christopher Donatti auseinander setzen. Und da er Shayndas Wohlergehen über die Tradition stellte, bat er Rina, ohne ihn zu fahren.
    »Aber Jonathan erwartet dich.« Sie standen am rituellen Waschbecken vor dem Friedhofstor. Das Aschgrau des Himmels hatte sich in einen dunklen Anthrazitton verwandelt, und die Temperatur war noch weiter gefallen. Als Rina das eiskalte Wasser über ihre Hände goss, nahmen ihre Finger eine krebsrote Farbe an. Stumm sprach sie das traditionelle Gebet beim Verlassen des Friedhofs.
    »Ich kann es nicht ändern.« Decker übernahm den Becher mit Wasser von ihr. »Da wir ja erst später abreisen, hab ich auch morgen noch Zeit, der Familie den schiwa-Besuch abzustatten. Kannst du Jonathan bitten, dich mitzunehmen?«
    »Das ist nicht das Problem.« Rina trocknete sich die steifen Finger mit einem feuchten Papiertaschentuch ab. »Falls ich ihn finde.«
    »Wir waren bei den Ersten, die gegangen sind. Und er muss doch auch hier vorbeikommen, oder?«
    Rina nickte.
    »Dann kannst du ihn also nicht verpassen.« Decker goss Wasser über seine Hände und murmelte die hebräischen Worte. »Sag ihm einfach, dass ich ihn morgen treffe.«
    »Da drüben ist sein Wagen. Es wäre nett, wenn du es ihm selbst.«
    »Herrgott noch mal!«, brummte Decker. »Also gut, ich werde es ihm sagen!«
    Mit verquollenen Augen stieg Jonathan aus dem Van und ging, Arm in Arm mit seiner Frau, die von den Ereignissen der letzten Tage ebenfalls gezeichnet war, gebückt zum Wasserbecken. Auf Raisies Wangen zeichneten sich frische Tränenspuren ab, und ihre Nase war rot vor Kummer und Kälte. Decker klopfte seinem Bruder auf die Schulter. Jonathan drehte sich um und sah ihn mit einem überraschten Ausdruck

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