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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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kletterten überall am Haus empor, an dem hier und da noch
gelber Putz hindurchblitzte. Am First des Hauses hatte sich eine Spatzenfamilie
gemütlich eingerichtet und empfing sie vergnügt zwitschernd und ohne jegliche
Scheu. Rabea hatte sich sofort unsterblich in das verwunschene Häuschen
verliebt, es wurde ihr Haus. Sooft es ging, suchten sie es auf, brachten
den Garten wieder in Ordnung und träumten sogar davon, einmal hier zu leben.
Irgendwann erwischte sie der Förster dabei, aber er war ein älterer, gutmütiger
Mann und ließ sie gewähren. Das halb verfallene Haus wurde ihre Zuflucht,  war
der Schauplatz leidenschaftlicher Diskussionen, geduldig ließ es eine Menge
heftiger Streitgespräche und Temperamentsausbrüche (Rabea), gefolgt von
tränenreichen und stürmischen Versöhnungen (auch Rabea) über sich ergehen und
nahm Anteil an den ersten schüchternen Küssen ihrer jungen Liebe. Dieses Haus
kannte all ihre Sehnsüchte, dort wurden sie zu Mann und Frau und schmiedeten
sie ihre Pläne für die Zukunft. All dies schoss Lukas im Bruchteil von Sekunden
durch den Kopf und er fragte sich aufgrund Rabeas sichtlicher Verlegenheit, ob
es ihr gerade ebenso ergangen war. Der Gedanke ließ ihn hochschrecken. Hastig
griff er nach den Lederhüllen und rannte hinter ihr her. Ein kurzer
geschwungener Weg, auf beiden Seiten gesäumt von Zwergpinien und Zypressen,
führte zu dem etwas tiefer gelegenen, in Hanglange gebauten Rustico hinunter.
Das schwarze, schmiedeeiserne Tor vor dem Haus war nur mit einem einfachen
grünen Draht gesichert. Offensichtlich dachte auch Rabeas Freundin Isa, ebenso
wie der Schalterbeamte der Bank, dass dies hier eine absolut sichere Gegend
war. Rabea entwirrte den mehrmals verschlungenen Draht und überquerte dann mit
schnellen Schritten die riesige Natursteinterrasse vor dem Haus, die halb von
einem Portico überdacht wurde. Die von wildem Wein umrankte Holzkonstruktion
wurde von unzähligen Terracottakübeln, in denen üppig Oleander, Bougainvillea
und Lavendel blühten, gesäumt. Die vielen Pflanzen rochen berauschend und ihr Anblick
ließ Lukas erneut an das romantische Häuschen im Wald denken. Kurz fragte er
sich, was wohl daraus geworden war. Sicherlich hatte es der hungrige Wald
längst wieder verschlungen und der Gedanke daran erfüllte ihn mit Wehmut. Er
blieb stehen und zwang seine Gedanken in die Gegenwart zurück, während er mit
seinen Blicken Rabea suchte. Sie hatte das kleine Pizzahäuschen hinter dem Haus
betreten, öffnete die Eisentüre des Ofens und tastete mit ihrer Hand in der
kalten Asche herum. Triumphierend zog sie den Schlüssel hervor und eilte Lukas
voraus auf die Eingangstreppe zu, voller Elan immer zwei Stufen auf einmal
nehmend. Sie schloss die Haustür auf und beide fanden sich in einem hohen Flur
mit Natursteinwänden wieder, von dem links eine Tür in die große, gemauerte
Küche führte.
    „Machst
du uns einen Kaffee, Lukas? Ich suche ein Badezimmer, meine Hände sind voller
Asche.“ Lukas begab sich wie befohlen in die Küche und bald darauf gurgelte
frischer Espresso in die kleinen, braunen Tassen, die auf der Maschine
gestanden hatten.
    Rabea
kehrte zurück. Sie roch nach frischer Rosenseife. Mit einem dankbaren Lächeln
nahm sie ihre Tasse von Lukas entgegen, vermied aber den direkten Blickkontakt.
    „Im
Wohnzimmer nebenan steht ein riesiger Tisch, dort können wir alles ausbreiten“,
schlug sie nach dem letzten Schluck vor. Lukas nahm die Lederhüllen und folgte
ihr in das große Wohnzimmer, das von einem rustikalen Natursteinkamin
beherrscht wurde. In dem mindestens drei Meter hohen Raum waren die
Ziegelmattoni und die alten Stützbalken aus Mooreiche an der Decke freigelegt
worden. Ein gemütliches, rotes Sofa mit weichen Kissen lud vor dem Kamin zum
Träumen ein. Der ganze Raum war liebevoll bis ins letzte Detail eingerichtet
und strahlte so viel Atmosphäre aus, dass sich Lukas des sehnsüchtigen Gefühls
nicht erwehren konnte, nur hier zu sein, um mit Rabea zusammen einen
romantischen, unbeschwerten Urlaub zu verbringen.
    Rabea,
die nichts von Lukas Gedanken ahnte, steuerte direkt auf den Tisch vor dem
großen Panoramafenster zu, das einen herrlichen Ausblick über die hügeligen,
sattgrünen Marken bot. Rabea hatte Recht, der Tisch war riesig; eine
zwölfköpfige Gesellschaft hätte ohne weiteres Platz daran gefunden. Sie nahm
Lukas die Lederhüllen ab, legte sie auf den Tisch und öffnete ihre Handtasche,
um die Kassette daraus

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