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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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wie dich, ihr arbeitet immer allein.
Also hör auf mich zu langweilen." Sie stand auf und trat an die alte Anrichte
an der gegenüberliegenden Wand des Kamins, um in den Schubladen zu kramen. Sie
wusste, dass ihre Freundin Isa mit einem ausgesprochenen Hang zur Perfektion
gesegnet und beinahe krankhaft organisiert war. Rabea fand das Gesuchte in der
zweiten Schublade: einen Stapel blütenweißer Stoffservietten, gebügelt und
gestärkt. Steriler ging es nicht. Sie nahm sich zwei der Servietten heraus. Eine
davon reichte sie Lukas zum Stillen seiner blutenden Kopfwunde, die andere
stopfte sie, begleitet von einem maliziöses Lächeln, in Gabriels Mund.
Zufrieden musterte sie ihr vollendetes Werk: "Was für ein schönes
Geschenkpaket für unseren Commissario." Sie wandte sich Lukas zu und
erschrak beim Anblick des großen Blutflecks auf der Serviette. Mit einer
raschen Bewegung war sie bei ihm und sah sich die Wunde nochmals genauer an.
"Oje, das blutet ja ganz hübsch, aber keine Sorge, Lukas, Kopfwunden tun
das meistens. Sie ist nicht sehr tief, kann wahrscheinlich mit wenigen Stichen
genäht werden. Aber du könntest dir eine Gehirnerschütterung zugezogen haben."
    Lukas,
obwohl bleich wie frisch gefallener Schnee, schüttelte den Kopf. "Nein,
nein, halb so wild“, beruhigte er Rabea, die ihn skeptisch betrachtete.
"Mir ist zwar ein wenig schwummerig, aber im Boxring bin ich schon öfters
schlimmer vermöbelt worden, glaub mir. Ist denn bei dir auch alles in
Ordnung?", erkundigte er sich seinerseits mit Blick auf ihren Ellbogen,
auf dem sich ein großer hässlicher Bluterguss von ihrer zarten Haut abhob. Sie
musste sich die Prellung zugezogen haben, als sie ihn vom Stuhl gestoßen hatte.
"Oh, habe ich gar nicht gemerkt. Aber jetzt tut er weh." Mit einer
kleinen Grimasse rieb sie kurz darüber und meinte dann: "O.k., gutes
Ablenkungsmanöver, Bruder Lukas, aber zurück zu dir. Deine Wunde sollte
desinfiziert und richtig verbunden werden, damit die Blutung aufhört. Ich gehe
und schaue nach, wo Isa ihren Verbandskasten versteckt hat. Bin sofort zurück.“
Lukas hörte sie im Badezimmer rumoren, Schubladen und Schränke öffnend. Jäh
fiel ihm der Anruf ein, ein Anruf, der ihnen beiden das Leben gerettet hatte.
Er war sich beinahe sicher, dass es seine Schwester Lucie gewesen war. Hatte
sie die ihnen drohende Gefahr gespürt? Vorsichtig stemmte er sich hoch. Die
Kopfwunde spürte er zum Glück kaum, was er von seinem malträtierten
Allerwertesten, der seit gestern schon das zweite Mal als Puffer hatte
herhalten müssen, nicht behaupten konnte. Allerdings, diese Schmerzen
würde er Rabea gegenüber, selbst wenn er sich das Steißbein gebrochen hätte,
niemals erwähnen. Das letzte was er wollte, waren ihre untersuchenden Hände auf
seinem Hinterteil. Argwöhnisch blickte er auf den hilflos gefesselten und geknebelten
Mann vor sich. Plötzlich bäumte sich der Verletzte auf und krümmte ihm kurz
seinen Unterleib entgegen. Lukas wich erschrocken einen Schritt zurück, aber
der Mann versank sogleich wieder in der Agonie seiner offenbar starken
Schmerzen. Ein männlich-solidarischer Reflex ließ Lukas kurz selbst an die
bewusste Stelle fassen, als ob er sich vergewissern wollte, dass bei ihm alles
noch intakt war.
    Rabea
schien bei dem Mann ganze Arbeit geleistet zu haben und dem Angreifer die
Familienplanung auf immer verdorben zu haben. Das erklärte auch, warum der
Killer einen derart ausgeknockten Eindruck vermittelte. Lukas trat an den Tisch
zurück, auf dem die Briefe und die Schriftrollen im wilden Durcheinander
verstreut lagen. Da er mit der einen Hand weiter die Serviette auf seine
Kopfwunde drückte, legte er die Pistole vor sich auf dem Tisch ab. Er tat dies
mit äußerster Vorsicht, als könnte sie von alleine losgehen. Dann versuchte er
mit der freien Hand die Serviette von seinem Kopf zu lösen, aber sie klebte inzwischen
mit dem trocknenden Blut auf der Wunde fest. Falls er sie mit einem Ruck
abriss, riskierte er, dass sein Blut die wertvollen Dokumente besudeln könnte.
Wohl oder übel musste er sie weiter festhalten. Umständlich fingerte er Rabeas
Mobiltelefon aus dem Seitenfach ihrer Handtasche. Das Display zeigte einen
"Unbekannten Anruf." Lukas begann die Nummer in Rom einzutippen. Da
passierte es: Mit voller Wucht sprang ihm jemand in den Rücken und er krachte
bäuchlings auf den Tisch. Die Heftigkeit des Aufpralles schnürte ihm die Luft
ab. Der angeblich schwer verletzte Vollstrecker hatte sich

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