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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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ihrer Kindheit gab. Fürs erste hatte sie die
Schnauze gestrichen voll von Abenteuern. Trotzdem kämpfte sie tapfer gegen
ihren Drang an, den Hof zu verlassen, weil es ihr widerstrebte, die alte
Bäuerin allein zurückzulassen. Noch während sie überlegte, was sie tun sollte,
überschlugen sich die Ereignisse. Alfredo kam gerade die Treppe herunter, als
sie die Motorengeräusche eines sich rasch nähernden Wagens von der Landstraße
auf der anderen Seite des Hofes hörten. Der Motor röhrte in den Kurven mehrmals
laut auf. Anna war wohl der Meinung, dass Benini sie nicht Lügen strafen würde
und Vorsicht angebracht war. Für ihr Alter erstaunlich behände, schnellte sie
von ihrem Stuhl hoch und stürzte aus der Küche in das kleine Zimmer gegenüber,
das Alfredo als Büro diente und das ein Fenster hatte, von der sie die nach
oben führende, serpentinenreiche Landstraße zum Teil überblicken konnte.
Alfredo und Lucie waren ihr gefolgt. Zwischen Bäumen und Büschen konnte man
mehrmals ein Stück der Straße erkennen. Und tatsächlich war es nicht die
erhoffte Polizei, sondern ein Anna unbekannter, teurer deutscher Geländewagen,
der gut sichtbar zwischen zwei Kurven auftauchte. Der Wagen verschwand aus
ihrem Sichtfeld und bog dann mit überhöhter Geschwindigkeit um die Scheune, die
zwanzig Meter unterhalb des Hauses in den Hang gebaut war. Alfredo und beiden
Frauen blieb keine Zeit mehr. Gefasst drehte sich Anna zu der Schreck
erstarrten Lucie um: "Da haben wir den Salat, da sind sie bereits. Jetzt
könnt ihr vorne nicht mehr raus und Alfredo passt nicht durch das kleine
Fenster. Du musst alleine gehen. Jetzt keine Widerrede, Mädchen. Tu, was ich
dir sage. Sofort. Klettere hinaus und lauf zur Scheune, sie ist nicht
abgesperrt. Dort findest du seinen Wagen. Er ist offen, der Schlüssel steckt.
Alfredo und ich halten sie solange auf. Keine Sorge, die werden ihr blaues
Wunder erleben", ergänzte sie grimmig und drückte ihr einen schnellen Kuss
auf die Stirn. "Viel Glück, mein Mädchen. Gott sei mit dir. Und keine
Widerrede, avanti", schnitt sie ihr das Wort ab, als sie sah, dass Lucie Anstalten
machte, zu protestieren. Zur Bekräftigung, dass sie es ernst meinte, packte sie
Lucie mit erstaunlicher Feldarbeiterinnenkraft um die Hüften, hob sie energisch
hoch und bugsierte sie gemeinsam mit Alfredo aus dem offenen Fenster. Dann
rannten die beiden in die Küche, wo das Jagdgewehr und die Schrotflinte an der
Wand lehnten. Lucie folgte ihnen mit den Augen und konnte durch das direkt
gegenüberliegende Küchenfenster kurz sehen, wie der Fahrer des silberfarbenen
Wagens, ein kräftiger, beinahe kahler Mann mit rotem Gesicht vorsichtig
ausstieg und dabei die offene Wagentüre als Deckung nutzte. Lucie sah ein, dass
sie keine andere Wahl hatte. Da das Wohnhaus das Blickfeld auf die Scheune
verstellte, konnte sie diese unentdeckt erreichen. Sie öffnete das breite,
hölzerne Scheunentor und kletterte in den Wagen. Es war wie Anna gesagt hatte:
der Schlüssel steckte. Es handelte sich um einen betagten, weißen Lieferwagen
unbekannter Herkunft, aber er sprang sofort an, als Lucie den Schlüssel drehte.
Sie trat das Gaspedal voll durch, der Wagen bäumte sich heulend auf und hüpfte
beinahe aus der Scheune. Sie beschleunigte und schleuderte um die rechte Achse
auf die Straße, als hinter ihr die ersten Schüsse fielen. In Gedanken bei Anna
und Alfredo, wünschte sie ihnen Glück und hoffte, dass Gott gerade nichts
Besseres vorhatte, als die beiden tatkräftig zu unterstützen. Der absurde
Gedanke, ob Gott schießen konnte, streifte sie, aber die kurvenreiche, schlecht
gewartete Straße erforderte ihre volle Konzentration, weshalb sie darauf verzichten
musste, diesen Gedanken ernsthaft zu Ende zu spinnen. Einige endlose Minuten
lang ging es in engen Serpentinen dem Tal zu. Beinahe jede Sekunde schaute
Lucie gehetzt in den Rückspiegel, ob die Umrisse eines silbernen Geländewagens
darin auftauchten, was bedeuten würde, dass Anna und Alfredo die Männer nicht
hatten aufhalten können. Ihre Angst um Anna und Alfredo verwandelte sich in
kürzester Zeit in blinde Panik. Lucie erlag schließlich ihren irrationalen
Empfindungen und nur noch ein Gedanke beherrschte sie: Sie musste umzukehren
und den beiden helfen. Verzweifelt hielt sie nach einer Möglichkeit Ausschau,
wo sie auf der engen Straße wenden konnte. Die schmale Fahrbahn fiel zur
Talseite hin steil ab und nirgendwo gab es die kleinste Verbreiterung, wo sie
mit dem

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