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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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kennenlernen, ich bin
inzwischen gut mir ihr befreundet. Du kennst doch das Gilgamesch-Epos, Rabea,
die älteste, schriftlich überlieferte Sagensammlung der Welt? Kürzlich wurden
an einem der angeblichen Schauplätze des Epos die gut erhaltenen Mauerreste
eines großen Hauses ausgegraben. Darin fanden sich noch Überreste eines Tisches
und von Stühlen, auf denen acht Skelette saßen. In der Überlieferung heißt es, dass
sich hier verfeindete Stammesoberhäupter zu einem gemeinsamen Abendmahl
getroffen hätten, um nach Jahren blutiger Fehden endlich zu einer Einigung zu
kommen. Da aber jeder der acht Anführer dem anderen gegenüber misstrauisch war
und befürchtete, man wolle ihn vielleicht vergiften, wagte es niemand, als
erster von den Speisen zu kosten." Lucie hielt inne, um Rabea die
Möglichkeit zu geben, die sich daraus ergebende Frage zu stellen.
    "Und was ist die Moral der Geschichte? Dass Männer lieber verhungern,
als Frieden zu schließen?", seufzte ihre Freundin schicksalsergeben.
    „Du hast Recht,
sie sind alle verhungert. “
    „Komm, Blondie. Gib es zu, das hast du gerade eben erst erfunden.“
    "Kann sein, aber man kann nicht nur am Essen verhungern,
weißt du?", entgegnete Lucie weise.
    "Und weißt du, dass du ein ziemlich schlaues Blondie bist und
alle Welt, außer mir natürlich, dich meist unterschätzt?"
    "Natürlich, das ist meine Masche. Mein Motto lautet: Immer
schön doof stellen, dann verraten einem die Leute meist mehr, als sie wollen,
weil sie denken, du kapierst es sowieso nicht. Manchmal geht das aber auch
schief. Weißt du noch, Stichwort „Barbie“? Ich dachte sofort an die langbeinige,
blonde Puppe, du hingegen hast du mir einen Vortrag über den Naziverbrecher Klaus
Barbie gehalten. Meine Güte, wir waren ungefähr zehn Jahre alt. Du warst schon
damals eine Marke. Apropos, was du vorhin gesagt hast, stimmt es tatsächlich,
dass die islamischen Selbstmordattentäter glauben, nach getaner Tat würden unzählige
Jungfrauen im Paradies auf sie warten?"
    „Natürlich. Ich glaube die genaue Zahl ist siebzig. Fast schon
komisch, wie das das einseitige Denken der Männer entlarvt: Sie stellen sich
das Paradies mit einem gehörigen Überschuss an Jungfrauen vor.“
    "Ehrlich", ereiferte sich Lucie, „Auf so einen schrägen Einfall
können auch nur Männer kommen. Nicht eine Frau würde darauf hereinfallen. Stell
dir mal vor, da würden siebzig unbekannte Männer auf dich warten. Hinterher hat
Gott oder wer auch immer einen schlechten Geschmack und schickt dir welche mit
Schnauzbart, Mundgeruch und Schwabbelbauch. Igitt." Sie schüttelte sich in
gespieltem Entsetzen.
    "Also wirklich, Lucie. Dir mangelt es doch sehr an dem
nötigen Respekt vor der Religion“, ermahnte sie ausgerechnet Rabea. Allerdings
grinste sie dabei quer über alle Sommersprossen.
    „Falsch, nicht gegenüber der Religion, sondern gegenüber den
Männern. Stell dir mal vor, was unser armer Freund Jules macht, der, wie wir beide
wissen, stockschwul ist und trotzdem ein gläubiger Muslim. Na, der würde schön
blöd gucken, wenn er plötzlich feststellen müsste, dass im Jenseits eine Horde
großäugiger Jungfrauen über ihn herfällt. Oder", spann Lucie den Gedanken
weiter, "meinst du, Gott weiß über die sexuellen Neigungen seiner Schäfchen
Bescheid und schickt männlich Desorientierten stattdessen siebzig Jungmänner?
Ich wette, daran hat Jules überhaupt noch nicht gedacht. Ich werde ihn damit bei
unserem nächsten Telefonat erschrecken." In Lucies Augen irrlichterte es. „Damit
werde ich mir zwar eine heftige Standpauke über Prophetenrespekt einhandeln,
aber das ist mir die Sache allemal wert.“ Lucie kicherte und Rabea fiel darin
ein. „Schön, dass du wieder lachen kannst, Rabea. Es geht doch nichts über
Männer für die kleine Aufmunterung zwischendurch. Das führt mich zurück zum
Thema. Du sagtest vorhin, dass du nicht mehr du bist. Unter uns beiden: Ich
glaube nicht, dass Lukas ganz speziell heute Morgen den Eindruck hatte, dass du nicht mehr du bist!“ Mit dieser Bemerkung wollte Lucie ihre Freundin
eigentlich weiter aufheitern, aber irgendwie bewirkte sie damit das genaue
Gegenteil. Unvermittelt brachen bei Rabea alle Dämme und sie produzierte wahre
Sturzbäche an Tränen.
    Lucie streichelte ihr liebevoll über den dichten roten Haarschopf:
„Ja, wein´ dich ruhig aus, spül´ dir alles von der Seele herunter.“
    Meine Lucie, dachte Rabea, während sie von trockenen

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