Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
als Weiberhelden dar, als ob sie wollten, dass nur dieses Andenken an ihn
überdauern soll. Ein Bild ganz im Sinne der Jesuiten, die keine Frauen mögen!
Gibst du mir nochmals die Wasserflasche? Mein Hals ist ganz trocken“, bat ihn
Rabea.
Kein
Wunder, bei dem Redefluss, dachte Lukas, und reichte ihr die Flasche. Die
ungeheuerlichen Anschuldigungen waren derart lächerlich, dass er im Grunde
keinerlei Lust verspürte, überhaupt darauf einzugehen, trotzdem entgegnete er
müde: „Meine Güte, Rabea. Ich weiß, dass unser Orden viele Gegner hat und wir
in beinahe jeder globalen Verschwörungstheorie auftauchen. Es gibt genügend
Spinner, die unseren Gründer Loyola von Lucifer gesandt nennen und behaupten,
unser Orden wäre direkt im Auftrag des Teufels gegründet worden. Aber du kannst
doch nicht wirklich an all diesen unsinnigen, unbeweisbaren Quatsch glauben,
oder?“
„Tu
nicht so gönnerhaft, Bruder Lukas. Ich muss das nicht glauben. Du bist der
Kirchenmann und damit fürs Glauben zuständig. Ich bin Journalistin und trage
nur so lange Fakten zusammen, bis ich alles so verknüpfen kann, dass ich ein
klares Bild erhalte. Außerdem, was sind Verschwörungstheorien anderes als
verkappte politische Statements? Für mich stinkt der Jesuitenorden zum Himmel, man
kann sie mit beinahe jedem Paukenschlag der Geschichte in Verbindung bringen . All die Guten wie Lincoln,
Martin Luther King, die beiden Kennedy-Brüder, Sadat und Rabin, ermordet.
Genauso wie dein Jesus. Im Talmud steht „Wer nur einen einzigen Menschen
rettet, der rettet die ganze Welt.“ Jesus war Jude, und ich glaube, dass er die
Welt wirklich retten wollte. Heute traut sich doch keiner mehr, sich richtig
für den Frieden und den Menschen einzusetzen, es wird nur noch um Waffen und Öl
geschachert. Profitgier und Machtstreben prägen unsere Gesellschaft. Loyola war
im Übrigen Mitglied der spanischen Alumbrados, heute nennen wir sie Illuminati,
noch so eine obskure geheime Organisation, die man mit den Jesuiten in
Verbindung bringt. Was weißt du über das Kirchenkonzil von Trent?“, wechselte
sie abrupt und erneut das Thema.
„Nun,
es begann 1543 und dauerte 18 Jahre. Es fand mehr als zwei Jahrzehnte nach
Luthers Reformation statt und sollte Maßnahmen erarbeiten, um die Kirche wieder
zu stärken“, antwortete Lukas verdutzt und fragte sich, worauf sie jetzt wieder
hinauswollte.
„Sehr
vornehm ausgedrückt, Herr Jesuit. Das Konzil von Trent hatte im Grunde nur ein
Ziel: Alles, was die Reformation durch Luther hervorgebracht hatte, zu
verdammen! Dabei war die Reformation das Beste, was die Menschheit in anderthalb
Jahrtausenden hervorgebracht hatte: Sie ist der Ursprung der bürgerlichen
Rechte, der Völkerrechte und der politischen Freiheit, so wie wir sie heute
kennen. Doch den Kirchenstaat interessierte nur eins: dass sie seine Autorität
und Vormachtstellung bedrohte. Worauf ich hinauswill: In der vierten Sitzung
des Konzils wurde das Recht der Redefreiheit und das Recht der
Gewissensfreiheit verdammt! Verdammt, Lukas! Niemand sollte ein Recht darauf
haben, seine Religionszugehörigkeit frei zu wählen, niemandem durfte erlaubt
werden, frei seine Meinung zu äußern. Das ist Diktatur durch die Kirche! Hitler
hat es nachgemacht: 1933 war eine seiner ersten Amtshandlungen, alle
Journalisten, die sich kritisch über ihn geäußert hatten, sofort verhaften zu
lassen. Die Wahrheit stirbt immer zuerst. Die Nazis haben die Medien beherrscht
und ihr Volk mit der Angst manipuliert, so wie es ihnen der Vatikan und sein
Klerus über Jahrhunderte hinweg vorpraktiziert haben. Was gibt es Schlimmeres
als religiöse Intoleranz, die versucht, dem Menschen die geistige Freiheit zu
stehlen?“
„Schön und gut, Rabea. Das ist mir alles bekannt. Und
vielen Dank dafür, dass du in mir das Mitglied eines Schurkenordens siehst.
Aber wir leben im Hier und Jetzt und die Zeiten haben sich gewandelt und mit
ihr die heutige Kirche. Du kannst ihr nicht alle Verfehlungen der vergangenen
Jahrhunderte bis ins Heute ankreiden. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt,
und selbst du musst einsehen, dass wir nicht eine beinahe zwei
Jahrtausend währende Geschichte und Tradition von heute auf morgen umkehren
können.“
„Begreifst
du denn nicht, ihr kehrt doch gar nicht um, ihr macht immer so weiter. Bis
heute sind die Frauen in der Kirche nicht gleichberechtigt, die Kirche ist
gegen Verhütung und Abtreibung. Ihr ist es lieber, die Kinder kommen zur Welt,
um dann elendig
Weitere Kostenlose Bücher