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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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hegen allerdings den Verdacht, er wäre das Werkzeug eines Mächtigeren.” Er lachte. „Was er ja ist, ohne es zu wissen. Und was er nicht weiß, kann uns nicht schaden, nicht wahr?”
    Der Fremde räusperte sich. „Gift, was? Nicht dumm. Ihr seid nicht so barbarisch, wie ich vermutet hatte.”
    Razvins Stimme wurde schärfer. „Barbarisch?”
    „Stimmt es, dass die Asermonier die Kalindonier Termiten’ nennen?”
    „Davon weiß ich nichts.” Razvin packte den Fremden am Arm. „Hört mir zu – meiner Tochter darf nichts geschehen. Das habt Ihr versprochen.”
    Eine Brise warf eine kleine Welle ans Ufer, weniger als eine Beinspanne von dort, wo sie saßen. Als der Fremde auswich, um zu vermeiden, dass er nass wurde, blitzte ein langes glänzendes Schwert an seiner Seite auf.
    Das Schwert eines Nachfahren.
    Rhia atmete scharf ein und bedeckte dann rasch den Mund. Razvin wandte den Kopf in ihre Richtung. Er hatte sie gehört oder zumindest etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte.
    Ohne die Störung zu bemerken, stieß der Nachfahre Razvin an und deutete auf seine Zeichen. „Ich glaube nicht an einige dieser Gaben, besonders nicht an die der dritten Phase. Krähenmenschen, die die Toten zurückbringen, Falken, die einander Nachrichten über Hunderte von Meilen nur kraft ihrer Gedanken schicken. Meine Oberen werden es auch nicht glauben, wenn Ihr mir nicht einen Beweis erbringt.”
    Razvin wurde ganz ruhig. „Von den Gaben des Fuchses habe ich Euch nichts erzählt. Alle drei Phasen verstärken unsere naturgegebene Gerissenheit und die Fähigkeit, von Geheimnissen zu erfahren, mit denen man Menschen und Ereignisse beeinflussen kann. Die erste Phase erlaubt es uns, Emotionen noch aus der kleinsten Körpersprache zu lesen. Ich kann zum Beispiel sagen, dass Ihr Angst vor mir habt, obwohl Ihr ein Schwert tragt und ich nicht.”
    „Nein, ich ...”
    „Die zweite Phase ist Tarnung. Wenn ich vollkommen bewegungslos bleibe, verschwimme ich so sehr mit meiner Umgebung, dass ich genauso gut unsichtbar sein könnte.”
    „Zeigt es mir.”
    „Wenn ich das tue, bleibt mir nicht genug Kraft, Euch die Gabe meiner dritten Phase zu zeigen.”
    Skeptisch sah der Nachfahre Razvin an. „Was soll das sein? Die perfekte Lüge erzählen?”
    Razvin lachte lange und laut. „Nein, mit dieser Gabe bin ich geboren worden. Ich musste nicht warten, bis ich Großvater werde, wie ich es hierfür getan habe.”
    Er stand auf und machte eine dramatische Pause, ehe er all seine Kleidung ablegte. Selbst für sein Alter besaß er einen bewundernswerten Körperbau, und Rhia versuchte, die Vorstellung zu vermeiden, dass auch ihre Mutter ihn einst bewundert hatte.
    Als er nackt war, hockte Razvin sich auf Hände und Füße. Der Nachfahre blieb ruhig, während er aussah, als wollte er davonrennen.
    Razvin verwandelte sich dieses Mal schneller, auch wenn der Vorgang nicht weniger schmerzhaft aussah. Seine Schreie wurden zu Heulen, als die Fuchsform seinen Körper übernahm.
    Die Augen des Nachfahren weiteten sich panisch. Er stieß
    eine Reihe Flüche aus, die Rhia noch nie zuvor gehört hatte, sprang auf und versuchte zurückzuweichen, aber er stieß gegen den Uberhang, auf dem sie sich versteckte. Er drehte sich um und griff nach seinem Schwert, und sie sah sein Gesicht, in das die Angst gemeißelt war.
    Razvin starrte zu ihm hoch, hechelte, und sein Mund schien sich zu einem selbstgefälligen Grinsen zu verziehen. Rhias Jagdhunde hatten denselben Blick, wenn sie Fleisch gestohlen hatten und die nachfolgende Jagd für sie nur ein Spiel war, das sie nie verloren.
    Mit einem Aufschrei aus Wut und Angst warf sich der Nachfahre nach vorn und schwang sein Schwert in Razvins spottendes Gesicht. Der Fuchs sprang gerade schnell genug zurück, um dem Schwung der Klinge zu entgehen. Mit heraushängender Zunge drehte er sich um und wollte fortrennen, aber das schlammige Flussufer gab ihm nicht genug Halt. Der Nachfahre griff wieder an und durchschnitt die Sehne über der linken Ferse des Fuchses. Razvin jaulte vor Schmerz auf. Er rutschte wieder, sein Bein war unbrauchbar geworden. Seine Krallen warfen den Schlamm auf, als der Soldat näher kam. Der nächste Schlag, ein Stich in die Kehle, ließ Razvins Schrei ersterben und erlegte den Fuchs.
    Der Nachfahre schlug immer und immer wieder auf den leblosen Körper des Fuchses ein. Fell und Fleisch spritzten ans Flussufer.
    „Monster!” Der Mann schlitzte und hackte in wilder Panik, als würde Razvin

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