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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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mir”, wiederholte der Drache schließlich rasselnd, „was du weißt.”
    „Ich weiß ...” Sie schob die Hände tiefer in die Falten ihres Mantels. „Ich kann nicht ...”
    „Du kannst es mir nicht sagen? Ist es ein Geheimnis?” In p>gespielter Vorfreude rieb sich der Drache die Klauen. „Sag mir, auf wie festem Boden du stehst. Teil dein Wissen mit mir, deine Uberzeugung. Ich würde so gern davon hören.”
    Ihre Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, sie konnte sich auf keinen einzigen konzentrieren. Nichts war ihr so gewiss, dass sie es hätte begreifen und festhalten können.
    „Rhia.” Während das Monster ihren Namen aussprach, atmete es langsam ein. Sie fühlte sich, als würde ihr ganzes Selbst in seine Kehle gezogen werden. „Sag mir, was du weißt!”
    „Nichts!” Sie hob die leeren Hände und zeigte die Handflächen. „Nichts ergibt noch einen Sinn. Niemand ist, was er zu sein scheint, ich auch nicht. Ich weiß nicht, warum ich hier bin, was ich lernen oder was ich tun soll.” Sie starrte den Drachen an und hoffte, er würde ihr die ehrliche, aber nicht zufriedenstellende Antwort verzeihen. „Ich weiß nichts.”
    Die Kreatur warf Rhia ein breites Lächeln zu. Im nächsten Moment sah Rhia ein Flackern, und der Drache war verschwunden.
    Die Nacht hatte sie verschlungen.
    Sie lag keuchend da – ob auf dem Boden oder dem flachen Findling, sie wusste es nicht. Etwas zerriss sie, riss sie von innen her auf.
    Die Nacht presste sie aus sich selbst heraus.
    Sie hatte nur wenige Gedanken für die Frage, warum es passierte oder wer oder was dafür verantwortlich war. Jeder Splitter ihres Verstandes war darauf konzentriert, sie zusammenzuhalten, sich an irgendetwas festzuhalten, an das sie sich erinnerte. Ihre Familie, ihre Freunde, Areas.
    Areas ... Hatte er das gemeint, als er gesagt hatte, die Weihung hätte ihn fast umgebracht? Rhia lag im Sterben, dessen war sie sich sicher, aber es war kein körperlicher Tod wie bei ihrer Mutter. Das hier war schlimmer. Sie fürchtete sich vor dem Ding, das hinter diesem Nichts auf sie wartete, vor dem p>Ding, zu dem sie werden sollte.
    Was in den Wäldern gegenwärtig war, eine lebendige Leere, war bei Sonnenuntergang aufgetaucht, bevor sie auch nur ein Feuer hätte entfachen können. Aber das spielte kaum eine Rolle, denn sie wäre nicht in der Lage, sich um das Feuer zu kümmern, und was auch immer sie verschlang, es ... wärmte sie nicht gerade, aber sie fror auch nicht.
    Nicht schwer, nicht leicht. Nicht fröhlich oder traurig, ausgetrocknet oder durchnässt, hungrig oder satt.
    Uberhaupt nichts.
    Sie wurde zu nichts.
    Die Nacht hatte sie verschlungen.
    Der Himmel über Rhia war tief lavendelblau, aber sie sah ihn nicht, sie sah nur durch ihn hindurch. Sie sah nicht einmal mehr ihre Augenlider, wenn sie blinzelte, falls sie blinzelte. Sie war zu sehr damit beschäftigt, das Ende der Welt zu betrachten.
    In einem breiten Panorama vor ihr verlief ein Fluss aus Feuer neben einem Fluss aus Wolken. Sie flössen bis zu einer fernen Gebirgskette, schnitten zwei Gräben in den Boden, nahe beieinander und doch nie zusammen, bis sie sich am Fuß des Gebirges trafen. An diesem Ort wurden alle Elemente eins, am Ende wie am Anfang.
    Die Welt starb und wurde vor ihren Augen immer und immer wieder neu geboren. Sie fühlte sich, als könnte sie ewig zusehen, als sähe sie die Ewigkeit der Welt in der eigenen Ewigkeit, eine Ewigkeit, die dazu verdammt war, bald unterbrochen zu werden.
    Der Himmel schien leuchtend blau. Jetzt nahm sie auch den Wald um sich herum wahr, obwohl er ihr weniger real erschien als das, was sie in den Momenten vor Augen gehabt hatte, an die sie sich erinnerte. Wie ihr Leben zwei Tage zuvor ausgesehen hatte, das alles kam ihr wie ein Mythos vor, wie eine Gutenachtgeschichte, an die sie sich kaum noch erinnerte.
    Wir sind...
    ... hörte sie es flüstern. Aus dem Augenwinkel sah sie etwas an sich vorbeirauschen – eine Feder oder vielleicht einen pelzigen Schwanz.
    Wir
    sind...
    kam es noch einmal, lauter. Die Bewegung wiederholte sich so schnell, dass Rhia nicht einmal die Farbe des Objekts beschreiben konnte, das durch ihr Blickfeld gehuscht war.
    WIR
    SIND...
    Sie setzte sich auf und spürte den Boden fest und kalt unter sich. „Ihr seid?”
    NEIN.
    WIR
    SIND...
    Die Stimmen kamen von überall zugleich und stürmten auf sie ein. Sie stand auf und drehte sich im Kreis.
    WIR
    SIND...
    Rhia widerstand dem Drang, sich die Ohren zuzuhalten. In

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