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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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beschleunigte sich ihr Puls zu einem unangenehmen Rasen, doch sie gestattete sich nicht mehr als einen gleichgültigen Blick zur Seite, während sie an ihnen vorüberging. Trotzdem entging ihr auch nicht die kleinste Einzelheit.
    Was machten die am Bahnhof von Seljansk?
    Drei der Männer sahen eher harmlos aus, einer trug die handgewebte Hose und die Gummistiefel eines einfachen Arbeiters, doch die beiden anderen wirkten in ihren gut geschnittenen Übermänteln wie Regierungsapparatschiks. Sie sahen aalglatt und selbstgefällig aus und sprachen mit lauter Stimme, statt wie alle anderen zu flüstern. Lydia hatte Menschen gründlich satt, die immer nur hinter vorgehaltener Hand sprachen und den Blick stets zu Boden senkten, damit nur ja niemand erraten konnte, was sie dachten. Um es sogleich den Behörden zu melden. Sie lächelte über die Männer und ihr unbeschwertes Lachen.
    »Was ist denn so lustig?« Das war Alexej.
    Er stand am Ende des Bahnsteigs, lehnte sich an ein leeres Ölfass und rauchte einen seiner stinkigen Stumpen. Lydia war froh, dass er sich von dem teuren Übermantel, mit dem er in Russland angekommen war, getrennt hatte, und ihn durch einen schlichten schwarzen Wollmantel ersetzt hatte. Das Kleidungsstück schlenkerte um seine Fußgelenke und hatte einen kleinen Riss am Kragen, wo jemand seinen früheren Träger bei einem Streit zu fest angepackt hatte. Dennoch sah Alexej selbst in einfacher Arbeitskleidung immer noch elegant und irgendwie unnahbar aus – sogar gefährlich, dachte Lydia manchmal. Da war eine unterschwellige Kälte in seinen Augen, die andere davor warnte, ihm zu nahe zu kommen. Na gut, sie war seine Schwester. Sie würde ihm, verdammt noch mal, so nahe kommen, wie es ihr passte.
    »Guten Morgen, Bruder. Dobroje utro «, sagte sie munter. »Hoffen wir, dass wir es heute endlich schaffen, aus diesem Rattenloch herauszukommen«, fügte sie hinzu und hievte schwungvoll ihre Reisetasche auf das Ölfass.
    Sein Mund verzog sich zu einem höflichen Lächeln. »Guten Morgen, sestra, Schwester. Hast du gut geschlafen?«
    »Wie eine vollgefressene Katze. Und du?«
    »Sehr gut, spasibo .«
    Beide wussten, dass sie gelogen hatten, aber das machte nichts. So sprachen sie jeden Morgen miteinander. Sie blickte sich um.
    »Wo ist Popkow? Ich dachte, er müsste längst hier sein.«
    Alexej schüttelte den Kopf. Er trug eine schapka mit Ohrklappen, deren Weichheit die kantigen Konturen seines markanten Kopfes noch betonten. Lydia wurde schlagartig bewusst, dass er abgenommen hatte. Sie blickte auf seine eingefallenen Wangen und spürte, wie es ihr eng in der Brust wurde. War das Geld schon so knapp bei ihnen?
    Er schenkte ihr ein schmallippiges Lächeln. »Popkow besorgt etwas zu essen für die Reise.«
    Der Kosak war ihr Proviantmeister, wenn die Versorgung knapp wurde. Lydia wollte ihm gerne helfen – sie hatte flinke Finger –, doch Alexej erlaubte es nicht. Sie hatte versucht, ihn zu überzeugen, aber er ließ sich nicht davon abbringen.
    »Wir sind hier nicht in China, Lydia. Wenn man dich hier beim Stehlen erwischt, selbst wenn es nur ein Stück Brot oder ein paar Eier waren, kommst du in ein Arbeitslager und verreckst dort.«
    »Aber nur, wenn man erwischt wird.«
    »Trotzdem. Es ist zu gefährlich.«
    Sie hatte mit einem Achselzucken klein beigegeben, auch weil sie nicht eingestehen wollte, dass seine Warnung ihr Angst machte. Schließlich wusste sie, wie es war, eingesperrt zu sein.
    »Gibt es Neuigkeiten, was den Zug anbelangt?«, fragte sie.
    »Das Übliche.«
    » Heute vielleicht . Das blökt der Stationsvorsteher immer, wenn man ihn fragt.«
    »Dann könnte es dieses Mal stimmen.«
    Sie nickte und ließ den Blick beiläufig zu den verkrüppelten Bäumen am anderen Ende des Gleises schweifen, die starr in der Eiseskälte standen wie Skelette. Dann schaute sie ganz gemächlich wieder zu ihren Mitreisenden. Unauffällig. Es kostete sie Mühe, doch gelang es ihr, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, während sie den Rest der Neuankömmlinge musterte. Zwei Männer, eine Frau. Die beiden Männer trugen Uniformen, die ihr nicht bekannt waren, und legten ein so befehlsgewohntes Gehabe an den Tag, dass sie beschloss, direkten Blickkontakt zu vermeiden, doch sie bemerkte, dass man in ihre Richtung sah. Einige Schritte neben den Uniformierten stand die Frau.
    »Nicht hinstarren.« Alexejs Stimme klang sanft.
    »Ich starre nicht.«
    »Klar starrst du.«
    »Natürlich nicht. Ich bewundere nur

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