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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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genommen. Weniger als eine Minute später hatte er das Haus wieder verlassen. Kaum mehr als man brauchte, um sich selbst die Kehle durchzuschneiden.
    Der Mann, der in dem Haus wohnte, hatte nichts bemerkt. Er war draußen auf der dunklen Straße damit beschäftigt gewesen, Möbelstücke auf einem Karren festzuschnüren, vor dessen Deichsel ein Pferd vor sich hin döste, und hatte keine Ahnung davon, dass er gerade beraubt wurde. Warum jemand um diese späte Stunde Möbel transportierte, hatte sich Alexej lieber nicht gefragt, doch seinen Zwecken hatte es sehr gut gedient. Der Eifer, mit dem er seine Beute unter dem Mantel versteckt hatte, hatte ihn selbst entsetzt.
    Gesehen hatte ihn niemand. Bis auf die kurze, bucklige Gestalt von Igor, der irgendwo im Dunkeln verborgen war. Er hatte alles beobachtet. Er wusste Bescheid.
    »Es ist eine gute Uhr«, verkündete der Mann mit dem geölten Haar und hielt den Zeitmesser hoch, damit die anderen ihn sehen konnten.
    Es war in der Tat ein schönes Stück, alt und gut gepflegt, was man aus den winzigen Polierspuren auf dem Gehäuse schließen konnte. Plötzlich verspürte Alexej jedoch einen Anflug von schlechtem Gewissen, ein böses, gehässiges Gefühl, das an ihm nagte.
    »Es ist für die wory w sakone, die Bruderschaft der Diebe im Gesetz«, verkündete Alexej. »Ich stifte es dieser kodla für euren obschtschak , euren gemeinsamen Fundus.«
    Sie nickten beifällig.
    »Gibt es einen Zeugen?«, fragte einer.
    »Ich bin Zeuge«, sagte Igor. Er stand vor den Versammelten auf und erstickte mit einem Blick in die Runde jeglichen Widerspruch im Keim. »Er hat gestohlen wie ein Profi.«
    »Gut.«
    »Aber ist er im Gefängnis gewesen?«
    »Oder in einem der Arbeitslager? Ist er in Kolyma gewesen?«
    »Oder hat er am Weißmeer-Ostsee-Kanal gearbeitet?«
    »Wer sonst spricht für ihn?«
    Alexej ergriff das Wort. »Bruderschaft der wory w sakone , ich bin ein wor, ein Dieb, wie ihr, und ich bin hier, weil Maxim Woschtschinski angeordnet hat, mich heute Abend hierherzubringen. Er ist krank und bettlägerig, doch es ist sein Wort, das für mich spricht.«
    »Es muss zwei geben, die für ihn sprechen.«
    »Ich, Igor, spreche für ihn. Mein Wort steht neben dem von Maxim, unserem pakhan .«
    Das war es also. Großer Gott, er war ein wor geworden. Zwar musste er noch so manche Probe bestehen, bevor sie ihn wirklich als einen der ihren akzeptierten, doch die Tür stand ihm bereits offen, weil Maxim ihn unterstützte. Aus seinem Gespräch mit Maxim hatte er gelernt, dass es Zellen der kriminellen wory wie die hier überall in Russland gab, besonders in den Gefängnissen, und sie alle hatten die gleichen strikten Zugehörigkeitsregeln und das gleiche Bestrafungssystem. Manche nannten sie auch russische Mafia, doch in Wirklichkeit waren sie ganz anders als jene italienische Organisation: Ein Boss war nicht vorgesehen, jedes Mitglied galt als gleich, und familiäre Beziehungen spielten keine Rolle. Die Bruderschaft war die einzige Familie, auf die es ankam. Entscheidungen gefällt und Streitigkeiten geschlichtet wurden durch die schodka , das Gericht der wory , das ebenso allmächtig wie rücksichtslos war. Dennoch nahm der pakhan einen höheren Rang ein, und sein Wort zählte. Maxim war der pakhan .
    Alexej betete zu Gott, dass Maxims Name, selbst vom Krankenbett aus, genügend Gewicht hatte. Doch seltsamerweise empfand er keine Angst, obwohl er wusste, sie wäre angebracht gewesen, denn was seinen Aufenthalt im Gefängnis anging, hatte er sie angelogen, und ihre Bestrafungsmethoden waren streng. Aber diese Männer erinnerten ihn viel zu sehr an die jungen Rekruten, die er in den Trainingslagern der Armee in Japan befehligt hatte, bloß dass sie sich hier zu einer kriminellen Brüderschaft zusammengefunden hatten und nicht zu einer militärischen. Diese Männer schöpften Mut untereinander, so wie der Besitzer dieses Kellers Wein aus seinen Flaschen und Fässern schöpfte. Er floss rot und berauschend. Während er sich ihre Gesichter und die entstellten Brustkörbe anschaute, kam ihm auf einmal der Gedanke, dass diese Männer geschädigte Männer waren. Sowohl innen als auch außen.
    »Wo sind denn die älteren Männer der wory- Bruderschaft?«, hatte er Maxim gefragt.
    »Im Gefängnis natürlich. In den Arbeitslagern. Dafür ist ja der obschtschak- Fundus.«
    »Benutzt ihr den, um sie aus dem Gefängnis zu bekommen?«
    »Manchmal. Viel öfter jedoch wird das Geld genutzt, um unsere Brüder

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