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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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sie ihn nach China gefragt. Er hatte ihr von seinen Reisen in Kanton und vom Stadtleben in Shanghai erzählt, doch sie kannte seine Stimme besser als ihre eigene. Sie spürte, dass es da Geheimnisse gab, die sich hinter den Worten versteckten. Aber sie wollte ihn weder bedrängen noch aushorchen. Dennoch beängstigte sie das, was er nicht sagte. Sie schob ihre Hand in die seine und hielt sie fest.
    An der Straßenecke küsste er sie zum Abschied, und sie legte die Stirn an seine kalte Wange.
    »Morgen?«, fragte er.
    »Morgen.«
    Das Licht im Zimmer schaltete sie nicht an, warf die nasse Decke von ihren Schultern, und ihr war klar, dass sie kein Auge zumachen würde.
    »Du bist also zurück.«
    Lydia erstarrte. »Du bist früh wach, Elena.«
    »Und du noch spät auf.«
    »Ich war unruhig und bin spazieren gewesen.«
    Sie flüsterten beide, und Lydia merkte mit Erleichterung, dass Liew offenbar noch schlief. Nur Elenas unförmige Gestalt war im Stuhl zu erkennen. Wie lange saß sie schon so da?
    »Du bist spazieren gewesen?«
    »Ja.«
    Elena lachte leise. » Malyschka , mein Kleines, du redest gerade mit mir, nicht mit dem Kosaken. Ich bin eine Hure, und ich kenne den Geruch nach Männern und nach Sex. Du stinkst nach beidem.«
    Im Dunkeln war die tiefe Röte nicht zu sehen, die Lydia in die Wangen stieg. Sie begann sich auszuziehen, sich all der Kleider zu entledigen, die Elena gehörten, wobei sie unbewusst noch einmal daran schnupperte, auf der Suche nach etwas, das sie an Chang erinnerte.
    »Elena, es ist lieb von dir, dass du so lange auf mich wartest, aber du brauchst dir nicht so viele Sorgen zu machen. Ich kann selber auf mich aufpassen.«
    »Ach wirklich?«
    »Ja.«
    Elena gab ein kurzes Schnauben von sich. »Komm her, malyschka .«
    Lydia zog sich ihr Nachthemd über den Kopf, ging zu dem Stuhl hinüber und kniete daneben, so dass ihre Köpfe ganz nah beieinander waren. In dem unbeleuchteten Zimmer waren Augen nur dunkle Löcher in bleichen Monden. Elenas Hand tastete nach Lydias Schulter.
    »Lass ihn gehen, Lydia. Lass den Chinesen gehen.«
    Es tat weh. Allein der Gedanke daran tat weh.
    »Warum sagst du so etwas, Elena?«
    »Weil er nicht gut für dich ist. Nein, schau nicht weg, hör zu, was ich dir sage. Warum sollte ein chinesischer Kommunist sich für ein russisches Mädchen interessieren?«
    Am liebsten hätte Lydia geschrien: Weil er mich liebt, natürlich, aber die Frage machte sie nervös. Es war eine, die sie sich selbst schon Tausende von Malen gestellt hatte.
    »Warum denkst du das, Elena?«, fragte sie leise.
    »Er will dich einfach abschleppen, das liegt doch auf der Hand. Endlich auch ein westliches Mädchen auf seiner Liste.«
    »Sag so etwas nicht.«
    »Aber das ist nicht der Hauptgrund, oder?«
    »Nein.« Jetzt würde sie die Worte hören, die sie hören wollte: Es ist, weil er dich liebt.
    »Weil er dich benutzt, Mädchen. So einfach ist das.«
    »Er benutzt mich?«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    »Das wirst du selber herausfinden müssen. Du bist nicht blöd. Vielleicht haben ihm die Chinesen den Befehl erteilt, über deine Freundschaft mit diesem russischen Offizier herauszufinden, was hinter dem höflichen Lächeln im Kreml steckt. Wer weiß?«
    »Nein, du täuschst dich. Du liegst vollkommen falsch, das sag ich dir.« Sie konnte nicht schlucken.
    »Pssst, malyschka. Du wirst noch Liew wecken.« Plötzlich berührte sie Lydia an der Wange, eine flüchtige Zärtlichkeit in dem dunklen Zimmer. »Was ist denn? Hat er Geheimnisse vor dir, mein Kleines? Kannst du ihm vertrauen?«
    Lydia machte sich wütend von ihr frei, weil ihr wieder einfiel, dass tatsächlich Schatten zwischen Changs Worten gelauert hatten. »Noch wichtiger: Kann ich dir trauen?«
    »Ha, eine gute Frage. Aber denk mal drüber nach, Mädchen. Was für eine Zukunft hat das hier denn für ihn? Oder für dich?«
    »Elena«, sagte sie so tonlos und entschlossen, dass Elena es endlich begreifen musste. »Ich vertraue ihm. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.«
    »Umso schlimmer, Mädchen.« Sie beugte sich näher zu ihr. Ihr Nachthemd roch muffig. »Ich möchte einfach nicht, dass er dir wehtut.«
    »Das wird er nicht. Ganz sicher nicht.«
    Schweigen sickerte in den Raum, wie ein kleines Rinnsal, das sich zwischen ihnen seinen Weg suchte, und sie warteten beide darauf, wer wohl den ersten Schritt machen würde, es zu brechen.
    »Stell dir das doch mal vor«, flüsterte Elena hastig. »Dein sowjetischer Bewunderer, dieser

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