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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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»Gute Nacht, Genosse. Dobroi notschi, towarischtsch. «
    Ganz leise entfernten sich die Schritte wieder.
    Alles war weg. Das Geld, der Schmuck, alles, was er immer versucht hatte, vor neugierigen Augen zu verbergen. Wie sie über seine Naivität gelacht haben mussten!
    Alexej spürte, wie ihm bittere Galle die Kehle hochstieg, weil er wusste, dass nicht seine Naivität das alles verursacht hatte. Es war sein verblendeter Hochmut. Er hatte gewusst, was ihn erwartete, was Michail Wuschnew wahrscheinlich in dieser eiskalten Nacht auf der Brücke tun würde. Doch er war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass er mit dem umgehen könnte, was sich irgendein tumber Apparatschik aus dem Lager ausdachte, und ihm dennoch die Information abringen würde.
    Wie falsch er doch nur damit gelegen hatte! Was für ein unverzeihlicher Fehler!
    Er zwang sich, die Augen zu schließen. Aber die Bilder blieben, hatten sich wie mit Säure in sein Hirn eingebrannt. Seine gesamten Wertsachen waren weg. Alles.
    Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch eine Reihe von Löchern in dem Vorhang, der vor dem kleinen Bullauge hing, und schwebten wie eine Perlenkette in der staubigen Luft. Es waren Perlen des Bedauerns, zumindest sah es für Alexej so aus, als er die Augen öffnete. Die Sonne hatte gerade erst den östlichen Horizont erklommen, träge lag das Morgenlicht auf der Wasseroberfläche des Flusses, und es schien keine Eile zu haben, irgendwohin zu kommen.
    Doch ich habe es eilig. Ich muss zurück nach Felanka.
    Alexej warf die Decke von sich und schwang die Beine über die Bettkante. Er hatte das Gefühl, es würde ihm gleich den Schädel spalten, als er sich aufrichtete, und Übelkeit stieg in ihm auf. Fiebriger Morgenatem presste sich aus seinen Lungen. Er fluchte. Während er versuchte, wieder normal zu atmen, geriet er ins Schwanken, und erst in diesem Moment entdeckte er Konstantin, der ihn aus dem Gewühl der Decken am Boden beobachtete.
    »Du bist schwach wie ein Kätzchen«, sagte der Schiffer. »Was glaubst du denn, wo du hinwillst?«
    »Es ist Zeit zu gehen.«
    »Njet.« Das hatte geklungen wie ein Stöhnen. »Noch nicht. Es geht dir nicht gut genug.«
    »Ich muss fort.«
    Alexej richtete sich auf. Die Bohlen fühlten sich kalt an unter seinen Füßen, und er blickte sich in der Kajüte um, auf der Suche nach seinen Stiefeln. Sie standen neben einem Eimer in der Ecke und waren frisch geputzt. Er schlurfte hinüber, hob sie hoch und zog sie an. Es strengte ihn so sehr an, dass er ins Zittern geriet.
    »Meine Kleider?«, fragte er dann.
    »Ich hab dir ja gesagt, die waren vollkommen zerfetzt, da habe ich sie weggeworfen. Du kannst meine alten haben, die du jetzt trägst, und dein Mantel hängt im Schrank.«
    Alexej holte den Mantel. Das schwere Teil hatte einen langen Riss auf der Vorderseite, der sorgfältig genäht worden war.
    »Wie kann ich dir danken?«
    Konstantin wickelte sich fest in seine Decken. »Da ist Brot und ein bisschen kaltes Schweinefleisch im …«
    »Nein. Aber danke. Du hast schon mehr als genug für mich getan.«
    »Geld kann ich dir keins geben.«
    »Ich brauche nur ein Messer.«
    Ein kurzes Kopfnicken in Richtung Schrank. Alexej suchte sich das schärfste Messer mit der dünnsten Klinge aus, ging dann auf seinen Retter zu und streckte die Hand aus, um sich von ihm zu verabschieden.
    »Ich danke dir, Konstantin. Spassibo . Du bist mir ein wahrer Freund gewesen.« Irgendwie verspürte er das Bedürfnis, mehr zu sagen als nur spassibo . »Ich bin dir dankbarer, als ich es ausdrücken kann …«
    »Aber nicht dankbar genug, wie es scheint.« Die blauen Augen schlossen sich. »Geh einfach.«
    Alexej bückte sich, drückte seine Schulter und ging.
    Popkow beschimpfte sie. Für Lydia war es wie ein Schock.
    Er schimpfte in dem Moment los, als sie in Felanka aus dem Zug stieg. Sie lief auf dem vereisten Bahnsteig auf ihn zu, doch er stand nur einfach da, ohne sich zu bewegen, und schrie ihr die wüstesten Flüche entgegen. Riesengroß und breit ragte er vor ihr auf, wie ein Bär auf den Hinterpfoten, mit so finsterem, bedrohlichem Blick, dass die anderen Fahrgäste auf dem Bahnsteig einen Bogen um ihn machten. Er hatte keine Mütze auf, seine fettigen Locken standen in allen Richtungen ab, und seine schwarze Augenklappe hing schief, weil er sie in seiner Wut verschoben hatte.
    Wie viele Male hatte er hier auf sie gewartet?
    Wie viele Züge hatte er einfahren sehen?
    Und wie viele Stunden hatte er vergeblich

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