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Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)

Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Dämons (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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töten.
    Gelang es einem Dämon, die körperliche Hülle eines Engels zu zerstören, würde diese neu entstehen und der Engel wieder zur Erde gesandt, um sein Werk weiterzuführen. Recycling nannte Gabriel diesen Vorgang. Die Engel im Amphitheater brachen in tosendes Gelächter aus. Serena fand das gar nicht so lustig, doch offensichtlich hatte man in den göttlichen Gefilden einen anderen Humor.
    Sowohl für sie als auch für Meredith stand die Entscheidung fest. Es gab so viele Seelen auf der Erde, die beschützt und geleitet werden mussten. In dieser Zeit der Herausforderungen brauchten die Menschen Hilfe.
    Also setzte Gabriel seinen Vortrag fort, indem er ihnen ihre Pflichten und ihre Verantwortung erläuterte. Am Ende erklärte er: „Jede Seele besitzt einen freien Willen. Jede Seele kann frei entscheiden. In der materiellen Welt, wie sie momentan existiert, haben diese Entscheidungen Folgen.“
    Und damit meinte er das Scheitern. Wenn ein Engel scheiterte, konnte er unter gewissen Umständen in die Hölle kommen. Wie jede andere Seele. Kein Wesen, auch Engel nicht, waren immun gegen die Folgen von freien Willensentscheidungen. Und viele von ihnen waren gescheitert. Jeder Einzelne von ihnen, ob exaltierter Seraphim oder frischgebackener Schutzengel, war selbst verantwortlich für das, was er tat. Gabriel betonte diesen letzten Punkt besonders deutlich, um die Ernsthaftigkeit seiner Botschaft klarzumachen. Die versammelten Engel wurden still, selbst das Flügelschlagen erstarb. Es war eine Warnung, verstand Serena, als sie und Meredith zitternd vor der überwältigenden Macht des Göttlichen standen.
    Serena betrachtete die Schatten an ihrer Schlafzimmerdecke und verstand plötzlich, wieso sie heute Abend solche Angst gehabt hatte. Nicht, weil sie den Tod fürchtete. Nein. Sie fürchtete Julian, weil er für die Möglichkeit stand, in die Hölle zu kommen.
    Nur ein Kuss. Mit diesem Gedanken versuchte sie, sich zu trösten, als sie dalag und sich an das wunderschöne Gefühl erinnerte. An Julians Brust gedrückt, hatte sie versucht, nicht ans Scheitern zu denken. Sie wollte kein gefallener Engel sein.

3. KAPITEL
    S chande. Am nächsten Morgen spürte sie noch Julians Berührung auf ihrer Haut. Serena tat, was sie immer tat, wenn sie gegen solche Emotionen angehen wollte: Sie machte Yoga. Nick wird nicht kommen , dachte sie, als sie zu ihrem Studio fuhr. Nach der letzten Nacht schaffte er es sicherlich nicht, zu seiner privaten Yogastunde aufzutauchen.
    Gott allein weiß, was dieser Mistkerl von Julian ihm angetan hat.
    Doch Nick lehnte schon im Türrahmen, als sie eintraf, die zusammengerollte Yogamatte hatte er lässig unter einen Arm gesteckt. Sein Gesicht verbarg er hinter einer silbernen Piloten-Sonnenbrille und einer Baseball-Kappe. Er war unrasiert, aber er war da.
    Als er die Sonnenbrille abnahm, bemerkte sie die dunklen Ringe unter seinen Augen. „Du warst gestern Abend im Devil’s Paradise . Schade, dass wir uns verpasst haben.“ Seine Stimme wirkte angeschlagen.
    Das klang nach ernsthaftem Bedauern. Doch da war noch etwas anderes, ein besonderer Schimmer in seinen gefühlvollen braunen Augen. Fast so etwas wie Zärtlichkeit, als würde er … Sie schüttelte den Kopf, diesen Gedanken wollte sie erst gar nicht zulassen.
    „Schon okay. Ich bin froh, dass du jetzt hier bist. Schön, dich zu sehen“, erwiderte sie fröhlich.
    Serena schloss die Tür auf und ließ ihn hinein. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihr, als er unter den bunten indischen Schals hindurchging, die von der Decke hingen. Sie sog den sanften Duft des Weihrauchs ein, der noch in der Luft hing. Nick grinste, und das ließ sie beinahe vergessen, was gestern Abend geschehen war. Sein Lächeln war es, das ihn von all den anderen angesagten Jungschauspielern in Hollywood unterschied. Sein Lächeln ließ Mädchen hysterisch kreischen, wenn sie ihn erblickten. Sein Lächeln brachte erwachsene Frauen dazu, sich schamlose Dinge vorzustellen.
    Sie entrollte ihre Yogamatte auf dem Holzfußboden. Wäre sie ein menschliches Wesen, wäre sie ihm sicher auch verfallen. Doch als sein Schutzengel empfand sie vielmehr eine überbordende platonische Liebe für ihn, eine nahezu mütterliche Liebe. Sie wollte Nick beschützen. Er war hier, wo sie auf ihn aufpassen konnte. Weit weg von den Fängen eines Julian Ascher. In Sicherheit. Und sie würde alles dafür tun, damit es so bliebe.
    Sie gingen die einzelnen Yogapositionen durch, die sie ihm in

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