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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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den Nebel wurde es gegen Morgen immer kälter. Beide wurden wir wach davon, so zitterten wir. Da nutzte es auch nichts, eng beieinander zu liegen. Wir mussten wohl noch näher zusammenrücken, um die gemeinsame Körperwärme besser zu nutzen. Es war einfach zu kalt, um alleine zu schlafen. Resigniert zogen wir uns aus und krochen zusammen in meinen Schlafsack, seinen als Decke über uns. Ich drehte ihm den Rücken zu und er schmiegte sich an mich.
Von da an schlief ich nicht mehr besonders. Ich lag da, spürte seine Wärme auf meiner Haut und seinen Atem in meinem Nacken und kämpfte mit einem Ständer, der immer härter wurde. Aber ich würde verdammt sein, wenn ich deswegen etwas unternahm. Zu meiner großen Überraschung nutzte auch James die Situation nicht aus und ließ mich in Ruhe.
Vielleicht war seit gestern einfach unser Respekt voreinander gestiegen. Meiner auf jeden Fall. Es war herrlich, ihn so kraftvoll und geschmeidig durch die Luft wirbeln zu sehen. Hätte ich ihm das zugetraut? Wenn ich jetzt näher darüber nachdachte schon, ja, auf jeden Fall. Aber ich hätte vorher nicht im Traum daran gedacht. Ich konnte mir zwar ausrechnen, dass er irgendeine Kampfsportart betrieb, doch dass es so weit ging ...
Als ich erwachte, kochte James bereits Kaffee. Der Duft zog mir verlockend in die Nase. Wenigstens ein Lichtblick. Beim Anziehen war es so kalt, dass sich das Problem mit den letzten Resten meines Ständers ganz von allein erledigte. Ich klopfte mir in Gedanken anerkennend auf die Schulter, dass ich die Situation gut überstanden hatte.
Von der Theorie, dass ein Mann, einmal erregt, nicht anders konnte, als das Objekt seiner Begierde zu bumsen, hielt ich nichts. Wäre ja das gleiche, als würden Juwelendiebe sich beschweren, sie hätten nicht anders gekonnt, weil der Juwelier sie durch Ausstellung der Ware im Schaufenster verführt habe. Reiner Blödsinn so was. Schließlich war die Menschheit doch sonst so stolz darauf, sich durch ihren überlegenen Grips himmelweit von den Tieren zu unterscheiden, die Triebe durch den Geist kontrollieren zu können.
Es war möglich, sich der Versuchung zu erwehren. Das musste einfach so sein. War natürlich ein klein wenig anders, wenn das Objekt der Begierde das gleiche wollte und mitmachte. Ob man dann noch fähig war, sich zurückzuhalten, weil man wusste, dass es nicht richtig war, was man tat? Vielleicht würde ich das bald herausfinden. Doch dann fiel mir ein, dass James‘ Rache nicht aufgehen würde, wenn er mir gab, was ich wollte. Es sei denn, er hatte sie inzwischen aufgegeben.
Acht
    Der Wasserfall war nicht zu einem kleinen Rinnsal zusammengeschmolzen. Füllte sein Becken zwar nicht aus, würde es uns aber schwer machen, ihn zu ersteigen. Irgendwo in den Bergen hatte es gestern geregnet. Jetzt tauchte hinter dem Nebel schon wieder eine blasse Ahnung der Sonne auf. Hier in den Bergen ging das schnell. Wetterwechsel konnten einen ganz plötzlich überraschen.
    „Also, ich finde, das sieht doch gar nicht so schlecht aus.“ James, der ewige Optimist.
Nun gut, wenn er es nicht anders wollte. Mir würde die Abkühlung gut tun. Trotzdem wendete ich ein: „Das Wasser ist eiskalt. Du weißt, der ganze Körper kann in Minutenschnelle davon taub werden.“
„Du wirst schon eine Route finden, die uns nicht ständig im Wasser hält. Robert hat von deinen Kletterkünsten geschwärmt. Da vertraue ich ganz auf dich. Oben brennt uns dann die Sonne auf den Pelz. Wir werden schon wieder trocken werden.“
Na prima! Da hatte ich den Schwarzen Peter wieder. „Du wirst dir eine Lungenentzündung holen, und dann kann ich dich nach Hause tragen.“
„Keine schlechte Vorstellung, so ein paar Tage an deine Brust geschmiegt zu verbringen.“ Er grinste versonnen.
„Sei nicht so frech,“ sagte ich nur und versuchte, über diesen Satz hinwegzuatmen. Am liebsten hätte ich ihm das liebliche Lächeln aus dem Gesicht gewischt. „Na gut, wenn du es nicht anders willst, dann machen wir weiter.“
Die Rucksäcke banden wir an ein langes Seil und dann an James‘ Gürtel. Konnten sie nachher von einer Stelle neben dem Wasser aus hochziehen. Wir seilten uns an, ich schnappte mir die Haken, und dann ging es los. Hatte keinen Zweck, noch mehr Zeit mit Diskussionen zu vergeuden.
Natürlich hatte ich Reinhold Messner gelesen. Er beschreibt gut, was viele Kletterer trieb, zumindest mich. Sich zu messen an den Gefahren. Bis an die Grenzen zu gehen, bis die Angst so groß wurde, dass man sie

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