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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Lieferung der Samtmäntel für die Kaiserkrönung beauftragen, weil ich Ihnen zusagen kann, dass wir nicht nur die beste Stoffqualität bieten, sondern dank einer ausgezeichneten Färbetechnik auch bekannt für unsere exquisite Farbgebung sind.»
    Der am runden Tisch sitzende Herr legte die Hand über sein Kinn und beugte sich interessiert vor.
    «Des Weiteren garantiere ich Ihnen hiermit die pünktliche Abwicklung der Produktion», fuhr Paulina fort, «was in der Kürze der Zeit nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist, wie Sie ohne Zweifel zugeben werden.»
    Es entstand eine kurze Pause.
    «Ich habe den Eindruck gewonnen, dass genau dieser Aspekt den Lyoner Manufakturen Schwierigkeiten bereitete», stimmte einer der Senatoren zu und kratzte sich am Kopf.
    «Was werden Sie anders machen als die Lyoner, Madame?», fragte der Herr am runden Tisch, während er Paulina eindringlich taxierte.
    «Ich bin in der Lage, die Produktion kurzfristig nach Belieben zu steigern», antwortete sie ohne zu zögern.
    Der Uniformierte wandte sich mürrisch zu den an der Wand sitzenden Senatoren um. «Sind die Lyoner dazu auch in der Lage?»
    Die Herren zuckten mit den Achseln und blickten sich unschlüssig an.
    «Warum können Sie dies zusagen und die Lyoner nicht?», blaffte der Uniformierte Paulina an.
    «Ich wäre eine schlechte Seidenverlegerin, wenn ich in eine Verhandlung gehen würde, ohne dies im Vorfeld sicherzustellen!», antwortete Paulina, vom Geschäftstrieb gepackt. «Was denken Sie, wo ich heute stünde, wenn ich mich derart unzureichend vorbereiten würde?»
    Einer der Senatoren breitete ergeben die Arme aus. «An der Kalkulation der Manufaktur von Ostry ist in der Tat nichts auszusetzen.»
    Paulina nahm augenblicklich das Stichwort auf.
    «Ich kann Ihnen gerne weitere Ausführungen dazu geben!», sagte sie schnell und begann, noch ehe man sie davon abhalten konnte, in aller Ausführlichkeit die geplante Abwicklung des Auftrages zu erläutern. Als sie geendet hatte, stand der am runden Tisch sitzende Herr auf und ging mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf und ab.
    «Ich kann mich nicht recht mit dem Gedanken anfreunden, dass eine so schöne Dame uns geschäftliche Belehrungen erteilt.» Er blieb vor Paulina stehen. Sein Blick bohrte sich tief in ihre Augen. «Sie sprechen exzellent Französisch und sind äußerst charmant, Madame. Als Kaiser der Franzosen kann ich mir eine bezaubernde Dame wie Sie eher als Zierde meines Hofstaates vorstellen als im staubigen Kontor einer Seidenmanufaktur.»
    Paulina erstarrte. Sie hatte den Kaiser persönlich vor sich! Warum hatte sie ihn nicht gleich erkannt? In all ihrem Eifer, den Auftrag zu bekommen, hatte sie gar nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass auch er sich unter den Senatoren befinden könnte. Unversehens machte Paulina einen tiefen Hofknicks.
    «Wie darf ich das verstehen, Majestät?», fragte sie, eingeschüchtert von der Macht des Mannes, der vor ihr stand.
    «Wenn Herr von Ostry wichtige Aufgaben in Paris übernehmen wird, wünsche ich Sie an seiner Seite zu sehen», sagte Napoleon. «Ich schätze exzentrische Menschen nicht besonders. Und eine Dame der höheren Gesellschaft, die sich mit Handel und Fabrikation beschäftigt, kann man nur als exzentrisch bezeichnen.»
    Paulina spürte Wut in sich aufsteigen. Was bildete sich dieser zum Kaiser erhobene Korse ein, ihre Fähigkeiten als Geschäftsfrau derart herabzuwürdigen? Sie, die überall als erfahrene Seidenverlegerin und gleichwertige Handelspartnerin geachtet wurde! Sie sah Napoleon herausfordernd an.
    «Auch wenn Ihr Erscheinen eine willkommene Abwechslung in unserer trockenen Regierungssitzung war», fuhr der Kaiser fort, «so möchte ich Ihnen nicht zumuten, dieser noch länger beiwohnen zu müssen.» Er neigte den Kopf. «Ich hoffe, Sie demnächst öfter in Paris begrüßen zu dürfen», sagte er in liebenswürdigem Tonfall.
    Paulina ließ sich von seiner Höflichkeit nicht täuschen. Der Kaiser hatte sie unmissverständlich in ihre Schranken gewiesen. Sie konnte nicht umhin, ihn zornig anzublitzen.
    Die Lippen kaum geöffnet, sagte Napoleon, nur für sie hörbar: «Lassen Sie mich Ihnen eines mit auf den Weg geben, Madame! Ich bewundere Menschen, die in einer Schlacht bis zum Letzten kämpfen!»
    «Dann nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich zu genau diesen Menschen gehöre, Majestät», flüsterte Paulina zurück, wandte sich um und verließ den Raum.
    Erst als sie durch die Gänge des Palais du

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