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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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dann, in einem plötzlichen Entschluss, bat sie beinahe schüchtern: «Darf ich dir eine Geschichte anvertrauen, Anna?»

    «Was schleppst du da nur all die Jahre für einen Kummer mit dir herum!», sagte Anna voller Mitgefühl, nachdem Paulina geendet hatte. «Hat Christian von Bahro denn nie wieder etwas von sich hören lassen?»
    Paulina schüttelte den Kopf. «Weder er noch seine Schwester. Es war wie damals in Frankfurt. Auf einmal schien es, als hätte er mich aus seinem Leben gestrichen.»
    «Bist du sicher, dass nicht sein Vater dahintersteckte?»
    «Das kann natürlich sein! Aber wie sollte ich das herausfinden? Ich wusste nicht, wo Christian war, und nach Schloss Bahro hätte ich nicht schreiben können.»
    Anna blickte ihre Nichte gedankenvoll an.
    «Ich kenne den Grafen Bahro», sagte sie plötzlich.
    Paulina sprang erregt von ihrem Stuhl auf. «Was sagst du da? Du meinst doch nicht etwa …?»
    «Nein, nein», beschwichtigte Anna sie. «Es ist nicht das, was du denkst. Graf Bahro ist in Hannover ein bekannter Mann. Er ist, wie du sicher weißt, ein Minister am kurfürstlichen Hof. Seine Gattin und er waren oft im Theater, als wir vor zwei Jahren in Hannover spielten. Eines Abends kam er zu mir in die Garderobe.»
    Paulina hatte ihr atemlos zugehört. «Was wollte er von dir?»
    «Nun, er fragte mich unverwandt, ob ich mit einer Baronin Sophie von Gralitz verwandt sei.»
    «Was hast du ihm geantwortet?»
    «Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien der Graf keine große Zuneigung für meine Schwester zu hegen. Ich fragte ihn also vorsichtig, wie er zu der Annahme käme, dass ich mit der Dame verwandt sein könnte. Er sagte, dass ich ihr ähnlich sähe. Aufgrund dessen habe er Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass ich aus Darmstadt stamme. Er glaube nicht an Zufälle, fügte er noch hinzu.»
    «Er hat tatsächlich Nachforschungen über dich angestellt?» Paulina war fassungslos.
    «Du siehst also, wie viel Misstrauen dieser Mann dir auch nach so vielen Jahren noch entgegenbringt», sagte Anna. «Er muss geradezu besessen davon sein, dich von seinem Sohn fernzuhalten. Wenn er mich schon ausforschen ließ – meinst du nicht, dass er auch erneut deine Verbindung zu Christian hintertrieben hat?»
    Paulina schwieg. Wie oft hatte sie darüber in den letzten Jahren nachgedacht! Natürlich hatte sie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass hinter Christians Abkehr von ihr sein Vater steckte. Aber hätte er nicht eine Möglichkeit finden können, ihr wenigstens eine Nachricht zukommen zu lassen?
    «Was hast du dem Grafen Bahro gesagt?», fragte sie.
    Anna senkte schuldbewusst den Kopf. «Es erschien mir ratsam, meine Verwandtschaft mit Sophie zu leugnen. Ich konnte es mir nicht leisten, einen so einflussreichen Herrn gegen mich zu haben. Glücklicherweise nannte ich mich nicht Anna von Dornfeld, sodass dem Grafen meine Versicherung genügte, nichts mit einer Baronin von Gralitz zu tun zu haben.»
    «Hast du …», Paulina stockte, «hast du auch Christian in Hannover gesehen?»
    «Nein. Während meiner Spielzeit war er nicht in Hannover. Ich habe auch nie von ihm reden hören.»
    Es klopfte an der Tür. Pierres Diener trat ein und teilte mit, dass Herr Toscani nach der gnädigen Frau Schauspielerin gefragt habe. Anna seufzte und stand auf.
    «Sei mir nicht böse, meine Liebe, aber ich möchte Herrn Toscani nicht verärgern. Ich habe durch ihn einige Vergünstigungen erhalten, die mir das Leben etwas angenehmer machen. Er fährt morgen früh wieder nach Aachen zurück und erwartet noch ein bisschen … Entgegenkommen von mir.»
    Paulina fühlte, wie eine große Traurigkeit sie überkam. Sie betrachtete ihre schöne Tante, die hastig einen kleinen Spiegel und einen Schildpattkamm aus ihrem Täschchen zog und sich das Haar ordnete.
    «Sag, Anna, war die Schauspielerei dir das alles wert?»
    Ohne den Blick von ihrem Spiegelbild zu wenden, antwortete Anna: «Wenn du einmal auf der Bühne standst, meine Liebe, dann kannst du dir nichts anderes mehr vorstellen. Ich bin von ganzem Herzen Schauspielerin …», sie zog in einem dezenten Rot ihre Lippen nach, «… und ich gestehe, dass ich dafür Leib und Seele verkaufe.» Sie rieb die Lippen übereinander und nahm mit dem Finger eine kleine Korrektur vor. Als sie mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen zufrieden war, sah sie zu ihrer Nichte auf.
    «Und du, Paulina? Ist es bei dir nicht ebenso? Hast du nicht auch für dein Seidenunternehmen Leib und

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