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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Blommersforst versehen weiterhin Ihre Ämter. Über jegliche Geschäftshandlungen Ihrerseits möchte ich Mitteilung erhalten.»
    «Selbstverständlich wird alles so gemacht, wie Sie es wünschen, gnädige Frau.» Es war ihm anzusehen, wie einverstanden er mit Paulinas Anweisungen war. «Gibt es sonst noch irgendetwas?»
    «Ja, da ist noch etwas.» Die junge Frau räusperte sich. «Ich wünsche, dass in sämtliche Entscheidungen, die Erldyk, Boltenhusen oder Blommersforst betreffen, mein Schwiegervater, Herr Conrad von Ostry, mit eingebunden wird.»
    Sie bemerkte, dass von Ostry kurz die Augen schloss. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber sie meinte, den Ansatz eines Lächelns auf seinen Lippen zu entdecken.
    Ein Handel ist ein Handel, dachte sie, und ich würde mich schlecht zum Handeltreiben eignen, wenn ich die erste Gelegenheit nutzte, um aus meinem Vertrag auszusteigen.
    Man mochte ihr nachsagen, was man wollte, und ihre Absichten waren sicher nicht immer die edelsten. Aber eine Rechnung – die galt es zu bezahlen.
    Von Ostry richtete langsam seinen Blick auf sie. Und dieser Blick, der so ausdruckslos sein konnte, sagte ihr, dass er sie verstanden hatte.

Kapitel 20
    Crefeld, November 1791
    Es war ein stürmischer Abend, als es zu später Stunde an Paulinas Tür klopfte. Die junge Frau hatte dem heulenden Wind gelauscht, der heftig an den Fenstern rüttelte, und war froh, dass sie in ihrem warmen, behaglichen Bett lag. Sicher wollte Pierre ihr einen mitternächtlichen Besuch abstatten, nachdem er von einem seiner abendlichen Ausflüge zurückgekehrt war, eine Angewohnheit, die er zum Ärger seines Vaters in letzter Zeit wiederaufgenommen hatte. Paulina rief ein schwaches «Ja, bitte» und beschloss, ihren Gatten gleich wieder fortzuschicken. Sie fühlte sich seit einigen Tagen wie zerschlagen und befürchtete, ernsthaft krank zu werden.
    In der Tür zeichnete sich die Silhouette einer Frau im langen Nachtgewand ab.
    «Gnädige Frau», sagte eine schüchterne Stimme, in der Paulina eine der Mägde erkannte. «Gnädige Frau? Sind Sie noch wach?»
    Paulina richtete sich verwirrt auf. «Was ist los? Ist etwas passiert?»
    «Unten wartet ein Mann auf Sie, Frau von Ostry. Er sagt, Sie sollen sofort nach Erldyk kommen. Ihrem Vater gehe es sehr schlecht.»
    Paulina ließ sich wieder in ihre weichen Kissen fallen. «Fragen Sie diesen Dummkopf, ob er noch ganz gescheit ist, mich um diese Zeit aus dem Bett zu holen!»
    «Der Mann kommt aus dem Dorf beim Schloss. Er sagt, Johanna habe ihn geschickt. Es sei wirklich bedenklich, und sie sollten unverzüglich zu Ihrem Vater kommen, wenn Sie ihn noch einmal lebend sehen möchten.»
    «Papperlapapp!» Paulina räkelte sich. «Das sagt sie immer, und wenn ich dann voller Sorge zu meinem Vater eile, sitzt er putzmunter in seinem Zimmer und überhäuft mich mit seinen infamen Beleidigungen.»
    «Es muss diesmal wirklich ernst sein», beharrte die Magd. «Der Arzt hat bereits nach einem Pastor schicken lassen.»
    Paulina fuhr in ihrem Bett hoch. «Was sagen Sie da? Ein Arzt ist bei meinem Vater?»
    Als sie die Schlafdecke zurückschlug und die Beine aus dem Bett schwang, wurde sie von einem kurzen Schwindel ergriffen. Woher kam nur diese bleierne Mattigkeit?
    «Richten Sie dem Mann aus Erldyk aus, dass ich mich rasch ankleide», sagte sie zu der Magd und griff nach ihrem Frisiermantel. «Wecken Sie außerdem den Kutscher und schicken Sie ihn zur Remise. Er soll einen kleinen Wagen anspannen lassen.»
    Eine halbe Stunde später läutete der Kutscher mit übellaunigem Gesicht den Wächter des Hülser Tores aus dem Bett, der sich bei dem Wetter nur schwer überreden ließ, die Stadtpforte erneut zu öffnen. Der Wagen fuhr mit dem Reiter aus Erldyk an der Seite in die Nacht hinaus. Zu dem stürmischen Wind kam nun auch noch Regen, und Paulina war froh, dass sie im geschützten Innern des Gefährts saß. Dennoch war ihr schon nach kurzer Zeit die feuchte Kälte durch sämtliche Glieder gefahren.
    Sie hörte den Kutscher auf seinem Bock fluchen.
    Draußen zog die bedrohliche Dunkelheit des Bockumer Waldes an ihr vorbei. Der Regen prasselte gegen das kleine Fenster des Wagens, der Wind pfiff durch alle Ritzen. Bei jedem Stoß, der die kleine, eher für gemütliche Spazierfahrten geeignete Kutsche durchschüttelte, wurde es Paulina angst und bange. Wenn sie nur auf der holprigen, aufgeschwemmten Straße keinen Achsbruch erlitten! Als sie endlich in die Einfahrt von Erldyk einbogen,

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