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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dem Berg halten.
    »Es handelt sich um mehrere Punkte, die besprochen werden müssen.«
    Van de Veere lächelte.
    »Wie wär’s, wenn wir einfach vorn anfangen?«
    »Monseigneur de Villiers hat Euch wahrscheinlich gesagt, dass ich Witwe bin.«
    Ihr Gegenüber nickte, sagte aber nichts dazu.
    »Hat er Euch auch mitgeteilt, dass ich hier in Flandern der Gilde mein Meisterstück präsentieren will, damit ich selbstständig handeln kann?«
    Van de Veere nickte wieder.
    »Das weiß ich alles«, sagte er ernst. »Aber was ich nicht wusste, ist, dass Ihr noch so jung seid. Wie alt seid Ihr denn?«
    Als sie nicht gleich antwortete, sah er sie mit seinen schwarzen Augen eindringlich an und fuhr fort:
    »Ich muss wissen, wie alt meine Kunden sind. Das brauche ich zu meiner Sicherheit, wenn es um die Höhe der Zinsen geht.«
    »Ich verstehe schon«, antwortete Alix. »Ich bin gerade vierundzwanzig geworden.«
    »Das ist sehr jung für einen so großen Kredit.«

    Plötzlich fühlte sie sich unsicher, und ihre Hände zitterten ein wenig. Machte er sich über ihre plötzliche Angst lustig? Würde er ihr das Geld wegen dieser Lappalie verweigern?
    »Ich hätte Euch anlügen können - was ich aber nicht getan habe.«
    »Auch ich hätte Euch täuschen können, aber das ist nicht meine Absicht. Ich wusste, wie alt Ihr seid.«
    »Ach so! Was wisst Ihr denn noch über mich, Sire Van de Veere? Dass uns Jean de Villiers, Kardinal in Rom und Onkel meines Mannes, verheiratet hat, als ich eben vierzehn war, und zwar mit einem päpstlichen Dispens?«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Also dann, reden wir jetzt über’s Geld. Was könnt Ihr für mich tun?«
    Er faltete seine Hände, dann legte er die eine auf die andere und sah seine junge Kundin aufmerksam an.
    »Ihr spracht von einem zweiten und vielleicht sogar einem dritten Punkt. Worum geht es da?«
    »Ich möchte im Val de Loire ein Verkaufskontor eröffnen.«
    »Habt Ihr denn das nötige Material? Ich meine natürlich in Arbeit.«
    Jetzt machte Alix eine zufriedene Miene. Hier fiel es ihr nicht schwer, ihre Sache zu verteidigen.
    »Ich habe zwei große Aufträge, für die ich mehrere Jahre brauchen werde. Die Arbeit an diesen Aufträgen wurde aber leider durch den Brand unterbrochen, der mir alles zerstört hat.«
    »Was für Aufträge sind das im Einzelnen?«
    »Das habe ich einem Bankier in Arras, den ich vor Euch getroffen habe, auch schon erklärt, aber er wollte es mir nicht recht glauben.«
    Sie bemerkte seinen plötzlichen Stimmungsumschwung.

    »Wer war das?«
    »Der Geldverleiher Simon d’Harcourt.«
    »Das ist ein kleiner Pfandleiher, den ich nicht persönlich kenne. Ihr habt gut daran getan, Euch nicht mit ihm einzulassen. Diese Leute verlangen nur immer überhöhte Zinsen.«
    Alix lächelte ihn dankbar an und fuhr fort:
    »Ein Auftrag stammt vom König von Frankreich. Es handelt sich um sechs große Wandteppiche zu dem großen griechischen Thema ›Trojanischer Krieg‹. Alle Kartons dafür hat der Maler Van Orley angefertigt, dessen Name für Qualität spricht, wie Ihr vielleicht wisst.«
    Als Van de Veere zustimmend nickte, konnte sie sich denken, dass er Van Orley kannte, und fuhr einigermaßen beruhigt fort:
    »Die andere Bestellung ist ein Millefleurs zum Thema Einhorn. Er ist nicht weniger bedeutend und für die Comtesse d’Angoulême bestimmt. Für sie arbeite ich auch an einem großen Wandbehang über das höfische Leben. Ich nenne ihn Begegnung am Hofe .«
    »Für die Comtesse d’Angoulême! Ist sie nicht die Mutter des Jungen, der einmal den Thron von Frankreich besteigen soll?«
    »Wie ich sehe, seid Ihr gut über die Angelegenheiten unseres Landes informiert.«
    »Ich mag Frankreich sehr, und besonders Euer bezauberndes Val de Loire. Die Schlösser dort sind einfach wunderschön! Habt Ihr einen zuverlässigen Verwalter, oder beabsichtigt Ihr das Kontor selbst zu führen?«
    »Ich habe einen Freund, dem ich selbstverständlich voll und ganz vertraue.«
    »Einen Freund!«, wiederholte er und sah ihr in die Augen.
    »Ihr wollt wohl alles wissen?«
    »Ja, alles. Ich brauche Garantien, und wie ich bereits sagte, jede falsche Erklärung führt dazu, dass ich keinen Kredit gebe.«

    »Dieser Freund ist der besondere Schutzbefohlene von Monseigneur Jean de Villiers, Julio le Romain, der sich einfach nicht entscheiden kann, ob er Priester oder Weber werden will. Wenn er erst ein eigenes Kontor hat, heiratet er bestimmt eine liebe Frau, und ich darf vielleicht die

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