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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Oro ?«
    »Ja, genau.«
    »Wie ich höre, sollen sie ein wahres Wunderwerk sein. Ich hätte sie gern einmal gesehen.«
    »Van Aelst ist ein großer Meister, und er hat viel Erfahrung.«
    Der König nickte zustimmend.
    »Ich hoffe sehr, dass ich ihn eines Tages einladen kann.«
    »Was ihm eine große Ehre sein dürfte, Louis. Ja, das würde ihm gewiss sehr schmeicheln.«
    Jean lächelte. Auch er hatte sich verändert, seit sie sich das letzte Mal getroffen hatten. Ach, es war schon lange her, seit der junge, unbekümmerte Louis d’Orléans gegen Anne de Beaujeu, die französische Regentin, gekämpft hatte, und er selbst, Jean, damals
noch einfacher Mönch in Saint-Grégoire in Tours, an der Seite eines hübschen blonden Mädchens, der Tochter eines Webers aus Brügge, über Land geritten war!
    Kardinal Jean de Villiers war trotz seiner rund fünfzig Jahre noch sehr rüstig. Er hatte eine gute Haltung, war groß und schlank, und sein Gesicht mit den feurigen Augen wirkte fremd, wenn man nicht wusste, dass er türkische Vorfahren hatte. Als Sohn des früheren Sultans Mohammed II. hatte er auch das Blut seiner französischen Mutter, Blanche de Villiers, geerbt, die am Hof der Königin Marie d’Anjou aufgewachsen und nach dem Fall der Hauptstadt des byzantinischen Reiches im Palast von Konstantinopel als Gefangene gehalten worden war.
    Nach ihrer Flucht mit einem Weber aus Brügge, dem Meister Thomassaint Cassex, war es der jungen Gefangenen gelungen, ihren Sohn zu sich zu holen. Das Kind hatte dann später der moslemischen Religion entsagt und war zum christlichen Glauben übergetreten. Aus tiefer religiöser Überzeugung war Jean schließlich in der Abtei Saint-Grégoire in Tours in den Priesterstand getreten.
    »Ich nehme an, Ihr habt bereits einen Plan, Jean«, meinte der König und nahm seinen Freund am Arm.
    Dann wandte er sich an d’Amboise.
    »Mein lieber Georges, ich vermute, unsere Webergeschichten dürften Euch nicht sehr interessieren. Was ich mit Euch über Politik und Kriegsgeschäfte zu besprechen habe, hat Zeit bis heute Abend. Ich schlage vor, Ihr diniert mit mir. Dann können wir weiterreden.«
     
    Nachdem d’Amboise gegangen war, reichte der König Kardinal de Villiers den Arm und führte ihn zu einem der Sessel, die neben einer schweren Truhe, auf die Louis sein Schwert und den Helm
mit dem Federbuschen gelegt hatte, einem samtbezogenen Sofa und einem geschnitzten Holztisch die einzigen Möbel in dem Zelt waren.
    »Jetzt sagt mir bitte, wie der Borgia zu mir steht.«
    »Darf ich Euch vorher mitteilen, welche Ambitionen Euer Freund d’Amboise hat, Louis?«
    »Aber gewiss doch, Jean, bitte!«
    »Es gelüstet ihn nach dem Amt des Pontifex.«
    Der König pfiff erstaunt durch die Zähne.
    »Potztausend! Er will hoch hinaus, der gute Georges. Aber ich gestehe, offen gesagt kommt mir das ganz gut zupass. Doch sagt einmal, Jean, habt Ihr denn nie mit der Tiara des Papstes geliebäugelt? Wenn ich nicht irre, steht Ihr so hoch in Alexanders Ansehen, Ihr hättet selbst ohne weiteres …«
    »Ich möchte auf keinen Fall Papst werden«, unterbrach ihn Jean de Villiers. »Dazu liegt mir viel zu viel an Reisen und Geschäften und dem Leben außerhalb des Vatikans. Ich glaube allerdings nicht, dass es Euer Freund d’Amboise bis ganz nach oben schafft. Sein Ehrgeiz lässt ihn davon träumen.«
    »Meinetwegen - lassen wir d’Amboise und seine Träume, reden wir lieber von Alexander Borgia.«
    »Er wird Euch keinen schlechten Empfang bereiten, wenn Ihr nach Rom kommt. Rührt nicht an seinen Stand, seine Reichtümer und seine Macht, dann schadet Borgia Euch auch nicht.« Louis griff wieder nach dem Wasserkrug und nahm einen großen Schluck. Dann reichte er ihn Jean, der es ihm nachtat.
    »Seid auf der Hut, Louis«, fuhr der Kardinal fort, »die Eroberung Mailands durch Euren Vorgänger war nur ein Strohfeuer.«
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, ich soll nicht so viel kämpfen wie Charles VIII.?«
    »So in etwa. Das Herzogtum Mailand wird sich widersetzen,
auch wenn Ihr Eure Truppen immer mehr verstärkt und Schlachten gewinnt. Und vergesst nicht Ludovico Sforza - er kommt wieder an die Macht.«
    »Da ist Kardinal d’Amboise aber anderer Meinung.«
    »Er täuscht sich. Der Mohr wurde von Charles VIII. besiegt, musste fliehen und hat bei Maximilian von Österreich Zuflucht gesucht. Er wird mit Euch verhandeln wollen.«
    »Er weiß doch wohl, dass ich einen Groll gegen ihn hege. Er hätte mir Mailands Tore öffnen
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