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Die Seidenstickerin

Die Seidenstickerin

Titel: Die Seidenstickerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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lebhaft funkelnden kohlrabenschwarzen Augen in ihrem elfenbeinweißen Gesicht zeugten von ihrem wachen Verstand. Hohe Wangenknochen, eine kleine Nase mit schön geschwungenen Flügeln, die stets auf der Suche nach neuen Gerüchen schienen, und ein zierliches Kinn vollendeten ihr hübsches Gesicht.
    Ihr schwarzes Haar, das nicht mehr von der Samthaube gebändigt wurde, die beim Sturz der Kutsche in den Dreck gefallen war, fiel ihr in zierlichen Locken auf die Schultern und verlieh ihnen diesen warmen Farbton, den die spanischen Maler für die Frisuren ihrer Modelle bevorzugten.
    »Mir kam Euer Körper auf dem Rücken von meinem Pardaille gar nicht so kalt vor, wie Ihr sagt, Demoiselle.«
    Er nahm Constance ihre Kerze aus der Hand und stellte sie auf den Boden, wo sie ihre kleinen Füße beleuchtete, die sich in viel zu großen Holzschuhen voll warmem Stroh verloren.
    »Schaut doch nur einmal Eure zierlichen Füße an, Demoiselle! Sind sie nicht noch immer so eiskalt, dass sie gewärmt werden müssen?«
    »Aber ja, sie sind noch immer eiskalt«, antwortete Constance. »Und wenn Ihr sie nicht aus dem eiskalten Wasser dieses schrecklichen Flusses geholt hättet, wären sie jetzt noch immer dort.«
    Sie bückte sich und nahm ihre Kerze wieder.
    »Wie ich hörte, habt Ihr nach einer Wanne verlangt, weil Ihr ein heißes Bad nehmen wollt, Monsieur Charles. Wäre es vielleicht möglich, dass ich, selbstverständlich nach Euch, in diese Wanne steigen dürfte, um diese Wohltat zu genießen, ehe das Dienstmädchen das Wasser ausleert?«
    »Aber ja, natürlich! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr das Bad auch mit mir teilen, damit Euch nichts von der anfänglichen Wärme entgeht.«
    Wieso hätte sich Charles auch zurückhalten sollen, wenn er doch sah, dass die Lebensgeister der hübschen Constance zurückgekehrt waren und sich die Situation ganz zu seinen Gunsten entwickelte?
    »Eure Einladung zu einem Bad nehme ich sehr gern an, Charles. Umso mehr auch, als Alix bereits schläft, und sich auch Jean schon auf sein Zimmer zurückgezogen hat.«
    Sie sprach leise und flüsterte absichtlich ein wenig, um ihrem Gespräch etwas Geheimnisvolles zu verleihen.
    In Charles’ Zimmer brannte ein Kaminfeuer, und die Glut leuchtete unter einem Kohlenbecken, auf dem das Badewasser erhitzt wurde. Es war groß genug, dass Constance sich in den dunkelsten Winkel zurückziehen und sich dort diskret ihrer Kleidung entledigen konnte.
    Guillemette und die alte Marie-qui-crie füllten den Badebottich so schwungvoll mit heißem Wasser, dass es bis zu den Füßen von Constance spritzte, die geduldig auf einem Hocker saß und wartete.
    »So ist es gut«, meinte Charles, als das dampfende Wasser die Wanne fast bis zum Rand füllte.
    Die junge Guillemette warf ihm einen schwärmerischen Blick zu, sagte dann aber säuerlich, als sie merkte, dass es keinen Sinn hätte, ihm ihre Dienste anzubieten, mit einem wütenden Blick auf Constance:
    »Also gut, dann lassen wir Euch jetzt allein, Ihr habt ja schon Hilfe, Herr Graf.«
    Charles lachte laut.
    »Kann schon sein, dass ich noch nach dir rufe, meine Hübsche! Vielleicht morgen ganz früh!«
    »Kann schon sein, dass ich da nicht zu haben bin, Herr Graf!«, gab das Zimmermädchen zurück.
    Charles baute sich vor ihr auf und hob ihr Kinn mit dem Finger.
    »Soll das etwa heißen, dass du das Bett mit Meister Fourgault teilst und er dich erst freigibt, wenn er seinen dicken Körper aus den Laken gewälzt hat, die noch warm von euren nächtlichen Vergnügungen sind?«
    »Meister Fourgault ist schließlich nicht der einzige Mann hier«, sagte sie ärgerlich.
    »Was!«, rief Charles laut lachend. »Meinst du da etwa diesen kleinen Tonin, der kaum einen Meter groß ist, oder den haarigen Alten, der wohl kaum zu deiner jungen, unverbrauchten Schönheit passt?«
    »Ihr vergesst den schönen Herrn, der die Demoiselle de La Trémoille begleitet.«
    »Aber das ist ein Kirchenmann!«, rief Constance und trat zu ihnen.
    »Na und!«, meinte Guilemette beinahe aggressiv. »Habt Ihr etwa noch nie mit einem Kardinal geschlafen?«
    »Und du?«, fragte Charles zurück.
    Sie antwortete nicht und zuckte nur die Schultern.
    »Also, geh jetzt«, sagte Charles und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Dann schob er sie sanft Richtung Tür.
    »Ich hätt Euch aber schon den Rücken waschen können«, maulte sie.
    Doch er geleitete sie nur sehr höflich zur Tür, weil sich ein Graf d’Angoulême immer auf die gleiche galante Weise von einer Frau

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