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Die Seidenstickerin

Die Seidenstickerin

Titel: Die Seidenstickerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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den er übrigens nie anerkannt hat, mit einer reichen Kaufmannstochter verheiraten. Er hasst mich, was ich ihm, so gut ich kann, zurückzahle.«
    Alix seufzte wieder und schwieg. Louise befühlte ihre Stirn, die noch immer schweißnass war.
    »Ihr seid ganz erschöpft. Wollt Ihr lieber später weitererzählen?«
    »Nein! Ich muss Euch jetzt alles sagen, weil ich Euch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bin, so wie Euer Mann mir, als ich ihn halbtot auf der Straße aufgelesen habe.«
    Sie versuchte sich aufzusetzen, aber ihr Kopf war zu schwer. Also stützte sie sich nur ein wenig auf die Arme und fuhr fort:
    »In gewisser Weise stand ich in der Schuld des Grafen, deshalb musste ich ihm einfach helfen. Ich habe Euch doch erzählt, dass er mich, meine Freundin Constance und Monseigneur Jean de Villiers, mit denen ich damals unterwegs war, einmal aus einem Unwetter gerettet hatte.«
    Louise nickte, und Alix erzählte weiter.
    »Unsere Kutsche war vor nicht allzu langer Zeit bei den starken Überschwemmungen umgestürzt, und wir waren in einer ziemlich aussichtslosen Lage. Ich weiß nicht, was aus uns geworden wäre, hätte uns Euer Gatte damals nicht geholfen?«
    Bei dem Gedanken an Charles, wie er zwei hübschen jungen Mädchen zu Hilfe eilte, die auf winterlichen Straßen verunglückt waren, musste Louise unwillkürlich lächeln. Natürlich hatte er ihnen nicht die Hilfe verweigern können.
    »Ich hatte mich also mit der Tochter von Isabelle de La Trémoille auf den Weg gemacht, um am Hof von Königin Anne zu dienen. Isabelle ist nämlich die Halbschwester von Jacquou, und Constance ist ihre Tochter. Außerdem hatte ich damals auch ihren Onkel kennen gelernt, Monseigneur Jean de Villiers.«
    »Aber ja! Jetzt fügt sich alles zu einem Bild, und ich verstehe Eure Geschichte. Dann hat Euch also Kardinal Jean de Villiers verheiratet?«
    »Ja. Mit einem Sonderdispens, der Pierre de Coëtivy die Vormundschaft abspricht, weil er seinen Sohn nie anerkannt hat.«
    Als hätte sie dieses Geständnis um eine schwere Last erleichtert, konnte sie sich endlich etwas aufsetzen. Dann fuhr sie wie befreit fort.
    »Ich selbst bin ein Waisenkind, für das niemand die Verantwortung übernehmen wollte. Weil ich aber noch so jung bin, musste ich beweisen, dass ich kein Kind mehr bin und …«
    »Warum? Wie alt seid Ihr denn?«
    »Vierzehn.«
    »Du lieber Gott! Ich habe Euch für siebzehn oder achtzehn gehalten!«
    Louise musste lachen.
    »Eure Geschichte erinnert mich sehr an meine, Alix. Ich war erst elf, als mich die Regentin Anne de Beaujeu mit Charles d’Angoulême verheiratet hat. Und ich habe drei Jahre gebraucht, bis ich die Liebe verstanden habe – drei Jahre, weil ich nämlich erst dann zur Frau geworden bin. Und glaubt bloß nicht, mein Mann hätte sich in dieser Wartezeit gelangweilt! Er hat sich inzwischen großartig mit Antoinette und Jeanne amüsiert, die ihn in jeder Hinsicht verwöhnt haben.«
    Ein wenig verbittert zuckte sie die Schultern.
    »Wie Ihr seht, Alix, ist meine Geschichte am Ende einfacher als Eure. Die wichtigsten Augenblicke in meinem Leben waren die Geburten meiner Kinder.«
    Dann schwieg sie, weil es an der Tür klopfte – der Arzt war eingetroffen.
    »Jetzt müsst Ihr aber wirklich zusehen, dass Ihr wieder gesund werdet. So schwach wie Ihr seid, könnt Ihr kein Kind zur Welt bringen.«
     
    Der Tod von Charles war Antoinette sehr auf ihr Gemüt geschlagen. Sie, die so viele Jahre eifrig und entschlossen und voller Tatendrang gewesen war, interessierte sich auf einmal für nichts mehr und wollte auch nicht weiter für die Hausverwaltung im Schloss zuständig sein. Das Einzige, worum sie sich noch kümmerte, war die Vorbereitung von Charles’ Begräbnis.
    Traurig und erschöpft wiederholte sie nur immer wieder, dass sie nur noch ihren wohlverdienten Ruhestand im Sinn hätte und dass die Schlossherrin in Zukunft auf ihre Dienste verzichten müsse. Sie sprach sogar davon, sich in ein Kloster in der Gegend zurückzuziehen.
    »Liebe Antoinette«, begann Louise und überlegte jedes Wort, um ihre Freundin nicht zu verärgern, »Charles ist zwar tot, aber seine alte Mutter ist noch unter uns. Könnt Ihr der Gräfin nicht vielleicht ihre letzten Tage ein wenig versüßen, indem Ihr Euch die schönen Begebenheiten in Erinnerung ruft, die Ihr gemeinsam erlebt habt?«
    »Ich habe keine Lust mehr.«
    »Oh doch! Alles wird wieder wie zuvor. Die Jahre gehen ins Land, und Eure Töchter werden groß. Jetzt hat vieles nur

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