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Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seidenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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mit der unordentlichen Frisur erkannte.
    Zischend mischte sich Grete ein: »Woher kennst du Peter Lützenkirchen?«
    »Er war auf dem Schiff, mit dem ich aus Zons gekommen bin«, antwortete Fygen. »Wir haben kurz miteinander gesprochen.«
    »Du lügst. Wieso sollte so ein großartiger Mann wie Peter Lützenkirchen sich mit einem Niemand wie dir unterhalten?«, fauchte Grete und musterte Fygen geringschätzig.
    Fygen zuckte mit den Schultern. Sie hatte wenig Lust, ihrer Base die näheren Umstände ihrer ersten Begegnung mit dem Kaufmann zu erklären. »Zufall«, murmelte sie gleichgültig, und Grete hatte keine Gelegenheit nachzuhaken, denn feierlich erklärte nun der neue Vorstand, das Amt annehmen zu wollen. Die Anwesenden erhoben ihre gefüllten Becher, und man trank auf das Wohl der neuen Amtsmeister und eine erfolgreiche Amtszeit.
    Dann endlich bestiegen die Musikanten, Flötenbläser und Trommler ein Podest und spielten zum Tanz auf.
    Fygen betrachtete die versammelten Mädchen, die nervös von einem Fuß auf den anderen traten und leise tuschelten. Wer würde sie zum Fackeltanz auffordern, der traditionell die Tanzerei und damit den inoffiziellen Teil der Festlichkeiten eröffnete? Allesamt waren sie hübsch anzusehen, die eine mehr, die andere weniger. Fygen hatte sich für das blaue Kleid mit den weißen Paspeln von Adelheid entschlossen und dazu weiße Bänder in ihre Zöpfe geflochten. Die hoch gewachsene Katryn wirkte mit ihrem dunkelroten Kleid, das die honigfarbenen Haare geschickt kontrastierte, sehr elegant. Hylgen sah dagegen ein wenig plump, aber trotzdem nett und ohne Zweifel adrett aus, wie frisch gewaschen, mit ihrem weißen Brusttuch. Doch schon der Gedanke daran, mit einem Mann tanzen zu sollen, hatte ihr eine verlegene Röte ins Gesicht schießen lassen. Fygen warf einen belustigten Blick auf Gretes eingezwängte Rundungen. Ihre Base verstand es einfach nicht, sich vorteilhaft zu kleiden. Stattdessen unterstrich sie mit zu engen Schnürungen ihre zu üppigen Proportionen. Dazu ließ das blasse Grün ihres Kleides ihre ohnehin fahle, teigige Haut noch ungesünder aussehen.
    Vereinzelt näherten sich die ersten Herren, um die Mädchen und jungen Frauen zum Tanz aufzufordern. Ein dünner Jüngling, dem kaum der erste Flaum spross, verneigte sich vor Fygen, fasste sie bei der Hand und führte sie in die Reihe der Tänzer, die sich paarweise hinter den beiden Fackelträgern formierte. Die Fackeln wurden entzündet, und im Takt der Trommelklänge setzten sich die Tänzer in Bewegung. Dabei führten sie die verschiedensten Drehungen, Wiegeschritte und Verbeugungen aus, je nachdem, was die Fackelträger ihnen vorgaben. Ihr Tanzpartner stellte sich als geschickter heraus, als Fygen erwartet hatte, und sie genoss den Tanz. Danach folgten ein Reigen und noch ein Reihentanz. Die Tänzer wechselten, und Fygen geriet an einen untersetzten Mann in mittleren Jahren, der ihr ab und an auf die Füße trat. Doch das schmälerte keineswegs ihr Vergnügen. Wieder und wieder wechselten die Tänzer, die Musik, die Tänze.
    Während die jungen Leute die Tanzerei in vollen Zügen genossen, hatten sich die Älteren in kleinen Grüppchen zusammengefunden, sprachen dem Wein zu und unterhielten sich angeregt.
    Als die Musiker eine Pause machten, holte auch Fygen einen Becher Wein und gesellte sich erhitzt zu Katryn, die mit Hylgen beisammenstand. Überrascht stellte sie fest, dass auch die Freundin Peter Lützenkirchen verstohlene Blicke zuwarf, und ihr kam der Verdacht, dass er der Schwarm aller unverheirateten Lehrtöchter der Zunft war. Doch nein, es war nicht der blonde Kaufmann mit den zu blauen Augen, den Katryn so fasziniert beobachtete, sondern der etwas kleinere, dunkelhaarige Mann mit den südländischen Zügen, der mit ihm in ein angeregtes Gespräch vertieft war. Aber während Peter die jungen Mädchen völlig außer Acht ließ, schaute der Dunkle ab und an herüber. Und als die Musiker sich erfrischt hatten und erneut zu den Instrumenten griffen, unterbrach er abrupt sein Gespräch und trat zielstrebig auf Katryn zu. Mit einer eleganten Verbeugung forderte er sie zum Tanz auf, und Fygen sah, wie Peter Lützenkirchen seinem Freund einen amüsierten Blick nachwarf. Dann wurde auch sie wieder zum Tanz geführt.
    In der nächsten Tanzpause neckte sie die Freundin: »Der hübsche Kerl, mit dem du gerade getanzt hast, scheint es dir aber angetan zu haben.«
    Sofort stieg eine dunkle Röte in Katryns Gesicht, doch

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