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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Andenkens.
     Und das Ganze war für meine Augen bestimmt.
    Ein dumpfer Schlag riss mich
     aus meinen Gedanken. Im gleichen Moment packte Ben meinen Arm und riss
     mich zurück zwischen die Magazinregale. Das Buch war mir aus der Hand
     geglitten. Ich bückte mich, um es aufzuheben, als Ben sich auf mich
     warf. Im nächsten Moment zerriss ein Blitz die Dunkelheit, und mit
     einem ohrenbetäubenden Klirren zerbarsten die Scheiben der Türen
     auf dem Korridor. Eine dumpfe Explosion ließ das ganze Gebäude
     erbeben.
    Dann verebbte der Lärm.
     Ben kam auf die Füße. Der Marmorboden fühlte sich seltsam
     kühl unter meiner Wange an. Ich hob den Kopf. Ein paar Meter entfernt
     von mir lag der Chambers-Band mit dem Rücken nach oben aufgeschlagen
     auf dem Boden. Eine Scherbe hatte sich in den Einband gebohrt wie ein
     verhextes Juwel. Ich robbte mich hin und blätterte die Seiten durch.
     Ros’ Brief war noch da.
    Ben sagte etwas, aber er
     klang weit weg. Ich hörte ihn wie durch einen Nebel und konnte nicht
     verstehen, was er sagte. Verwirrt sah ich auf. Mit drei Schritten war er
     bei mir. Er tastete meinen Rücken ab; dann drehte er mich um und sah
     mich von Kopf bis Fuß an. »Ihnen ist nichts passiert. Bleiben
     Sie hier.«
    Er lief zu Ros’ Büro
     zurück und verschwand in der Tür.
    Gegen seine Anordnung folgte
     ich ihm und spähte hinein. Ich sah Bens Silhouette im Feuerschein, während
     er meine Tasche aus den Trümmern von Mauerwerk und Stahl befreite.
     Ros’ Fenster waren zersprungen, und das ganze Zimmer war mit
     Scherben übersät. Draußen sah ich ein Loch in der gegenüberliegenden
     Wand des Hofs. Im Raum dahinter tanzten wütende orange Flammen.
     Überall war Rauch. Papierschnitzel schwebten über dem Hof wie
     Schneegestöber.
    Ben stemmte einen Stahlträger
     hoch, dann packte er meine Tasche und kam zurück. »War es das,
     oder haben Sie noch irgendwo Ihre Fahne gehisst?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Na gut. Gehen wir.«
    Ich stand wie angewurzelt da.
    »Kommen Sie.«
     Unsanft schob er mich in Richtung Treppe. Er ging voraus, zog mich eine
     Treppe hinunter, dann noch eine. Er hatte eine schwarze halbautomatische
     Pistole gezogen. In der Ferne heulten Sirenen. Der zuckende Feuerschein
     tauchte den Hof in unheimliches Licht und erleuchtete uns den Weg, bis wir
     im Erdgeschoss waren. Ab da wurde es stockdunkel. Stufe für Stufe
     tasteten wir uns in vollkommener Finsternis hinab. Das Gebäude über
     uns begann zu ächzen. Ich versuchte mir nicht vorzustellen, wie
     über unseren Köpfen dreieinhalb Millionen Bücher aus den
     Regalen fielen. Wir passierten Ebene A, dann Ebene B. »Wir sind da«,
     flüsterte ich, als wir Ebene C erreichten.
    Im gleichen Moment wurde mir
     mein Fehler bewusst. Anders als die oberen Stockwerke, wo breite Korridore
     die ganze Länge des Gebäudes verbanden, waren die Untergeschosse
     in Ost und West aufgeteilt. Auf unserer Ebene führte von der
     Westseite, wo wir standen, nur ein einziges enges Schlupfloch zur Ostseite
     hinüber, wo der Tunnel zur Lamont Library begann. Und schlimmer noch,
     der Durchgang war von Regalen verstellt. Vor fünf Jahren hatte ich
     mich in den Verliesen der Bibliothek nicht einmal bei Tageslicht
     ausgekannt. Wir suchten die Nadel im Heuhaufen, und das im Stockdunkeln.
    Ben drückte mir eine
     Taschenlampe in die Hand. Mit einem Klicken flackerte an der Wand gegenüber
     der Lichtkegel auf. Schweigend griff er nach meiner Hand und richtete den
     Schein zu Boden, ein paar Schritte vor unsere Füße.
     Zögernd trat ich auf den mittleren Korridor. Vor uns reihten sich
     bedrohlich hohe Bücherregale aneinander, und als ich die Taschenlampe
     über ihre Fächer wandern ließ, wirkte es fast, als würden
     sie sich argwöhnisch zu uns herunterbeugen. Sobald der Lichtkegel an
     ihnen vorüber war, schienen sie sich zu bewegen und sich zu neuen Gängen
     und Ecken zu formieren. Wo war die Stelle, nach der ich suchte? Der erste
     Gang, den ich ausprobierte, führte in eine Sackgasse, auf eine Wand
     mit Büchern über Magellan zu. Der zweite endete bei der
     Eroberung der Inka. Ich schlich zurück und blieb nachdenklich im
     Mittelgang stehen.
    »Tempo«, murmelte
     Ben. »Ein bisschen Tempo wäre gut.«
    »Glauben Sie mir, hier
     unten ist Besonnenheit gefragt.«
    Damals hatte ich das
     Schlupfloch durch Zufall entdeckt, als ich auf der Suche nach einem Buch
     gewesen war. Was hatte ich gesucht?
    Ros. Ros hatte mich
    

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