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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Jiménez.«
    Sie legte auf.
    »Kann ich die Sachen
     sehen?«
    »Nein.« Finster
     sah sie das Telefon an.
    »Warum nicht?«
    »Sie haben sie
     verkauft.«
    Ich fluchte. »An wen?«
    »An Athenaide Preston.
     Bitte sag mir jetzt nicht, dass ich sie auch noch um die Zeit anrufen
     muss.«
    »Bitte, Maxine«,
     flehte ich. »Tu es für Ros.«
    »Na gut«, sagte
     sie. »Ich tue es für Ros. Aber dann schuldest du mir wirklich
     einen Gefallen.«
    Ich hörte das Tuten in
     der Leitung, dann klickte es.
    »Hallo, Mrs Preston?
     Hier spricht Maxine Tom vom Archiv.«
    Die Stimme am anderen Ende
     klang schrill, doch ich verstand nicht, was sie sagte, denn Maxine hielt
     den Hörer zu und machte dabei eine Grimasse. Dann riss sie sich
     zusammen.
    »Ja, Ma’am, es
     tut mir wirklich leid, dass ich so spät anrufen muss, aber hier ist
     jemand wegen der Granville-Sammlung. Mrs Jiménez sagte mir, dass
     Sie vor drei Tagen bei ihr waren und die Sachen gekauft haben … Ich
     verbürge mich für sie. Wir haben zusammen in Harvard studiert.
     Katharine Stanley … Ja, Ma’am. Sie ist hier. Sie steht direkt
     vor mir. Nein, Ma’am. Natürlich. Ich sage es ihr. Vielen Dank.
     Einen schönen Abend noch.«          
    Maxine knallte den Hörer
     auf die Gabel und stöhnte. »Ich hoffe, die Bisswunden in meinen
     Ohren sind es wert.« Dann sah sie mich fragend an. »Sie war
     stinksauer - bis sie deinen Namen hörte. Sie sagte, sie kennt deine
     Arbeit und du könntest ruhig kommen. Aber du musst bis sieben Uhr früh
     bei ihr sein. Um neun muss sie weg.« 
    »Wo wohnt sie?«
    »Ihr gehört eine
     ganze Stadt. Zugegeben, eine Geisterstadt, aber trotzdem, sie besitzt das
     ganze verdammte Nest. In New Mexico, in der Nähe des schönen
     Lordsburg. Shakespeare heißt der Ort.«
    Ich zuckte zusammen.
    »Du bist die ganze Zeit
     für Ros durchs Land gefahren und kennst Shakespeare nicht?«
    »Es war nur ein Monat.
     Als ich ging, hatten wir kaum die Oberfläche angekratzt.«
    »Es steht alles in
     ihrem Buch.«
    Ich sah sie ausdruckslos an.
    »Du hast es nicht
     gelesen, nicht wahr?« Sie nahm das Buch vom Tisch und legte es mir
     wieder in die Hände. Diesmal schlug sie die Seite nach dem Impressum
     auf. Bis auf zwei Zeilen war die Seite leer.
    Für Kate, las ich. Und
     darunter stand in kursiven Lettern: Allen Töchtern meines Hauses.
    Sprachlos starrte ich die
     Widmung an.
    Maxine beobachtete mich mitfühlend.
     »Wut oder Bedauern?«
    »Beides«, flüsterte
     ich.
    »Lass es gut sein,
     Kate. Lass sie gehen.«
    Unsere Blicke trafen sich.
     »Ich kann nicht. Noch nicht.«
    Maxine schüttelte den
     Kopf. »Wenn du dich mit Mrs Preston treffen willst, musst du los. Es
     sind elf Stunden bis nach Shakespeare, wenn man sich ans Tempolimit hält,
     und ihr habt nur neuneinhalb Stunden. Wie ich Mrs Preston kenne, weiß
     sie das genau. Ich schätze, sie will testen, wie viel dir wert ist,
     wonach du suchst.«
    Maxine holte eine Landkarte
     und zeigte mir die Strecke: ein gestrecktes seitenverkehrtes J, das
     Arizona in zwei Teile schnitt und bei Tucson ostwärts nach New Mexico
     verlief.
    »Und jetzt gehe ich
     heim, wenn du nichts dagegen hast. Ich habe einen kleinen Sohn, der seine
     Gutenachtgeschichte hören will.«
    Ich sah sie überrascht
     an. »Oh, natürlich. Das habe ich nicht gewusst.«
    »Es ist ja auch lange
     her«, sagte sie nachsichtig.
    Ich sah auf die Uhr. Ben
     musste jeden Moment zurück sein. Wahrscheinlich würde er mir auf
     dem Weg zum Wagen entgegenkommen. Zögernd sammelte ich meine Kopien
     ein. Maxine wollte mich dafür nicht zahlen lassen, also ging ich zur
     Tür. »Danke«, sagte ich verlegen.
    »Pass auf dich auf,
     Katie«, sagte Maxine.
    Draußen empfing mich
     die Dunkelheit. Ich durchschritt die kleine Senke, hinter der das Theater
     und der Parkplatz lagen. Als ich den Weg durch den Fichtenhain betrat, der
     um das Theater herumführte, hielt ich inne und lauschte, doch ich
     konnte nur leises Gemurmel hören. Vielleicht wachten Romeo und Julia
     gerade auf und wussten, dass sie sich trennen mussten. Oder Julia nahm das
     Gift, das den Scheintod auslöste.
    Ich war drei Schritte
     gegangen, als ich unter den Bäumen in der Senke hinter mir ein
     Rascheln hörte. Ich sah mich um. Die Fenster der Bibliothek waren
     dunkel; hohe, fedrige Wolken glitten am Mond vorbei und ließen die
     rautenförmigen Scheiben wie Schlangenhaut schillern. Das Wasser im
     Teich unter der Weide wirkte wie

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