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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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schnell versandet.
     Wyatt Earp hin oder her … Aber ich glaube, dass das mit dem Gold
     nicht wörtlich gemeint war.«
    In seinen Augen blitzte es.
     »Sondern literarisch?«
    »Aus ›Alles ist
     nicht Gold, was gleißt‹ hat er ›Nicht alles gleißt,
     was Gold ist‹ gemacht. Ich wette, er wusste genau, was er gefunden
     hatte, und er konnte sich denken, dass es wertvoll ist … Falls er
     sich nicht alles nur ausgedacht hatte.« Ich zeigte ihm den Artikel
     mit dem »Coup«.
    Ben schüttelte den Kopf.
     »Wenn er Child betrügen wollte, warum hätte er sich dann
     aus dem Staub gemacht? Nicht, nachdem er den Köder so sorgfältig
     ausgelegt hatte. Nein, ich glaube, das Manuskript gab es wirklich. Die
     Frage ist nur, wo ist es geblieben?«
    Ich schüttelte den Kopf.
     »Laut Zeitungsartikel waren in jenem Sommer die Apachen auf dem
     Kriegspfad. Vielleicht haben sie ihn erwischt. Oder die Clantons haben ihn
     erwischt, oder mexikanische Banditen. Falls das Gerücht ging, er hätte
     Gold gefunden, waren ihm wahrscheinlich drei Viertel der Bevölkerung
     auf den Fersen. Wenn wir Glück haben, ist er auf dem Hinweg ums Leben
     gekommen - wo immer er hinwollte - und nicht erst auf dem Heimweg. Denn
     damit bestünde die Chance, dass es noch da ist, wo er es gefunden
     hat.«
    »Sie glauben, wir
     finden eine Spur, wo seine Freunde gescheitert sind?«
    »Ros glaubte es.«
    »Wie weit ist es nach
     Tombstone?«
    »Achthundert Kilometer.
     Neunhundert vielleicht.«
    Er sah mich finster an.
     »Wir brauchen Vorräte, wenn wir den Schlenker machen wollen.«
    »Zwei Straßen
     weiter gibt es einen Imbiss. The Pastry Pub. Ein antialkoholisches
     irisches Pub, wo es rund um die Uhr belegte Brötchen gibt, findet man wohl nur in Utah.
     Sie gehen los und besorgen uns ein Picknick, und ich mache hier weiter. Da
     ist ein Verweis auf Granvilles Karte, dem ich nachgehen will.«
    Er zögerte.
    »Gehen Sie schon.«
     Ich zeigte zur Tür. »Ich vertraue Maxine, und sonst weiß
     niemand, dass wir hier sind. Gehen Sie. Umso schneller kommen wir hier
     weg.«
    Widerwillig stand er auf.
     »Ich bin in zehn Minuten zurück. Warten Sie hier auf mich.«
    Als er fort war, nahm ich die
     Karteikarte und ging damit zu Maxine.
    »Granville also?«,
     sagte sie und blickte vom Computer auf.
    Ich zeigte auf die letzte
     Zeile: Photo 23.1875; PG: PS 437. »Sieht aus, als hättet ihr
     ein Foto. Kann ich es sehen?«
    »Das ist einfach.«
     Sie ging zu einer Vitrine mit der Aufschrift »Fellows der Bibliothek«.
     Dann nahm sie ein Buch heraus und drückte es mir in die Hand. Es war
     Ros’ Buch.
    »Voilà, Jeremy
     Granville.« Sie deutete auf das Foto auf dem Cover -der Mann mit dem
     Stetson, der den Totenkopf in der Hand hielt. Dann schlug sie das Buch auf
     und zeigte mir das Impressum an der Innenseite des Schutzumschlags:
     »Foto von Jeremy Granville als Hamlet, Tombstone, Arizona, 1881. Mit
     freundlicher Genehmigung des Utah University Archive, Southern Utah
     University.«
    »Das war, bevor sie uns
     den neuen Namen verpasst haben«, erklärte sie.
    Zum ersten Mal sah ich mir
     das Gesicht unter dem Stetson näher an. Der Mann war Mitte vierzig,
     schätzte ich. Ein Künstler hatte das Foto nachkoloriert und ihm
     einen rötlichen Schnurrbart und rosige Wangen gemalt. Doch die
     nachdenklichen Augen und der schiefe Mund gehörten Granville.
    Maxine warf einen Blick auf
     die Karteikarte. »PG- das sind seine persönlichen Gegenstände.
     Kleider, Uhren, Bücher, Papiere. Er war Schauspieler. Vielleicht gibt
     es ein Theaterplakat oder so etwas. Viele der alten Goldsucher hatten
     Landkarten dabei.«
    Ich hatte das Gefühl,
     die Luft im Raum wäre mit einem Schlag dünner geworden. »Landkarten?«
    »PS steht für
     Privatsammlung. Wenn du willst, rufe ich die Besitzer gleich morgen an.«
    »Jetzt«, sagte
     ich. »Bitte.«
    Maxine seufzte. Sie nahm mir
     die Karte aus der Hand und tippte die Signatur in den Computer ein. Mit
     Blick auf den Bildschirm wählte sie die Nummer, die angezeigt wurde.
     520 war die Vorwahl vom Süden Arizonas. Tombstone, dachte ich.
    »Mrs Jiménez?«,
     sagte Maxine ins Telefon. »Hier spricht Maxine Tom vom Preston
     Archive. Es tut mir leid, dass ich so spät störe, aber ich habe
     hier noch jemanden, der die Granville-Sammlung sehen will. Leider ist es
     ziemlich dringend.« Sie hörte zu. »Ach so, ich verstehe.
     Ja. Ja. Nein. Sehr interessant. Vielen Dank. Und grüßen Sie Mr
    

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