Die Sherbrooke Braut
Ausgerechnet ich, der ich dir versichert habe, du könntest alles von mir bekommen!«
»Hör bitte auf, Douglas! Ich brauche und will keine neuen Kleider, es ist einfach lächerlich. Sinjun sollte was hinter die Ohren bekommen.«
»In diesem Fall hat die Kleine aber recht. Komm, Alexandra, sei bitte vernünftig.«
»Also gut, vielleicht bräuchte ich doch ein neues Ballkleid, aber ich habe mein eigenes Geld, Douglas, ich will nicht, daß du...«
»Hör ich recht? Schon wieder diese berüchtigten dreißig Pfund? Mein liebes Mädchen, damit kannst du nicht einmal ein Mieder für ein flachbrüstiges Mädchen kaufen. Gütiger Himmel, die Unmenge von Groschen, die ich benötigen werde, um deine Oberpartie zusammenzuhalten, wird meine Taschen leeren. Nein, nicht schimpfen. Schön ruhig bleiben. Ich bin fest entschlossen. Ich habe schon vereinbart, daß die Schneiderin aus Rye heute am späten Nachmittag kommt. Sie wird deine Maße nehmen, dann werde ich ein passendes Kleid für die Soiree am nächsten Mittwoch aussuchen. So wie deine restlichen Kleider aussehen, werde ich dich nach London zu Madame Jordan bringen müssen.« Douglas schloß die Tür des Kleiderschranks mit einem Schwung. Dann öffnete er sie wieder und begann ihre Schuhe durchzusehen. »Aha, wie ich mir dachte. Du mußt von Kopf bis Fuß neu eingekleidet werden.«
»Douglas«, sagte sie mit verzweifelter Stimme. »Es ist nicht nötig, daß du mir diese Sachen kaufst, bestimmt nicht. Dieses ganze Geschwätz, daß ich dich anbetteln werde, war nur ein dummer Scherz, weiter nichts. Sinjun ist vorwitzig gewesen, wie du schon sagtest. Was das Ballkleid betrifft, magst du recht haben, aber nicht mehr. Ich glaube nicht...«
»Halt den Mund.«
»Nein, ich werde absolut nicht den Mund halten! Ich bin nicht einer deiner Diener, die du herumkommandieren kannst. Hör zu, ich will dir keine Dankbarkeit schulden, ich will nicht...«
»Aha, du willst mich also lieber beschämen, indem du diese verdammten Fetzen trägst. Zum Teufel, Weib! Ich will mir keine Knausrigkeit vorwerfen lassen; ich will nicht, daß die Leute denken, ich halte dich zu kurz. Der Klatsch über uns blüht ohnedies schon, ohne daß noch hinzukommen muß, ich lasse meine Frau wie eine hausbackene Dienstmagd herumlaufen.«
»Aber es kümmert dich doch nicht sonderlich, was die Leute denken«, antwortete sie langsam und sah ihn fest an. »Ich bin nicht hausbacken. Ich sehe nur so aus, wenn ich das Pech habe, neben Melissande zu stehen. Doch zugegeben, meine Kleider sind nicht ganz auf dem neuesten Stand.«
»Nun gut, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß du neben ihr stehen wirst, also müssen wir etwas dagegen tun. Außerdem habe ich beschlossen, daß ich deine Brüste gut betonen lassen werde, gleichgültig wieviel es kostet. Vielleicht mit einer kleinen Andeutung auf deine Vorzüge. Vielleicht sogar mit mehr als einer kleinen Andeutung. Das muß ich mir aber noch überlegen. Es gibt zu viele Herren, die dich mit Stielaugen anstarren und dich in Verlegenheit bringen werden. Zudem dulde ich keine Widerrede. Begreifst du denn nicht: wären deine Kleider zu tief ausgeschnitten, könnten dir die Herren bis zu den Zehen hinunterschauen.«
»Das ist doch lächerlich!«
»Nein. Du bist nicht groß. Daraus resultiert, daß die Herren dich immer überragen werden und auf dich hinunterblicken.
Ich werde deine Brüste nicht diesen geifernden Hunden zur Schau stellen, damit sie um dich herumschleichen. Also bitte, widersprich mir nicht dauernd.«
»Aber ich habe dir doch gar nicht widersprochen!«
»Aha, und wie würdest du das nennen? Du kreischst wie ein verdammtes Fischweib.«
»Gut, nimm mich mit nach London, bring mich zu dieser Madame Jordan, verjubel deine ganzen Groschen, um mich standesgemäß zu bedecken!«
»Ha! Du meinst wohl deine Vorderseite?«
»Mein Gott, Douglas, ich bitte dich!«
Er grinste.
»Gottverdammich, du bist ebenso boshaft wie Sinjun. Zur Hölle mit dir!« Alexandra ballte die Fäuste.
»Nicht ganz. Wie ich sehe, hast du dir einen der Lieblingsflüche der Sherbrookes angewöhnt. Ich habe versucht, mich in deiner Nähe zu beherrschen, doch du hast sie dir trotzdem angeeignet. Von wem, will ich gar nicht wissen. Wir werden nach der Soiree nach London fahren, einverstanden? Nein, keine Widerrede. Du hast schon zugestimmt, und ich werde mich daran halten. Außerdem wird dann der verräterische Schurke mit Melissande abgereist sein.«
»Und es besteht für dich
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