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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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orientalisch wirkte. In auffälligem Gegensatz dazu standen ihr Längenwachstum – in der Schwerelosigkeit war sie über sieben Zentimeter größer geworden – und ihr Gewichtsverlust von etwa drei Kilo.
    Nun, vielleicht war sie selbstkritisch, aber im Augenblick fühlte sie sich bestimmt nicht allzu begehrenswert, obwohl ihre normalen weiblichen Instinkte und Begierden intakt waren. Aber sie wußte, daß ihr Stimmungstief auch darauf zurückzuführen war, daß die Erprobung des Skybolt-Lasers nur zögernd vorankam, weil unerwartet viele Probleme auftraten.
    Und jedes Stocken ihrer Arbeit bedeutete einen Rückschlag für ihre Selbstachtung. Ann wußte, daß es irrational war, ihre weibliche Attraktivität mit Fortschritten im Labor zu verknüpfen, aber sie konnte beides nicht voneinander trennen… Dazu hatte sie zu lange auf ihre Intelligenz und ihr Fachwissen vertraut, wenn es darum ging, Anerkennung zu erringen.
    Sie ermahnte sich, diesen Unsinn zu lassen, und ignorierte dann ihre eigene Ermahnung, indem sie sich fragte, was Brigadegeneral Jason Saint-Michael, der Stationskommandant, wohl von ihrer bisherigen Arbeit hielt.
    Ein seltsamer Mann, dieser Saint-Michael. Schwer zu ergründen. Nach allem, was Oberst Walker ihr über das Eintreten des Generals für ihr Projekt erzählt hatte, hatte Ann erwartet, herzlich begrüßt zu werden. Aber ihre erste Begegnung am Tag nach ihrer Ankunft war ziemlich nüchtern verlaufen. Als das Gespräch kurz auf den Laser gekommen war, hatte Saint-Michael wenig Begeisterung erkennen lassen. Er schien in Gedanken anderswo zu sein und manchmal gar nicht richtig zuzuhören.
    Während Ann eine frischgewaschene graublaue Fliegerkombi anzog und sich auf den Weg zur Kombüse machte, rief sie sich ins Gedächtnis zurück, was sie hier in der Raumstation über Saint-Michael erfahren hatte.
    Ihr Hauptinformant war der redselige Chefingenieur Wayne Marks gewesen. Nach seiner Schilderung wurde Saint-Michael im ganzen Space Command als »Senkrechtstarter« bewundert. Als Bester seines Pilotenlehrgangs war er schnell zum Hauptmann befördert worden und dann Fluglehrer im Air Training Command gewesen. Danach hatte er das Air Command and Staff College auf der Maxwell Air Force Base, Alabama, absolviert und dort eine Arbeit über ein zukünftiges United States Space Command geschrieben – eine Organisation, der Amerikas Weltraumwaffen unterstehen sollten.
    Diese Arbeit war irgendwie auf dem Schreibtisch des Präsidenten gelandet und hatte bewirkt, daß Saint-Michael mit 40 Jahren zum General befördert und an die Spitze des Space Commands gestellt wurde – einer Organisation, die damals nur auf dem Papier existierte. Wie es ihm gelungen war, das Space Command auf seinen gegenwärtigen Stand zu bringen, wußten nur Eingeweihte, aber offenbar hatte der General es verstanden, durch seine charismatische Persönlichkeit selbst überzeugte Gegner auf seine Seite zu bringen. Anders waren seine beispiellosen Erfolge kaum zu erklären.
    Zumindest vertrat Marks diese Auffassung. Was Ann betraf, hatte ihr kühler Empfang durch Saint-Michael sie etwas enttäuscht, und sie war außerstande gewesen, charismatische Züge an dem General zu entdecken.
    Er war tüchtig, das stand außer Zweifel, und koordinierte und kontrollierte sämtliche Tätigkeiten an Bord, aber er hatte auch etwas Abweisendes an sich, das an Hochmut grenzte und Ann gegen ihn einnahm. Falls er wirklich eine charismatische Persönlichkeit war, hatte er sich bisher keine Mühe gegeben, auch auf sie zu wirken…
    Ann brauchte weniger als zwei Minuten, um die Kombüse zu erreichen, wo sie mit der mühsamen Kaffeezubereitung begann: Sie legte einen Kaffeebeutel in den isolierten Becher, verschloß den Deckel und sah dann zu, wie heißes Wasser in den Becher gespritzt wurde. Alles genau nach Vorschrift – wie so vieles an Bord der Raumstation.
    »Mir bitte auch einen«, rief eine tiefe Stimme hinter ihr. Ann drehte sich um und sah Jason Saint-Michael durch die Luke herabschweben.
    »Guten Morgen, General«, sagte Ann. Während sie einen weiteren Becher vorbereitete, verankerte der athletisch wirkende Offizier sich zwei Meter von ihr entfernt auf einem Klettbandstreifen und blieb mit verschränkten Armen stehen.
    »Meinen trinke ich schwarz«, fügte er hinzu.
    Ann nickte, griff nach dem ersten Becher, der inzwischen fertig war, und warf ihn Saint-Michael zu. Sie stellte zufrieden fest, daß er genau in seiner Hand landete.
    »Das können Sie

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