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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick deWitt
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wie uns zu Ohren kam, gemeinsam an den Fluss aufgebrochen.«
    »Warm traut niemandem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich ausgerechnet mit so einem feinen Pinkel zusammentut.« Dennoch musste er genau dieses Szenario in Gedanken durchgespielt haben. Er seufzte: »Ich habe von ihm jedenfalls die Nase voll. Wenn die Herren erlauben, würde ich jetzt gerne weiterspielen. Wenn ihr etwas essen wollt, setzt euch an einen Tisch. Wenn nicht, lasst mich in Ruhe.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo die Sache stattfinden sollte?«
    Keine Antwort. Er und die Frau waren bereits beim nächsten Spiel. Als sie abermals ihre geschlossenen Fäuste präsentierte, sagte er: »Rechts.«
    »Links«, sagte die Frau.
    Der nächste Dollar wechselte den Besitzer. »Noch einmal«, sagte er, und die Hände begannen ihr Spiel.
    »Wir denken daran, ihn an seinem Claim zu besuchen«, sagte ich.
    Sie hielt die Fäuste hoch. »Links«, schnaubte er gereizt.
    »Rechts«, sagte sie.
    »Weißt du, wann du ihn zuletzt gesehen hast?«, fragte ich.
    »Habt ihr mir nicht zugehört? Ich wünsche, in Ruhe gelassen zu werden.«
    Da schob Charlie den Jackenschoß nach hinten, damit der Mann seine Pistolen sehen konnte. »Und ich wünsche, dass du uns alles sagst, was du weißt, und zwar auf der Stelle.«
    Den Wirt ließ das kalt, aber er sagte: »Hermann sprach davon, dass eines Tages solche wie ihr aufkreuzen würden. Ich habe ihm damals nicht geglaubt.«
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Vor vier oder fünf Tagen war er noch einmal hier. Er hatte einen neuen Hut, den er mir unbedingt zeigen wollte. Er sagte noch, er käme am nächsten Morgen wieder, dann würden wir gemeinsam aufbrechen. Ich Idiot habe stundenlang auf ihn gewartet.«
    »Aber er hat nie erwähnt, nicht einmal andeutungsweise, an welchen Fluss?«
    »Er sagte immer nur, wir müssten flussaufwärts bis zur Quelle.«
    »Du meinst den Fluss, an dem er seinen Claim hat?«
    »Genau das meine ich.«
    »Warum reitest du ihm nicht hinterher?«
    »Und dann? Was soll ich machen? Mich in ihre Firma drängen? Wenn er das gewollt hätte, hätte er mich mitgenommen. Hat er aber nicht, sondern ist stattdessen mit diesem Lackaffen losgezogen.«
    Charlie fand das keine Einstellung. »Hattet ihr nicht eine Abmachung?«, fragte er. »Was ist mit dem Gold?«
    »Das ist mir egal«, sagte der Wirt. »Ich hätte halt besser darauf aufpassen müssen. Im Grunde ging es mir eher um das gemeinsame Abenteuer. Warm und ich waren nämlich so was wie Freunde.«
    Charlie konnte seinen Ekel nicht länger verbergen. Er knöpfte sich die Jacke zu und ging zur Bar. Ich blieb zurück und sah, wie der Mann wieder und wieder einen Dollar springen ließ. Alle Geldstücke wanderten ausnahmslos in die Taschen der Frau.
    »Ein guter Freund ist schwer zu finden«, sagte ich.
    »Es ist das Schwerste, was es gibt auf der Welt«, erwiderte er. »Noch einmal«, sagte er zu der Frau, doch er wurde allmählich müde. Ich überließ die beiden ihrem einseitigen Spiel. Mein Bruder hatte einen Branntwein hinuntergekippt und wartete draußen auf mich. Auf dem Weg zum Hotel kamen wir an dem Mietstall vorbei, wo wir Tub und Nimble untergestellt hatten. Der Stallmeister erkannte mich und rief: »He, Mister, Sie sind das doch mit dem Pferd …?« Wobei er mir mit einer Kopfbewegung bedeutete, dass meine Anwesenheit gefragt war. Charlie sagte, er wolle sich etwas in der Gegend umsehen, in einer halben Stunde wäre er wieder da. Also trennten wir uns.

Der Stallmeister war ein sommersprossiger Alter mit krummem Rücken und krummen Beinen, die in einem Overall steckten. Bei meinem Eintritt in den Stall war er gerade dabei, das Auge meines Pferdes Tub zu untersuchen. Ich gesellte mich dazu, und er nickte mir zu Begrüßung zu. Er sagte: »Ihr Pferd hat einen ausgesprochen angenehmen Charakter.«
    »Was ist mit dem Auge?«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Das Auge muss raus.« Er deutete auf das verletzte Auge. »Zwei Häuser weiter haben wir einen Tierdoktor.« Ich fragte, was die Operation kosten würde, und er antwortete: »Um die fünfundzwanzig Dollar, schätze ich. Sie können ihn auch selber fragen, aber der Betrag kommt in etwa hin.«
    »Fünfundzwanzig Dollar ist ja nicht mal das ganze Pferd wert. Meiner Meinung nach dürfte ein einzelnes Auge nicht teurer sein als fünf Dollar.«
    »Für fünf Dollar nehme ich es heraus.«
    »Sie? Haben Sie das schon einmal gemacht?«
    »Ich war mal dabei, als es bei einer Kuh gemacht

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