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Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Die Söhne der Insel: Roman (German Edition)

Titel: Die Söhne der Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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sie ein dunkelgrünes Tuch eingesteckt und es während der Fahrt über ihr auffälliges rotblondes Haar gebunden.
    »Nicht nötig. Ich werde mittels eines Zaubers dafür sorgen, dass ihre Stimmen lauter klingen.«
    »Wäre ein anderer Magier denn nicht eventuell imstande, diesen Zauber zu entdecken?«, fragte sie.
    »Das ist unwahrscheinlich. Es ist ein überwiegend passiver Zauber, der sich allein auf uns beschränkt. So, wir sind ihnen jetzt nah genug«, fügte er bestimmt hinzu. »Solange
wir nicht wissen, ob sie in friedlicher Absicht gekommen sind und wir ihnen trauen können, halten wir besser sicheren Abstand zu ihnen.«
    »Gut. Dann verhäng deinen Zauber jetzt sofort, falls einer von ihnen in der Lage ist, uns mittels Magie hier aufzustöbern. Denn noch sind sie mit Rudern beschäftigt.«
    Saber wunderte sich flüchtig darüber, seit wann seine fremdländische Braut so vertraut im Umgang mit Magie war, murmelte ein paar verhaltene Worte und schnippte mit den Fingern in ihre Richtung und in die seiner Brüder, die ein Stück ausgeschwärmt waren. Auch sie trugen grüne und braune Tarnfarben. Im nächsten Moment stellte Kelly verdutzt fest, dass sie sämtliche Geräusche ringsum mit fast schmerzhafter Klarheit vernehmen konnte. Das Rauschen der Brandung, die Kratzlaute eines an einem Baum emporkrabbelnden Insekts, Sabers Herzschlag … das magische Äquivalent der Parabolantennen meiner alten Welt , dachte sie grinsend, dann sah sie Saber an. »Ich bin beeindruckt.«
    Er musterte sie forschend, blickte zu den Beibooten hinüber, die den Strand fast erreicht hatten, dann beugte er sich vor und gab ihr einen raschen Kuss, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Boote richtete.
    Kelly blickte in dieselbe Richtung.
    Einige der Männer – Frauen schienen in dieser Gruppe nicht vertreten zu sein – sprangen in das seichte Wasser, als sich die Rümpfe der Boote in den Sand gruben, und zogen sie zum Strand hoch.
    Kelly bemerkte, dass ein Mann in dem mittleren Boot weitaus prunkvoller gekleidet war als seine Gefährten, die lose, von Gürteln gehaltene Hosen, Hemden mit aufgekrempelten Ärmeln und Tuniken trugen. Ihr geschultes Auge ordnete seine Kleidung dem elisabethanischen Zeitalter zu, nur dass er statt des damals üblichen Wamses eine kurze Jacke und darunter eine Weste nebst Halstuch
trug, was eher in die viktorianische Ära passte … Die gebauschte Hose allerdings ließ sie wieder an elisabethanische Kostüme denken. Gamaschenähnliche Stiefel, große Aufschläge am Jackett, Spitzenmanschetten an den Hemdärmeln und ein federgeschmückter Hut mit gebogener Krempe, der aus einem Musketierfilm stammen könnte, vervollständigten seine Aufmachung.
    Er hatte einen dünnen Schnurrbart, ein Ziegenbärtchen und ausgeprägte Koteletten. Der Anblick von Gesichtsbehaarung – auch einige der einfachen Seeleute trugen Bärte – erschien ihr seltsam fremdartig, nachdem sie es so lange Zeit ausschließlich mit Männern zu tun gehabt hatte, die sich aufwändiger Zauber bedienten, um ihre Gesichter glatt rasiert zu halten. Das einzige Zugeständnis des geckenhaft aufgeputzten Mannes an das Wetter waren die hellen Farben seiner Kleidung und des Hutes auf seinem kurzen braunen Haar. Das einzig Dunkle an seiner Erscheinung war ein länglicher klobiger Gegenstand, der in seinem Gürtel steckte. Daneben hing ein Schwert in einer kunstvoll bestickten Scheide.
    Obwohl das Mittelalter eher ihr Fachgebiet war als das Zeitalter der Eroberer, erkannte Kelly auf den ersten Blick, worum es sich bei diesem Gegenstand handelte – um eine Steinschlosspistole. Die Form der Waffe war unverkennbar. Das bedeutete, dass die viereckigen Öffnungen im Rumpf des Schiffes tatsächlich Geschützpforten sein mussten.
    Kelly fröstelte. Sie hatte keine Ahnung, inwieweit man sich mit Magie gegen Technologie behaupten konnte. O ja, das hier hat definitiv Unheilspotenzial .
    Der Geck verließ sein Boot erst, als seine Männer es auf trockenen Sand hinaufgezogen hatten. Er drehte sich um, streckte eine Hand aus und bellte einen knappen Befehl. Kelly spürte, wie ihre Ohren genauso zu prickeln begannen wie beim ersten Mal, als Saber das Wort an sie gerichtet
hatte. Scheinbar wirkte der Vielsprachenzauber noch immer perfekt. Als der Mann sich wieder umwandte, musterte sie ihn forschend. Er schien der Anführer der Gruppe zu sein. Jetzt trat er drei Schritte vor, entrollte das lange, schmale Bündel, das er sich unter den Arm geklemmt hatte, und

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