Die Söhne.
dunkeln, unbequemen Haus im sechsten Bezirk. Er ging in die Subura zu Alexas, sprach mit dem kleinen Simeon, schloß sich nicht ab von seinen Freunden. Aber er hatte weder an der Arbeit Lust noch am Gespräch, weder an Büchern noch an Frauen, noch an Ehrungen, noch an der Stadt Rom, weder an Griechen und Römern noch an Juden. Es lockte ihn nicht, sich mit Gott zu befassen, und was der Kaiser tat, kümmerte ihn nicht. Vielleicht vermißte er seinen Sekretär Phineas, aber das gestand er sich nicht ein. Daß er Dorion und seinen Sohn Paulus vermißte, wußte er. Er hatte sich vorausgesagt, daß sein Opfer, die Austreibung der Mara, vergeblich sein werde. Aber er bereute es nicht; er hätte sie heute, wenn Dorion es gefordert hätte, nochmals fortgeschickt.
Das Geld, das man für die Villa verlangte, gab er ohne Widerrede, mit einer gewissen wollüstigen Erbitterung. Zuerst schaute er die Rechnungen kaum an, dann merkte er, daß der Voranschlag in jedem einzelnen Punkt überschritten wurde. Dorions Anschaffungen wurden immer kostspieliger. Aber er schwieg. Er machte sich klar, daß gerade sein Schweigen Dorion reizen und zu immer höheren Forderungen anstacheln mußte, so daß er ihr am Ende doch nicht mehr werde genügen können. Trotzdem schwieg er.
Langsam war der Bau so weit gediehen, daß wenig mehr zu tun übrigblieb. Über eines konnte sich Dorion nicht schlüssig werden: wie sie jenen Wandelgang ausmalen lassen sollte, der zuerst für das Fresko »Die versäumten Gelegenheiten« bestimmt gewesen war. Endlich entschloß sie sich, diese Halle, die sie ursprünglich für Josef ausersehen hatte, daß er sich dort in Ruhe mit seinen Gedanken ergehe, zu einer Gedächtnisstätte für ihren Vater zu machen. Sie wollte hier unter einer Porträtbüste des Fabull seine Urne aufstellen, und Bilder aus seinem Leben sollten die Wände entlanglaufen, eine ständige Mahnung an den teuren Toten, dessen Leib und Seele von Josef, dem Tückischen, vernichtet worden waren.
Sie erwog lange, wer die Würdigsten seien, die Büste des Fabull zu meißeln und sein Leben zu malen. Sie wandte sich an Basil. Der überarbeitete Mann lehnte zuerst vielwortig ab. Aber Dorion, mit ihrer Zähigkeit und geübten Sicherheit, Männern zu gefallen, stimmte ihn um; seufzend, nach dem Austausch vieler Reden, erklärte er sich bereit, seinem toten Freunde zulieb die Aufgabe zu übernehmen. Freilich erst, nachdem sie angedeutet hatte, für das Andenken ihres Vaters sei ihr nichts zu teuer. Nachdem Basil sich hatte überreden lassen, gewann sie für die Ausschmückung der Wandelhalle den sehr geschätzten und hochbezahlten Maler Theon.
Josef, als die beiden Herren das vereinbarte Honorar von annähernd fünfzigtausend Sesterzien von ihm forderten, erbleichte. Was alles wird diese Frau noch tun, um ihn ins Herz zu kränken? Sicher hatte Dorion weniger um ihren Vater zu ehren diese Aufträge erteilt, als um ihm ein tiefes Ärgernis zu geben. Was hatte die Büste des Basil, was die Malereien des Theon mit seinem Versprechen zu tun, Dorion die Villa zu bauen? Übrigens hätte er, selbst wenn er wollte, das Geld ohne die Hilfe des Claudius Regin nicht aufbringen können. Er beschloß, mit Dorion offen und vernünftig zu reden.
Dorion hatte von den beiden Künstlern gehört, daß Josef die Zahlung verweigerte. Sie spannte sich, als er sich bei ihr anmeldete. Dies wird der erste Gang ihres großen Rachemahls sein. Sie freute sich darauf, wie er seine Armut und Hilflosigkeit vor ihr bekennen wird, unfähig, sein Versprechen einzulösen.
Als er dann vor ihr stand, schaute sie ihn kalt auf und ab, den Mund genießerisch halb offen, mit der breiten Nase schnuppernd. Josef gestand sich, daß er sie selbst jetzt begehrte. Sie hörte ihn bis zu Ende an. Dann sagte sie, und ihre Stimme klang scharf, doch ruhig, sie habe gleich angenommen, daß, was er ihr nach dem Tod ihres Vaters gesagt habe, nichts gewesen sei als schönes Gerede. Er habe das Weib nicht ihrethalb fortgeschickt, sondern um sein sauberes Betthäschen vor der Seuche zu bewahren, und seinen Bastard, da der von der Epidemie nicht gefährdet war, habe er denn auch in Rom gelassen. Es sei keine Überraschung für sie, daß er jetzt ihren Vater noch über den Tod hinaus mit seinem Haß verfolge und die Ehrung zu verhindern suche, die sie für sein Andenken plane.
Josef hörte ihre vor Bosheit und Bitterkeit fast irrsinnigen Sätze betreten an, schweren Herzens, mit großen
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