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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Oct. Die Türen hatten sich gerade geschlossen – unerwartet, soweit es das mit vagem Eigenbewusstsein ausgestattete Gehirn der Turmverkehrskontrolle betraf. Es nahm eine neuerliche Überprüfung vor und stellte fest, dass die Schließung der Türen doch nicht unerwartet war; schon seit einer ganzen Weile gab es eine Anweisung, die eine solche Aktivität verlangte. Also war damit alles in Ordnung. Sehr kurze Zeit später gab es weder Aufzeichnungen noch Erinnerungen an etwas Ungewöhnliches. Das war noch besser.
    Das Transferschiff gehörte zu einer aus über zwanzig Einheiten bestehenden Flotte, die an einer großen Karussellvorrichtung hing, direkt über der vierzehnhundert Meter durchmessenen Öffnung des Pandilfwanischen Turms. Das Karussell war so konzipiert, dass es das ausgewählte Transferschiff wie eine Patrone in ein riesiges Gewehr lud, in eine
der sekundären Röhren, die mitten im Turminnern ein Bündel bildeten und durch die einzelnen Ebenen der Schalenwelt hinabreichten.
    Der Computer der Oct-Turmverkehrskontrolle führte einige Anweisungen aus, von denen er fälschlicherweise annahm, dass sie alle richtig autorisiert waren. Die Karussellmaschine neunzig Meter weiter unten reagierte sofort und ließ das Transferschiff von einem Zugangsring zu einem anderen Ring weiter unten sinken, der rotierte, bis sich das Schiff über einer der Röhren befand. Dann wurde es gesenkt und mit großen Objekten ausgestattet, die praktrisch die Funktion von Dichtungsringen erfüllten. Pumpen entfernten Flüssigkeiten. Luken und Schotten öffneten und schlossen sich, und schließlich hing das tropfnasse Schiff im Vakuum, direkt über einem dunklen, vierzehnhundert Kilometer tiefen Schacht, der so gut wie nichts enthielt. Es meldete Reisebereitschaft, und der Computer der Turmverkehrskontrolle übermittelte die Genehmigung. Das Transferschiff löste seine Verankerung an der Seite des Turms und begann zu fallen, angetrieben nur von Sursamens Schwerkraft.
    Das war, wie Anaplian ihrem Bruder und Holse erklärt hatte, der einfache Teil gewesen. Der Oerten-Krater in der Oberfläche des Planeten erstreckte sich direkt über der Öffnung des Pandilfwanischen Turms und war nur durch Sekundärstruktur von ihm getrennt. Der Liveware-Problem war es leichtgefallen – nachdem sie die Koordinaten einige tausend Male überprüft und mit dem Displacer mehrere hundert mikroskopisch kleine Scouts versetzt hatte -, sie direkt ins Transferschiff zu bringen. Die Manipulation der Oct-Computermatrizen – sie verdienten kaum die Bezeichnung KI –
bedeutete überhaupt kein Problem für das Gehirn der Liveware-Problem.
     
    Sie hatten sich für eine heimliche Annäherung entschieden. Die Liveware-Problem hatte die Tage des Anflugs damit verbracht, auf der Grundlage ihrer detaillierten Kenntnisse der Nariscene- und Oct-Systeme geeignete Taktiken auszuarbeiten. Ihre Zuversicht wuchs, Djan Seriy Anaplian und die anderen direkt in ein Transferschiff versetzen zu können, was einen Aufenthalt auf der Oberfläche unnötig machte. Bei der Ankunft fand sie im Großen und Ganzen das vor, was sie erwartet hatte, und näherte sich wie vorgesehen.
    Djan Seriy nutzte die Zeit, um Ferbin und Holse zumindest in groben Zügen mit der Verwendung gewisser offensiver und defensiver Techniken der Kultur vertraut zu machen, und dabei achtete sie darauf, die beiden Sarl-Männer nicht zu überfordern. Es war eine Binsenwahrheit, dass einige der exklusiveren persönlichen Waffensysteme einem unerfahrenen Anwender mehr schaden konnten als irgendwelchen anderen Leuten, gegen die sie sich richteten. Die defensiven Systeme unter ihnen würden ihren Benutzer zwar nicht töten – genau das sollten sie ja verhindern -, aber durch die Schnelligkeit und manchmal auch durch die Heftigkeit ihrer Reaktion konnten sie dem Anwender einen gehörigen Schrecken einjagen.
    Die beiden Männer gewöhnten sich schnell an die Anzüge, die sie tragen würden. In ihrem Normalzustand waren diese Anzüge pechschwarz und glatt; wenn sie getragen wurden, bekamen sie Ausbuchtungen, in denen Ausrüstungsteile und Subsysteme untergebracht waren, über die Ferbin und Holse
nicht unbedingt Bescheid wissen mussten. Die Gesichtsbereiche ließen sich in eine untere Maske und ein oberes Visier unterteilen, und beide Komponenten waren im Grundzustand transparent, damit man das Gesicht sehen konnte.
    »Und wenn es einen juckt?«, wandte sich Holse an Hippinse. »Ich musste mich kratzen, als ich einen

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