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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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weltverabschiedungsmäßiges Double-Feature mit Mandy bitten und den ganzen Kram für immer hinter sich lassen sollte, aber die Endgültigkeit eines solchen Schrittes ist der entschiedene Feind der darin wohnenden Romantik.
    Carsten findet, dass er für heute genug Mutterboden durchpflügt hat, packt seine Geräte zusammen und verschwindet um die Ecke. Das Geräusch der scheunentorgroßen Terrassentür lässt ihn jedoch innehalten. Normalerweise lassen sich seine Arbeitgeber nicht im Garten sehen, denn die Gefahr, von einer Zecke, einem Nager oder Sonnenstrahl getroffen zu werden, ist ihnen zu groß, die frische Luft das Risiko nicht wert. Sollte doch einmal von der Regel abgewichen werden, hat es meist einen Grund. Das Anscheißen des außerhäusigen Personals kann so ein Grund sein. Carsten beschließt, sich wieder zurück an seinen Arbeitsplatz zu begeben und weiterhin Erde umzuwenden. Schlafen kann er im Winter. Als er forschen Schrittes um die Ecke biegen will, sieht er tatsächlich Freiherr von der Hohen Ward auf die Terrasse treten, allerdings ist er nicht allein. In seiner Begleitung ist ein kleiner Mann mit Halbglatze und Großmannsallüren. Der Mann geht vor Hohe Ward in die Knie und küsst den Klunker an Hohe Wards dargebotener Hand. Carsten macht einen schnellen Schritt zurück in die Deckung. Was war denn das? Ein Handkuss im Garten? Hat er etwas übersehen? Neue Wendung im Geschlechterkampf? Hat sein Boss die Fahnen gestrichen und die Seiten gewechselt? Vorsichtig geht er ebenfalls in die Knie und pillert um die Ecke. Die beiden Männer schlendern noch ein Stück in seine Richtung und bleiben stehen. Freiherr von der Hohen Ward wendet sich an seinen Gast und eröffnet das Gespräch.
    «Lieber Herr Professor Doktor Hellström, zunächst möchte ich mich herzlich bedanken, dass Sie sich so kurzfristig freimachen konnten. Wie Sie wissen, verträgt sich Ihre Arbeit momentan nicht mit zu viel Presse. Ein Umstand, den es zu ändern gilt, ich weiß.» Hohe Ward hebt beschwichtigend die Hände. «Trotzdem schien es mir ratsam, unser kleines Gespräch quasi unter Ausschluss der üblichen Beteiligten stattfinden zu lassen, nicht nur wegen der letzten Anschläge. – Ich hörte, Sie haben Neuigkeiten für mich.»
    Professor Hellström zieht seine Brille aus der Innentasche seines Jacketts, prüft den hygienischen Status der Gläser und setzt sie auf. Sein Mund hat sich zu einer Art Hühnerpopo zusammengeschoben, sein Oberlippenbart thront über der Öffnung wie eine dicke, schlafende Raupe. Er blinzelt nervös.
    «In der Tat. Wobei ich hoffe, dass die zahlreichen unverschämten Anfeindungen meine Arbeit betreffend in Zukunft die Ausnahme bleiben – zumindest was die Mitglieder unserer Vereinigung betrifft, Eure Exzellenz.»
    «Unbedingt, mein Lieber. Bei uns geht es leider zu wie in jeder anderen größeren geheimen Organisation. Die Basis braucht nicht alles zu wissen und deshalb erfährt sie auch nichts. Das hat natürlich auch seine Nachteile. Wären da nicht die immensen Mitgliedsbeiträge dieser Leute, bräuchten wir noch nicht einmal eine Basis.» Er lacht. «Aber Schwamm drüber. – Also, Sie haben da eine Andeutung gemacht. Was gibt es Neues?»
    «Nun ja, Sie kennen ja die kleinen technischen Probleme mit unseren induzierten pluripotenten Stammzellen. Wir haben lange gebraucht, um den Prozess der Genexpression – also die Biosynthese von RNA und Proteinen, sprich den Transfer, der die Körperzellen von adulten in quasi-embryonale Zellen verwandelt, die sich wiederum in beliebige Gewebearten transformieren lassen – beliebig zu reproduzieren. Zusätzlich zu den bereits bekannten fünfundachtzig Genen haben wir vor Kurzem ein weiteres, quasi polymodules Genpärchen gefunden, das die steuer- und reproduzierbare Reparatur von Brüchen in der DNA nicht nur verbessert, sondern geradezu dramatisch beschleunigt und zwar mit einer Fehlerquote von nullkommanull Prozent. Das Problem der sporadisch auftretenden Zelldeformation bei den Versuchspersonen – Gott sei ihrer armen Seelen gnädig – hat sich damit erledigt. Wir könnten die defekten Zellen sogar wieder reparieren, wenn wir wollten.»
    «Sie wissen ja, dass ich eher ein Mann der Tat bin, mein lieber Professor. Könnten Sie das eben Gesagte mir zuliebe in ein paar schlichtere Worte fassen? Das Einzige, was ich verstanden habe, ist, dass das Verfahren sicherer und schneller geworden ist.»
    «Das ist der eine Aspekt. Der andere ist, dass der Prozess auch

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