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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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1987.«
    »Nein.«
    »Aber der Fall ist Ihnen bekannt?«
    Brost betrachtete die aufdringliche Frau.
    »Er ist mir bekannt.«
    Olivia ignorierte seinen betont abgeklärten Tonfall.
    »Und warum steht er bei Ihnen nicht auf der Tagesordnung?«
    »Er ist nicht gangbar.«
    »… gangbar? Was meinen Sie mit …«
    »Hat das werte Fräulein schon zu Mittag gegessen?«
    »Nein?«
    »Ich auch nicht.«
    Verner Brost drehte sich abrupt um und setzte seinen Weg zum Pflaumenbaum fort, wie die Kantine des Präsidiums genannt wurde.
    Don’t pull ranks, dachte Fräulein Olivia und fühlte sich völlig zu recht altväterlich behandelt.
    Nicht gangbar.
    »Was meinen Sie mit nicht gangbar?«
    Olivia war Brost in zwei Schritten Abstand gefolgt. Er war schnurstracks zur Kantine gegangen und hatte sich auf einem Tablett ein Tellergericht und Leichtbier geholt, ohne dabei nennenswert an Tempo einzubüßen. Jetzt saß er an einem kleineren Tisch und aß mit maximaler Konzentration. Olivia hatte ihm gegenüber Platz genommen.
    Sie hatte schnell begriffen, dass der Mann auf eine schnelle Nahrungsaufnahme aus war. Proteine, Kalorien, Blutzucker. Es ging offenkundig um eine ziemlich wichtige Mahlzeit.
    Also wartete sie mit ihrer Bemerkung, musste allerdings nicht besonders lange warten, denn Brost verspeiste sein Essen in beeindruckendem Tempo und lehnte sich anschließend mit einem kaum verhohlenen Rülpser auf seinem Stuhl zurück.
    »Was haben Sie eben mit nicht gangbar gemeint?«, fragte sie ihn erneut.
    »Ich meine damit, dass die nötigen Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen nicht gegeben sind«, antwortete Brost.
    »Warum nicht?«
    »Wie bewandert sind Sie?«
    »Ich gehe auf die Polizeischule und bin im dritten Semester.«
    »Also überhaupt nicht bewandert«, erwiderte er, lächelte bei seinen Worten jedoch. Sein Schlund hatte bekommen, was er brauchte. Jetzt konnte er sich ruhig auf ein kürzeres Gespräch einlassen. Vielleicht würde die junge Frau ihm ja einen Kaffee und ein Minztäfelchen spendieren.
    »Voraussetzung dafür, dass wir einen Fall übernehmen, ist, dass wir etwas auf ihn applizieren können, was bislang nicht möglich gewesen ist.«
    » DNA ? Geographische Analyse? Neue Zeugenaussagen?«
    Ganz unbewandert ist sie also doch nicht, dachte Brost.
    »Genau, Dinge dieser Art oder neue Indizien oder dass wir auf etwas stoßen, was bei den ursprünglichen Ermittlungen übersehen wurde.«
    »Aber das alles trifft auf den Mord auf Nordkoster nicht zu?«
    »Nein.«
    Brost lächelte nachsichtig. Olivia erwiderte sein Lächeln.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, erkundigte sie sich.
    »Gerne.«
    »Etwas dazu?«
    »Zu einem Minztäfelchen würde ich nicht Nein sagen.«
    Olivia war schnell zurück und stellte ihre nächste Frage, noch ehe der Kaffee auf dem Tisch stand.
    »Die Ermittlungen in dem Fall wurden von Tom Stilton geleitet?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?«
    »Er ist nicht mehr bei der Polizei, schon viele Jahre nicht mehr.«
    »Ich weiß, aber lebt er noch hier?«
    »Das weiß ich nicht, es gab mal Gerüchte, er wolle ins Ausland gehen.«
    »Aha … oje … dann könnte es in der Tat schwierig werden, ihn zu erwischen.«
    »Mit Sicherheit.«
    »Warum hat er gekündigt? Er war doch sicher noch nicht im Rentenalter?«
    »Nein.«
    Olivia sah, dass Brost mit der unverkennbaren Absicht in seiner Kaffeetasse rührte, ihrem Blick auszuweichen.
    »Warum hat er gekündigt?«
    »Aus privaten Gründen.«
    An diesem Punkt müsste eigentlich Schluss sein, dachte Olivia. Private Gründe gingen sie beim besten Willen nichts an. Mit ihrer Aufgabe für die Polizeischule hatten sie nicht das Geringste zu tun.
    Aber Olivia war nun einmal Olivia.
    »Wie war das Minztäfelchen?«, fragte sie.
    »Delikat.«
    »Was waren das für private Gründe?«
    »Wissen Sie nicht, was das Wort privat bedeutet?«
    So delikat war das Minztäfelchen dann wohl doch nicht, dachte sie.
    Olivia verließ das Präsidium und ärgerte sich. Sie hasste es, wenn sie bei etwas nicht weiterkam. Im Auto zog sie ihr Notebook heraus und fütterte die Suchmaschine mit »Tom Stilton«.
    Eine Reihe von Artikeln tauchte auf, die bis auf einen mit der Polizei zu tun hatten. Bei diesem Text handelte es sich um eine Reportage von 1975 über einen Brand auf einer Ölbohrinsel vor der norwegischen Küste. Ein junger Schwede war in die Rolle des Helden geschlüpft und hatte drei norwegischen Ölarbeitern das Leben gerettet. Der Schwede hieß

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