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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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daran erinnern. Ich bin Professor Harvey.«
    »Ich bin Eva Wheaton. Ich hole ihr Sandwich, Professor.«
    Nimm sie heute Nacht.
    Nein, er war noch nicht bereit. Er musste tun, wofür er hergekommen war, und dann verschwinden. Er aß schnell, hinterließ ein großzügiges Trinkgeld, und verschwand, ohne sie noch einmal zu Gesicht zu bekommen.
    Mittlerweile war es dunkel, die Venus stieg gerade über den Horizont, ein taubengrauer Lichthauch im Westen. Er fuhr quer über den Highway in eine schmale Straße. Er folgte ihr über die Brücke, die zum Hafen führte, bog dann aber auf einen Feldweg ein und parkte zwischen den Bäumen auf einem unbebauten Grundstück.
    Diese schmale Halbinsel mit Häusern und unbebauten Grundstücken war kürzer als die anderen Landfinger, die sich in die Lagune ausstreckten, und daher aus Hausbesitzersicht weniger begehrenswert. Doch er hatte von hier einen ungestörten Blick auf das Haus, wo das Licht brannte, und auf das Grundstück, wo zwei Leute mit Taschenlampen auf dem Steg standen und etwas im Kanal begutachteten. Fische wahrscheinlich. Seine Mutter und sein Stiefvater hatten die Meeresökologie der Keys immer faszinierend gefunden. Er erinnerte sich jetzt, dass sie, wenn sie frei hatten, oft auf dem Steg saßen und nach Schwärmen springender Fische Ausschau hielten oder dann und wann nach einem Delfin oder einer Seekuh, die sich in die Lagune verirrt hatten.
    Er schaltete die Videokamera ein und zoomte die zwei Leute auf dem Steg. Das Gesicht seiner Mutter wurde sichtbar, ihr Bild war so klar und nah, dass es ihm vorkam, als könnte er seinen Arm ausstrecken und sie berühren.
    Er steht neben dem Bett seiner Mutter, ihr gebeugter Körper kaum mehr als ein Schatten. »Mach doch, Mom, schieb dir den Lauf in den Mund«, flüstert er. »Das ändert gar nichts. Ihr Baby ist immer noch mein Baby.«
    Wheaton schüttelte die Erinnerung ab und sah zu, wie seine Mutter und sein Stiefvater eng umschlungen zurück ins Haus gingen. Er schaltete die Aufnahmefunktion ein, er fuhr die gesamte Länge des Grundstücks ab, er zoomte den Steg, den Garten, die Veranda, wieder den Steg. Dann schwenkte er die Kamera und filmte den Bereich hinter sich – den Kanal, den Hafen, die Anleger. Er zoomte wieder zum Haus hinüber, er filmte die gesamte eingefasste Veranda im ersten Stock, die Glasschiebetüren, die Wohnzimmerlampen.
    Er schaltete die Kamera aus und saß lange da, er beobachtete bloß, nahm in sich auf, lauschte, plante. Es machte ihm Sorgen, dass Eva einen Job angenommen hatte. Was wich sonst noch ab von dem, wie sie als Teenager gelebt hatten? Vielleicht war Bobby Macon gar nicht im Bild, und wenn das so wäre, hieße das, Eva würde auch nicht sterben. Was wäre wenn, vielleicht, es könnte sein … Er würde sich verrückt machen, wenn er begann, alle Möglichkeiten durchzugehen. Er musste sich einfach an seinen Plan halten und all die Veränderungen, der Vergangenheit, die Abweichungen, die ihm bekannt wurden, zu seinem Vorteil verwenden.
    Er grub bis zum Boden seiner Tasche und zog ein Fernglas hervor, das ultimative Werkzeug des Voyeurs. Er schaute wieder hinüber zur Veranda. Sein Stiefvater und Eva waren jetzt zu sehen, sie lehnten beide an der Wand und rauchten. Sie trug immer noch ihre Arbeitskleidung. Wheaton fragte sich, worüber sie redeten. Evas Schwangerschaft? Wahrscheinlich nicht. Er war fast sicher, dass Dan Wheaton erst von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, als sie obduziert worden war.
    Nun, bald wäre das egal. Eva würde verschwinden, und Wheatons jüngerem Selbst würden all die schrecklichen Dinge erspart bleiben, die er durchlitten hatte, und vielleicht würde seine eigene Mutter noch eine Weile leben, vielleicht ihre Verzweiflung über die Unmoral ihres Sohnes und die Schwangerschaft ihrer Stieftochter nicht mehr als ein unangenehmer Traum bleiben, den es nie gegeben hatte.
    Er hoffte es. Alles, was er wollte, waren Eva und sein Kind. Was könnte einfacher sein als das?

Zweiundzwanzig
    Was macht er da?«, flüsterte Rusty.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Du lebst doch mit ihm zusammen«, entgegnete Lydia.
    Lydia und Rusty duckten sich hinter eine Hecke, die parallel zur Hafenmauer verlief. Sie waren Wheat in einem Truck gefolgt, den Lydia geliehen hatte, ein Fahrzeug, das er noch nie gesehen hatte, und hatten den Wagen auf der anderen Seite des Hafens stehen lassen, hinter einem alten Aluminiumschuppen. »Von da, wo er steht, kann er in die Häuser am

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