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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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Abschnitt von zehn Quadratkilometern. Zugegeben, er war kein Meeresbiologe. Aber wenn man den Wechsel der Gezeiten, die Strömungen im Golf, Winde, Temperaturveränderungen und die Unwägbarkeiten des Wetters in Betracht zog, dann erschien Sheppard diese Beständigkeit als geradezu unheimlich. Diese Meinung teilten auch einige der Wissenschaftler, die sich mit den Feldern beschäftigten, sie arbeiteten allerdings mit Metaphern, wenn sie versuchten, ihre Beobachtung zu beschreiben. Wie ein Lebewesen mit einem eigenen Willen, hatte ein Meeresbiologe gesagt.
    Auf einigen der Satellitenfotos sahen die Felder tatsächlich wie ein Lebewesen aus, fand Sheppard. Als sie mithilfe des Computers die Bilder der letzten vierundzwanzig Stunden in Bewegung versetzten, zeigte das kleinere Feld, in das er und Goot noch am Abend des Verschwindens von Mira und Annie eingedrungen waren, zwei ganz besonders dunkle Flecken, die merkwürdig geformten Augen glichen. Animiert schienen die Augen zu zwinkern, zu lachen, sich manchmal zu Schlitzen zu verengen und sich zu anderen Zeiten weit zu öffnen.
    »Ich sage, wir fahren mit dem Boot dahin«, sagte Goot und tippte auf den Bereich mit den Augen. »Wir haben die Koordinaten dafür, wir haben ein Flugzeug und einen Piloten von Ross Blake, und wir haben definitiv die Zeit. Und Dillard sitzt uns nicht im Nacken.«
    Das stimmte nicht ganz. Dillard war immer noch auf Tango, doch weder Sheppard noch Goot mussten sich mit ihm herumplagen. Sheppard hatte zwei Wochen dienstfrei beantragt, eine Mischung aus Urlaub und unbezahlten freien Tagen. Derartige Anfragen gingen normalerweise an Baker Jernans Sekretärin, sie hatte nichts mit Dillard zu tun, also hatte Sheppard ihr gefaxt und Jernans E-Mail-Adresse in Europa erhalten, woraufhin er ihm geschrieben hatte, was los war.
    Dank der CNN-Berichte von der Entdeckung der Kinderleichen wusste Jernan bereits in groben Zügen Bescheid. Als Sheppard ihm den Rest berichtete, genehmigte Jernan den Urlaub, schlug vor, dass Goot ebenfalls freinehmen sollte, und erklärte, er werde Dillard eine entsprechende E-Mail schreiben. Tu, was immer du tun musst, um dieses Schwein zu finden, Shep. Letztlich hatte er ihnen die Blankovollmacht gegeben, die Ermittlungen zu Ende zu führen. Sheppard hätte es so oder so getan, aber nun setzte er wenigstens nicht sein Gehalt und seinen Job aufs Spiel.
    »Ich würde gern die Bedingungen nachstellen, die herrschten, als Mira und Annie verschwanden. Mit anderen Worten: Ich fahre gegen sieben Uhr abends von Little Horse los in einem Boot, das ihrem ähnelt, und begebe mich in den geografischen Bereich, den Nadine benannt hat.«
    Goot stand, die Hände in die Hüften gestemmt, vor der Karte und hob jetzt den Blick. »Was sehr nah an der Position dieser beiden Augen in dem kleineren Feld ist, oder was zum Teufel es sein mag.«
    »Ja. Wenn ich ein Ortungsfunkgerät mitnehme, kannst du meinen Aufenthalt mitverfolgen.«
    »Wir müssen erst mal ausprobieren, ob das Ding auf dem schwarzen Wasser funktioniert. Wir müssen auch die Waffen darauf testen. Und Fackeln. Wir müssen die Parameter kennen.«
    Nadine kam herein, einen gepolsterten Umschlag unter dem Arm und drei Smoothies auf einem Tablett. Sie stellte das Tablett auf Miras Schreibtisch, legte den Umschlag daneben. »Erdbeeren, Bananen, Mango und Ananas. Salud. «
    Sie stießen an, dann kam Nadine um den Tisch herum und betrachtete die Bilder. Sie fuhr mit dem Finger über mehrere von ihnen, dann griff sie nach einem, auf dem die Augen am deutlichsten zu sehen waren. »Beginnt hier. In den Augen.«
    Sheppard und Goot sahen einander an. »Du bist beängstigend, Nadine«, sagte Goot. »Manchmal bist du richtig beängstigend.«
    Sie wandte sich lächelnd um. »Ich habe noch was in der Richtung. Nachdem du mir gesagt hast, meine neue Erinnerung und die Notiz von Mira seien eine Anomalie, Shep, habe ich den Dachboden auseinandergenommen, um zu sehen, ob ich noch etwas finden könnte. Und das habe ich.«
    Sie hob den Umschlag hoch wie ein Anwalt, der ein Beweisstück präsentierte. »Der lag in einer Kiste, bei der ich mich nicht daran erinnern kann, sie gepackt zu haben.« Sie nahm Dinge aus dem Umschlag und legte sie neben die Satellitenfotos auf den Tisch, als wollte sie sagen, dass sie ebenso stichhaltig waren. Sheppards Knie knackten, als er sich erhob. Als er auf den Tisch zukam, fühlte sich sein Körper ihm so unbekannt an, wie ein schlecht sitzender Anzug, den er für einen

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