Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
Vom Netzwerk:
Freund, der ihr Geld bringt, oder?«
    »Äh, ja, das stimmt. Genau. Hören Sie, das wird jetzt komisch in Ihren Ohren klingen. Aber was für ein Datum haben wir heute?«
    Romano verdrehte die Augen und lachte. »Du redest sogar wie sie. Willst du auch noch meinen Führerschein sehen? Es ist der 29. Juni 1968.«
    Große Scheiße, dachte Sheppard, dann sank er auf einen der Barhocker und begann zu lachen.

5
    Annie tigerte vor dem Fenster hin und her, während Rusty sich mit einem Hammer an den Schlössern zu schaffen machte. Die Kette war nach dem ersten Schlag zerbrochen, das Vorhängeschloss nach dem vierten, aber der vorgelegte Riegel gab nicht nach. Obwohl er den Hammer in ein Handtuch gewickelt hatte, um den Lärm zu dämpfen, ließ jeder Schlag sie zusammenzucken. Es war zu laut, zu laut, trotz des Windes und des Regens, der jetzt gegen das Fenster peitschte.
    »Das Fenster«, rief sie zwischen zwei Schlägen. »Versuch das Glas.«
    »Geh zur Seite.«
    Er schlug ein Dutzend Mal gegen die Fensterscheibe, fest, entschlossen, mit kraftvollen Schlägen, die das Glas erzittern ließen, aber es zerbrach nicht. Dann machte er sich wieder über den Riegel her, er zwängte die spitze Seite des Hammers unter den vorgelegten Riegel, um ihn loszuhebeln. Er hielt dabei die Taschenlampe im Mund, er stürzte sich auf die Tür, als wäre sie lebendig, und sie drückte ihr Gesicht an das Glas, sie beobachtete ihn, sie drängte ihn still, sich zu beeilen, bitte, oh Gott, beeil dich.
    Er konnte zwei lange Splitter aus dem Holz der Zarge reißen, dann rief er, dass sie zur Seite gehen sollte. Sie tat es, und durch das nasse, schmutzige Glas sah sie, wie Rusty vom Schuppen weglief, sich umwandte und dann auf die Tür zurannte. Einen Augenblick später knallte er gegen die Tür, und die gab mit einem gewaltigen Ruck nach und schwang auf zwei Angeln hinein.
    Rusty lief in den Raum, Annie stürzte auf ihn zu, und sie schlangen ihre Arme umeinander. Er hielt sie fest, drückte sie an seinen triefenden Regenumhang, seine Hände fuhren durch ihr Haar. Immer und immer wieder entschuldigte er sich, dass er das nicht schon längst getan hatte, dass er so ein Feigling war, und dann beugte er sich ein ganz kleines Stück zurück, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie.
    Ihr Herz klopfte, ihr Körper schmolz, der Rest der Welt schien sich aufzulösen.
    Als er sie schließlich losließ, nahm er ihre Hand, und sie zog den Spachtel aus ihrer Tasche. »Das ist die blöde Waffe, mit der ich ihn angreifen wollte.«
    »Ich habe etwas Besseres.« Er zog ein Klappmesser aus seiner Tasche, zeigte ihr, wie man es öffnete, drückte es ihr in die Hand. »Steck es so ein, dass du leicht rankommst. Wir haben es noch nicht geschafft. Komm. Mein Wagen steht im Wald.«
    Annie schob das Klappmesser in die Tasche ihrer Jeans. Rusty hob seinen Regenumhang, sodass sie darunter schlüpfen konnte, dann rannten sie hinaus in den Regen.
    Der Wind fegte über die Kante der Klippen wie in einem mittelalterlichen Kitschroman; sie drückten sich unter seinem Regenumhang aneinander und eilten durch den triefnassen Wald. Die mächtigen Pinien bogen sich im Wind, Zweige schlugen nach ihnen.
    »Ich bringe dich in die Künstlerkolonie, zu Lydia«, rief er laut. »Dort verstecken wir dich, bis wir wissen, was wir machen sollen.«
    »Weiß er, dass Lydia dort wohnt?«
    »Ja, aber er wird dort nicht nach dir suchen. Auf keinen Fall. Zu viele Leute.« Er hielt sie fester im Arm. »Ich habe meine Sachen Stück für Stück zu ihr gebracht, damit er es nicht merkt. Letzte Nacht, als er schlief, habe ich den Rest geholt. Die Sachen sind noch in meinem Wagen. Wenn du auf dem Weg durch den Korridor bist, werde ich ihn bei den Bullen melden.«
    »Du hast gesagt, du weißt nicht, wo der Korridor ist.«
    »Noch nicht. Aber das kriege ich raus.«
    Als sie sich der Straße näherten, hörte sie Sunnys panisches Bellen. »Sie hasst es, im Wagen zurückgelassen zu werden«, sagte Rusty. »Aber den Regen hasst sie noch mehr.«
    Annie war keine Hundeexpertin, doch sie wusste viel über Hilferufe, und das hier klang gar nicht wie eine Beschwerde. Es klang wie eine Warnung. »Rusty, ich glaube, wir sollten besser …«
    Und plötzlich gingen die Scheinwerfer des Wagens an und blendeten sie. Ein Schuss knallte durch die nasse Luft, erschreckte die schlafenden Vögel in den Bäumen, und Rusty stieß sie weg und rief: »Lauf, Annie, lauf!«
    Sie taumelte vorwärts, der Wind peitschte ihr den

Weitere Kostenlose Bücher