Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
Vom Netzwerk:
brach die Quantenwellenfunktion zusammen, und er wurde durch den Korridor an einen Ort in der Vergangenheit befördert, wo das gleiche schwarze Loch existierte.
    Der Sog der wahren Zeit einer Person war sehr stark, und je öfter er in seine eigene Zeit zurückkehrte, desto tiefer wurde seine Fahrspur im Korridor, desto leichter lief das Ganze ab. Entscheidend war, in beiden Richtungen präzise vorzugehen, dafür waren die Koordinaten wichtig. Er war immer noch mit den zahlreichen Möglichkeiten beschäftigt.
    Im Jahr 1994 hatte er die Gezeiten, Strömungen und Wetterbedingungen untersucht, um festzustellen, wann die Felder sich in der Gegenwart an genau demselben Ort, denselben Koordinaten, befinden würden wie im Juni 1964. Dann, eines Nachts im März 1994, war er zu seiner zweiten Reise durch den Korridor aufgebrochen. Diesmal war er bloß zwölf Stunden weggeblieben, lange genug, um zu erledigen, was er erledigen wollte, aber nicht so lange, dass Verdacht aufkam. Zwei Tage nach dieser zweiten Reise hatte er damit begonnen, Geld von den Konten seiner Frau abzuzweigen.
    Insgesamt hatte er fast eine halbe Million unterschlagen, für sie ein Taschengeld, und innerhalb mehrerer Monate hatte er das Geld in Schmuck umgesetzt, ihn zurück in die Sechziger transportiert und dort verkauft. Ja, er hatte Verlust gemacht, weil der Schmuck natürlich zum Zeitwert der Sechziger wegging. Aber es war auch viel billiger, in jener Zeit zu leben, und außerdem war das Bargeld Sixties -Bargeld. Er hatte unter verschiedenen Namen in verschiedenen Städten Bankkonten eröffnet und dann ein Leben für sich als Peter Wheat etabliert.
    Mit den Kenntnissen seiner eigenen Zeit war es kein Problem, in den Sechzigern Geld zu verdienen. Er wusste, welche Aktien er kaufen musste, welche Grundstücke an Wert zulegen würden, auf welche Firmen er achten musste. Er erwarb mehrere Mietshäuser, die einen anständigen monatlichen Gewinn abwarfen, und als sie sich im Wert verdoppelt hatten, verkaufte er sie und kaufte neue. Da er wusste, welche künstlerischen Trends angesagt wären, investierte er auch in Gemälde und verfügte jetzt über eine hübsche Sammlung originaler Andy-Warhol-Werke.
    Von Zeit zu Zeit gab er einige technische Wunderwerke, die er durch den Korridor mitbrachte, an Menschen weiter, die verstehen würden, was damit zu tun war. Erst letztes Jahr war er in den Nordwesten geflogen, in die Gegend, in der ein sehr junger Bill Gates lebte, und hatte ihm einen Laptop-Computer überreicht. Hier, Junge, mach was draus. Vor zwei Jahren hatte er Douglas Engelbart ausfindig gemacht und ihm eine Computermaus und einen Laptop gegeben. Dieses Jahr, das wusste er, würde Engelbart die Computermaus erfinden. Er mischte sich ein, und er tat es auf eine geringfügige Art und Weise, die aber das Potenzial für große und entscheidende Veränderungen barg.
    Er bemühte sich jedoch nicht, Leben zu retten oder öffentliche Persönlichkeiten vor möglichen Gefahren zu warnen. Er nahm keinen Kontakt zu Lennon auf. Er flüsterte Ronald Reagan nicht ins Ohr. Er hatte Warhol nie geraten, sich von der Verrückten fernzuhalten, die ihn vor zwei Wochen fast umgebracht hatte. So etwas würde Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und Aufmerksamkeit war das Letzte, was Wheaton wollte. Es gab nur ein einziges Leben, das er zu retten beabsichtigte.
    Er stand eine Weile auf dem kleinen Friedhof und dachte daran, wo er gewesen war und wohin er wollte. Und beim Denken sprach er mit jedem der Kinder, er bedankte sich bei ihnen und entschuldigte sich. Er hatte sein Bestes gegeben, um sie zu retten. Was hätte er mehr tun können?
    Wheaton war so mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, dass er den Wagen in seiner Auffahrt gar nicht bemerkte, bis er fast das Haus erreicht hatte. Da war es schon zu spät, umzudrehen. Der Sheriff hatte ihn gesehen.
    »Abend, Pete«, rief er und winkte.
    »Hey, Joe Bob. Ich hab Kaffee da.« Lock ihn ins Haus. Bloß weg vom Schuppen. Großer Gott. Was zum Teufel will der Kerl hier? »Ich wollte gerade Abendessen machen. Willst du bleiben?«
    »Ich kann nicht lange. Meine Frau hat Kalbfleisch für heute Abend gekauft. Aber ich nehme gerne einen Kaffee.« Joe Bob Fontaine deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Ich habe Rusty abhauen sehen, als wäre der Teufel hinter ihm her.«
    »Teenager«, sagte Wheaton, verdrehte die Augen, und Fontaine lachte.
    »Ja, was du nicht sagst.«
    Fontaine hatte drei Teenager, zwei Jungs und ein Mädchen, und

Weitere Kostenlose Bücher