Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
Vom Netzwerk:
jemanden, der meinen Rasen mäht und ein paar Arbeiten am Haus erledigt.«
    Das ungute Gefühl in Wheatons Magengrube fraß sich ein bisschen tiefer. »Das mache ich, Joe Bob.«
    Fontaine stieg in seinen Wagen und fuhr durch den Wald davon. Wheaton stand in der Auffahrt und winkte, Fragen hagelten auf ihn nieder. Wann hatte Rusty mit Fontaine darüber gesprochen, sich Geld dazuzuverdienen? Warum hatte er Wheaton nichts davon gesagt? Aber, wichtiger noch, warum würde Rusty ausgerechnet den Sheriff ansprechen?

Elf
    Annie wusste, dass sie in das Kaninchenloch gefallen war, sie befand sich jetzt im Wunderland, und das weiße Kaninchen führte sie herum. Aber es war die Raupe, die flüsterte: Iss dies, trink das. Die Raupe sah allerdings nicht ganz richtig aus. Ihr Gesicht war dunkel, sie rauchte auch keine Pfeife, und sie hatte einen Menschenkörper.
    Jetzt knabberte Annie am Rand eines Pilzes und begann plötzlich zu wachsen und zu wachsen. Innerhalb von Sekunden schien sie drei Meter groß zu werden, und sie konnte Musik hören, jemand sang über das weiße Kaninchen. Geh, frag Alice. Sie ist drei Meter groß. Hier oben, wo sie war, konnte sie jemanden unten auf dem Sofa liegen sehen, ein Mädchen, eindeutig ein Mädchen, sie konnte sehen, wie das Haar des Mädchens sich auf dem Kissen ausbreitete. Eine groß gewachsene Schwarze kümmerte sich um das Mädchen, sie kühlte ihre Füße mit feuchten Tüchern, sie hob ihren Kopf und drängte sie, aus einer Tasse zu trinken. Hin und wieder sang die Schwarze und paffte eine Zigarre, sie blies Rauch über den Körper des Mädchens.
    Plötzlich schrumpfte Annie und flog höher, höher, höher, bis zur Decke, dort verharrte sie und sah die Schwarze am Herd stehen. Sie nahm einen Behälter nach dem anderen auf, schüttete einige der Inhaltsstoffe in den Topf, rührte, schnupperte, rührte, gab noch etwas hinzu. Annie sank tiefer, näher heran an das Mädchen auf dem Sofa, und sie sah ihr eigenes Gesicht, ihren eigenen Körper, und plötzlich befand sie sich wieder in diesem Körper, konnte aber ihren Blick nicht fokussieren.
    »Alice?«, murmelte sie. »Bist du Alice?«
    »Nein, Schätzchen, ich bin Lydia. Und du musst mir helfen, gesund zu werden, okay? Trink ein bisschen hiervon.«
    Die Hand der Frau schob sich unter Annies Kopf, hob ihn an. Sie schmeckte etwas Warmes und Süßes, und es schmeckte so gut, als es durch ihren staubtrockenen Hals rann, dass sie nach mehr bettelte. Mehr. Die Frau hielt ihr wieder die Tasse an die Lippen, und Annie trank. »Das reicht jetzt. Das lässt das Fieber sinken und bringt dich wieder auf die Beine.«
    Annie liebte den Klang der Stimme dieser Frau – Wie hieß sie noch? Wie hieß sie? Alice oder Lydia? Oder ganz anders? – und begann, ihr irgendwohin zu folgen. Aber sie fürchtete, wenn sie der Frauenstimme folgte, wäre sie wieder wehrlos, und der Mann würde zurückkommen.
    »Hör mal«, sagte sie heiser und griff nach der Hand der Frau. Sie umklammerte sie fest, angsterfüllt, dass sie nur ein Traum oder ein Geist wäre. »Bist du echt?«
    »Oh ja.«
    »Finde meine Mom, bitte. Der Mann … er hat mich von dem Strand entführt, wo meine Mom und ich …«
    »Pssst, meine Kleine. Du hast hohes Fieber und bist …«
    »Nein, hören Sie«, zischte Annie und klammerte sich an den Arm der Frau, sie zog sich hoch in den Sitz. Das Zimmer schwankte wie ein Boot, ihr Atem schien in ihrem Hals festzustecken, und einen Augenblick lang glaubte sie zu ersticken. Dann drangen die Worte wie ein Strom aus ihr heraus. »Er kam mit einem Gips am Arm an den Strand und hat gesagt, sein Motor sei kaputt, und ob wir Werkzeug hätten, und meine Mom konnte ihn nicht einfach wegschicken, und er hat sie mit dem falschen Gips geschlagen, und ich bin davongelaufen, und er hat mich verfolgt und und und … und ich weiß, sie findet mich, denn sie und ich stehen in Verbindung, und sie weiß immer, was mir passiert, und …«
    Annie sackte zurück in das Kissen, erschöpft. Die Hündin steckte ihren Kopf unter Annies Arm, leckte ihr Gesicht, ihren Arm, wieder ihr Gesicht.
    »Du musst mir etwas versprechen.« Die Schwarze beugte sich zu ihr näher runter. »Mach ihn nicht wütend. Ich tue, was ich kann, um dir zu helfen. Du kannst Rusty vertrauen, und er kann mir immer eine Nachricht von dir bringen. Er ist nicht glücklich über die Situation. Er ist auf unserer Seite. Aber ich muss vorsichtig sein, ich darf Rusty nicht in Gefahr bringen. Verstehst du, was ich

Weitere Kostenlose Bücher