Die Spur der verlorenen Kinder
allerdings wurde sein blondes Haar langsam dünner und grau. Er hatte ein nettes, vom Wetter gegerbtes Gesicht und kam Sheppard eigenartig bekannt vor. Aber im Moment schien ihm jeder bekannt vorzukommen. Der Mann trug Kakishorts, ein Baumwollhemd und Mokassins.
»Shep, das ist Ross Blake«, sagte Emison.
Der Mann, der sich mit dem Bürgermeister angelegt hatte. Der Mann, dem Tango Sea and Air gehörte. »Ist mir ein Vergnügen, Mr Blake«, sagte Sheppard und streckte seine Hand aus.
Blakes Lächeln war aufrichtig gemeint, aber kurz, beinahe schüchtern. »Ich habe die Berichte in den Medien verfolgt, Agent Sheppard, und ich habe Doug angerufen und gefragt, wie ich helfen kann.«
»Unser Budget ist praktisch ausgereizt«, erklärte Emison. »Ich habe Ross gesagt, wir brauchen Flugzeuge und Piloten.« Emison deutete auf die drei Wasserflugzeuge. »Und die stellt er uns für die Suche zur Verfügung.«
Sheppard fragte sich sofort, was Blake damit bezweckte, dann schalt er sich, derartig misstrauisch gegenüber den guten Taten anderer zu sein. »Das ist sehr großzügig, Mr Blake. Aber das FBI least seine Flugzeuge von Ihnen. Sie werden dadurch Geld verlieren.«
»Es geht überhaupt nicht ums Geld. Bei einer solchen Sache … mit Kindern … auf der Insel, auf der man zu Hause ist …« Er schüttelte den Kopf. »Das berührt einen.«
Blake zog zwei Visitenkarten aus seiner Hemdtasche. Sheppard fiel auf, dass Blake die ganze Zeit, die sie hier standen, seine linke Hand in der Tasche seiner Kakishorts stecken ließ, und fragte sich, was es damit, falls überhaupt etwas, auf sich hatte.
»Wenn Sie die Flugzeuge brauchen, wählen Sie eine der Nummern auf den Karten. Die Piloten leben alle hier in der Gegend und können in fünf Minuten vor Ort sein.« Er gab jedem von ihnen eine Karte, auf der ein doppeltes B in Gold prangte, das Logo von Blake Builders. »Jederzeit, Tag und Nacht.« Er machte eine Pause. »Doug erwähnte, dass die Frau und ihre Tochter praktisch ihre Familie sind, Agent Sheppard.«
Er nickte und wünschte, dass Emison den Mund gehalten hätte. »Ich kenne sie schon lange, ja.«
»Seit dem Fall in Lauderdale.«
»Stimmt.« Sheppard wurde die Situation immer unangenehmer, und Blake musste es gespürt haben.
»Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Suche nach ihnen.« Blake wandte sich an Emison. »Doug, passen Sie auf sich auf und rufen Sie jederzeit an.«
Er ging auf ein Boot zu, das am Ende des Piers befestigt war, stieg ein, löste die Leine und fuhr davon Richtung Norden. Emison grinste. »Schwer beeindruckend, oder?«
»Aber warum macht er das?«
»Er ist geschieden, hat zwei Kinder, sieht sie nicht viel. Die Ex ist irgendwo im Norden der Keys. Dir ist nicht klar, wie solche Fälle auf die Leute wirken, Shep.«
»Warum hast du Leo nicht hergeholt?«
»Ross hat eindeutig nach dir gefragt, dem Agenten, der die Ermittlungen leitet.«
»Nicht, wenn man Leo glaubt.«
Emison runzelte seine dicke kleine Nase. »Scheiß auf Leo. Soll der doch glauben, was er will.«
Interessant, dachte Sheppard. »Haben deine Leute etwas gefunden?«
»Nicht das Geringste. Sie haben rund um die Uhr gesucht, 1500 Quadratkilometer Golf und Bay. Nichts. Wir gehen heute wieder raus in das schwarze Wasser.«
»Seid vorsichtig dort. Als wir mit dem Zodiac unterwegs waren, haben wir Funk- und Handyempfang verloren, Kompass, sogar die Taschenlampen.«
»Ja, so was ist uns auch schon passiert.«
Sheppards Handy klingelte wieder. Er bedankte sich bei Emison, sagte ihm, dass er den Anruf annehmen müsste, und eilte den Anleger entlang, das Telefon ans Ohr gepresst. Es war die Archivarin des Bezirksgerichts. Sie sagte, sie hätte seine Nummer von Agent Gutierrez erhalten, das wäre hoffentlich in Ordnung. Sie hatte eine eigenartige Information über die Eigentumsverhältnisse des Savoy-Grundstücks herausgefunden, ob er vielleicht ins Gericht kommen könnte?
Sheppard dachte daran, dass Durchbrüche bei Ermittlungen oft in Dreiergruppen daherkamen. Die Entdeckung der Gräber war der erste Durchbruch, vielleicht würde die Information über das Grundstück an der Savoy der zweite sein.
Die Archivarin Vicki Webber war eine attraktive Frau Anfang fünfzig, die eindeutig die Merkwürdigkeit der Situation begriff und gleich zur Sache kam. »Es gibt deutliche Inkonsistenzen bei diesen Informationen, Agent Sheppard, also werde ich Ihnen einfach sagen, was ich habe, und Sie können dann weitersehen.«
Sie saßen in ihrem
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